Zwei Interjektionen an der Grenze zur Silbenwerdung.
Wenn wir sagen, es tut weh, dann können wir sicher sein, daß das h eine Erfindung der Orthografien ist. lautlich aktiv ist nur das Wé und diese offene Langsilbe ist uralt und die Grundform, auf die alles um Weg zurückgeht. Die Schnee-Wehe und die Wehen der Frau sind homoiorhiz, genauso, wie das Wehen des Windes. Der Wind (h)eult, und die Frau in Wehen auch, auch dann, wenn niemand dabei mehr an die Eule denkt. Das ganze ist ein zeitlich langer Prozess, wenn der wind weht und die Frau wehen hat, deswegen ist das lange e auch adäquat. Wenn man dem Wehen des Windes zuhört, könnte man sich auch ein Wuhen oder Wohen vorstellen, aber das e hat sich durchgesetzt. Magyarul fui a szél.
Auch unser wähnen, welche mir seinem Wahn, das ä aus orthographischen Gründen erhalten hat, enthält das Länge assoziierende We aus Weg, denn etwas wähnen, heißt von weit her (im übertragenen Sinne) herholen. Und weinen ist wehen unter dem unmittelbaren Assoziation der lösenden Wirkung von Vinum.
Daß die dieser Knoten alt ist, erkennt man an van victis und an der Tatsache, daß im ung. bőg-ni weinen bedeutet und bő-ség die Fülle, bő-viteni - weiten. Das ist genau invers zum indoeuropäischen Verhältnis.
Daß das wé die Grundbedeutung Schmerz von Anfang an! mitträgt und der Schmerz mit (zeitlicher) Länge assoziiert, erkennt man an den beiden Bedeutungen von dauern (es braucht Zeit) und (bemitleiden), auch in Wesen und we-ilen gehören hierher. Es kann sogar sein, daß der Schmerz die primäre Bedeutung ist, weil subjektiv erfahren, während die Länge des Weges nur objektiv erfahrbar.