Religion und Sprache im ORF

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Religion und Sprache im ORF

Beitragvon Odinus Thorus » Do 27. Apr 2023, 22:42

„Unser besagter Beauftragter soll zweihundert“ Schwarze (im Original das N-Wort) „an Bord des Schiffes bringen und so viele weitere, wie er bereitstellen und das Schiff bequem tragen kann (…), und dann weiterfahren (…) zum Potomac River in Maryland und sie an Mr. Edward Porteus, Mr. Christopher Robinson und Mr. Richard Gardiner ausliefern.“

Quelle: https://orf.at/stories/3314153/

Wenn die Juden zum ttragrammaton Ha Schem sagen und hier zur Erklärung von Schwarze (im Original das N-Wort) steht, dann ist das im schlechtesten Sinne ein Ausdruck von Religion!
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Re: Religion und Sprache im ORF

Beitragvon marcus03 » Fr 28. Apr 2023, 09:12

Odinus Thorus hat geschrieben:Wenn die Juden zum ttragrammaton Ha Schem sagen und hier zur Erklärung von Schwarze (im Original das N-Wort) steht, dann ist das im schlechtesten Sinne ein Ausdruck von Religion!

Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Ha Schem/Der Name oder Adonai sind Ehrfurchtsbegriffe für ein Wesen,
das spätestens seit und laut Jesus keine (optisch beeindruckenden Ehrfurchtserweise
mehr braucht noch will außer dem,
wofür der Deus Christianus steht: für radikale, konkrete Liebe ohne Brimborium
und Show-Tamtam, auf die schon die Propheten des AT verwiesen.
Wenn Gott Liebe ist (Joh), besteht der einzig wahre Sinn von Religion und Gottesdienst
in praktizierter Nächstenliebe, um wenigsten im menschlich Bereich die
grausamen Gesetze der Evolution etwas auszuhebeln und abzumildern.
Ostern ist nicht mehr und nicht weniger die Hoffnung, dass Liebe Zukunft hat,
eine absolute in und bei Gott, was immer das konkret heißen mag.
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Re: Religion und Sprache im ORF

Beitragvon Odinus Thorus » Sa 6. Mai 2023, 18:06

OK.

Also, Ha-schem (der Name, oder besser: das, was man Hört von SchinMemAyin - hören), war ein Deckname für den Namen, die 4 Buchstaben, das Tetragrammaton, wie die Griechen sagten, JodHeWawHe, den auszusprechen durch die priesterliche Praxis tabuisiert war. Das Tabu wollte niemand, die Wissenden aus nachvollziehbaren, die Unwissenden aus Pietät auch immer, verletzen, also einigte man sich auf eine Umschreibung. Das ist das Wesen eines Tabus. Hinter dem Tabu lauert das Mana, eine Kraft, die geweckt werden könnte mit unheimlichen Folgen. Natürlich arbeiteten die Wissenden dabei mit Angst.
Denselben Stand haben wir in D. bei dem Wort Neger erreicht. Man spricht vom N-Wort, und jeder hier weiss, das das Wort Neger gemeint ist. Es ist tabuisiert, und das Mana hat den Tabubrecher Palmer getroffen.
Das N-Wort-Verbot: Über den verzweifelten Versuch, die Wirklichkeit zu korrigieren

Quelle: https://www.focus.de/politik/deutschlan ... 69801.html

Man muss zwei Ebenen dabei unterscheiden. Das Deutsche Wort Neger ist nie ein Schimpfwort gewesen. Im Gegensatz etwa zu dem amerik. Nigger. Als ich Kind war, las uns meine Mutter (Methodistin-Baptistin) Abend für Abend Onkel Toms Hütte vor. Es war eine Ausgabe von vor dem WK1. Man sollte sich fragen, warum die Übersetzer damals schon das amerik. Wort Nigger in der dt. Übersetzung im Original beliessen. Die Antwort ist ganz einfach. Weil das dt. Wort Neger nicht diesen abwertenden rassistischen Klang hatte. Ich muss hier auch keine Chamberlain-Texte zitieren, um den besonders abwertenden Klang des amerik. Wortes - im Gegensatz zum Deutschen Neger - zu demonstrieren.

Die Tabuisierung in Deutschland heute dagegen ist eine Forderung der polit. Disziplin gegenüber dem grossen Bruder. Weil in dessen Geschichte mit dem Wort Neger Rassismus transportiert wurde, hat das in dessen Kolonien auch so gewesen zu sein, quasi par Ordre du Mufti. Die Wirklichkeit spielt dabei keine Rolle. Die Macht will nie Differenzieren. Den polit. Druck kann man am besten erhöhen, wenn man nicht differenziert, sondern alle und alles über einen Kamm schert. Und wenn man Krieg führt braucht man Druck.
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Re: Religion und Sprache im ORF

Beitragvon Sapientius » So 7. Mai 2023, 08:18

..., den auszusprechen durch die priesterliche Praxis tabuisiert war.


Das war anders, das war durch ein Gottesgebot verboten: "Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen!"

In Südamerika ist "la negra" oder negrita ein Kosewort aus der erotischen Sphäre, es drückt Hochschätzung aus, es ist das, was in der lat. Elegie "domina" genannt wird (Properz).
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Re: Religion und Sprache im ORF

Beitragvon Odinus Thorus » So 7. Mai 2023, 09:35

Sapientius hat geschrieben:
..., den auszusprechen durch die priesterliche Praxis tabuisiert war.

Das war anders, das war durch ein Gottesgebot verboten: "Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen!"

Das scheint mir ein spätes, unrichtiges Argument, zur Erklärung des Tabus, Sapientius, denn das Wort Missbrach impliziert den rechten Gebrauch. In den Psalmen noch, die ja älter als die priesterliche Kompilation Bundesbuch, steht mehrfach die Aufforderung, ihn anzurufen, also den Namen zu gebrauchen. Auch hier gilt die Regel: Abusus non tollit usum.

In Psalm 145,18 steht die Aufforderung, Gott anzurufen: "Der HERR ist nahe allen, die ihn anrufen, die ihn ernstlich anrufen." Diese Bibelstelle besagt, dass Gott allen nahe ist, die ihn anrufen und ihn ernsthaft suchen. Es ist eine Ermutigung, dass Gott immer für uns da ist und uns hört, wenn wir ihn anrufen. Die Aufforderung, Gott anzurufen, ist ein wiederkehrendes Thema in den Psalmen und wird oft als eine Möglichkeit dargestellt, um Trost, Hilfe und Führung von Gott zu erhalten. Andere Psalmen, die die Aufforderung enthalten, Gott anzurufen, sind Psalm 50,15 und Psalm 91,15.

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Re: Religion und Sprache im ORF

Beitragvon Sapientius » Di 9. Mai 2023, 09:29

... steht mehrfach die Aufforderung, ihn anzurufen, also den Namen zu gebrauchen.


Du verwechselst Anrufung und Namensnennung; die Anrufung erfolgt ohne Namensnennung, du kennst doch: "Vater unser im Himmel ...", nicht: "Jahweh im Himmel ...".
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Re: Religion und Sprache im ORF

Beitragvon Odinus Thorus » Di 9. Mai 2023, 10:16

Ich denk, den Namen zu nennen, ohne ihn anzurufen, also zum Zwecke theoret. Unterweisung etwa, ist unnütz (missbrauch) und damit Tabu.
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Re: Religion und Sprache im ORF

Beitragvon marcus03 » Di 9. Mai 2023, 15:30

Sapientius hat geschrieben:"Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen!"

Was heißt das konkret?
Wann gebraucht man den Namen richtig? Wo und wie?
Beispiele?

Wenn Waffen gesegnet werden, zu Kreuzzügen aufgerufen wird, Angst bis hin zum Psychoterror gemacht wird,
Gott von einer Religion exklusiv beansprucht wird, Andersgläubige verfolgt und umgebracht
werden, nur von einer Religion richtig definiert wird und diese allein ihn richtig zu deuten
und seine Willen zu kennen behauptet, wenn marode Herrschaftsstrukturen legitimiert werden
u.ä.m. ???
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Re: Religion und Sprache im ORF

Beitragvon Sapientius » Mi 10. Mai 2023, 17:46

Was heißt das konkret?


Das bleibt abstrakt.

Wann gebraucht man den Namen richtig? Wo und wie?


Gar nicht. Nirgends. Auf keine Weise.

Beispiele?


Gibt es grundsätzlich nicht.

Ihr solltet euch mal mit den Grundlagen der jüdischen Religiion vertraut machen!

Gott ist vorgestellt als etwas den Menschen überwältigendes, und deshalb darf man ihm nicht zu nahe kommen. Das ist auch sprachlich zu verstehen.
Die Hebräer haben ein anderes Bild vom Verhältnis Wort - Sache; für uns haben sie nichts gemeinsam außer die gedachte Beziehung, die "Bedeutung"; die Juden aber sehen das zusammen; das fängt schon auf der Vokabelebene an: "davar" bedeutet zugleich Wort und Sache, die Juden sehen das ineins, wir nicht.
Einige biblische Ausdrücke sind auffällig:
- "Gott sprach, es werde Licht, und es ward Licht"; es heißt nicht: Gott schuf das Licht.
- "Ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach; aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund", ein Bibelzitat im Gottesdienst: wir möchten meinen, ein Wort macht nicht einen gleich gesund;
- Jesus fragte die Jünger: Wollt auch ihr gehen? Da sagte Petrus: Wohin sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens"; wir möchten meinen, Worte allein garantieren kein ewiges Leben.
- "Im Namen des Vaters ..." beten die Christen, soll heißen "in der Vollmacht ...".
- "Im Namen des Volkes ...", so ergehen die Urteile, d.h. verbindlich.

Im modernen Verständnis ist der Name ein Symbol, das einem Gegenstand "zugeordnet" wird; zuordnen ist eine rein subjektive, gedankliche Handlung, und auch willkürlich, wie bei Passwörtern.

Die moderne Denkart ist analytisch, trennend, die jüdische ist synthetisch, verbindend.

Ganz so gegensätzlich ist es auch wieder nicht: wenn wir den Namen einer Datei im Directory löschen, dann existiert diese Datei nicht mehr. In dieser Hinsicht sind also auch für uns Name und Sache verbunden.
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Re: Religion und Sprache im ORF

Beitragvon mystica » Mi 10. Mai 2023, 19:48

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Re: Religion und Sprache im ORF

Beitragvon Odinus Thorus » Mi 10. Mai 2023, 19:59

Sapientius hat geschrieben:
e Hebräer haben ein anderes Bild vom Verhältnis Wort - Sache; für uns haben sie nichts gemeinsam außer die gedachte Beziehung, die "Bedeutung"; die Juden aber sehen das zusammen; das fängt schon auf der Vokabelebene an: "davar" bedeutet zugleich Wort und Sache, die Juden sehen das ineins, wir nicht.

Die moderne Denkart ist analytisch, trennend, die jüdische ist synthetisch, verbindend.

Ganz so gegensätzlich ist es auch wieder nicht: wenn wir den Namen einer Datei im Directory löschen, dann existiert diese Datei nicht mehr. In dieser Hinsicht sind also auch für uns Name und Sache verbunden.


Das siehts Du ganz gut, Sapientius. Denk mal an die Etymologie des dt. Wortes Ding. Auch hier ging die Bedeutung vom der Einrichtung (dem Wortgeschehen bei der Gerichtsverhandlung (Thing) auf die Sache über.

Und, was Mysticas Ausführungen gegen Dich angeht, muss ich leider Mystica voll bestätigen. Habe sehr viel Judaika gelesen, Scholem fast alles, u.v.a.m. Nur in einem irrt Mystika imho. 1. Das Christentum gibt es nicht, und was es nicht gibt, kann man schon gar nicht verstehen. Den Leib Christi kann man nicht verstehen, auch vom Judentum her nicht (sonst hätten die Juden ihn ja "verstanden", nur essen! Mandukare!
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Re: Religion und Sprache im ORF

Beitragvon mystica » Do 11. Mai 2023, 07:23

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Re: Religion und Sprache im ORF

Beitragvon Odinus Thorus » Do 11. Mai 2023, 09:01

mystica hat geschrieben: Die priesterliche Konsekration des Leibes und Blutes Christi geht auf die Einsetzungsworte Jesu beim jüdischen Paschamahl zurück. Denn Jesus feierte wie alle Juden seiner Zeit den jüdischen Sederabend, der an den Auszug der Juden aus Ägypten erinnert. Es ist aber wichtig zu betonen, dass Jesus selbst als praktizierender Jude niemals diese Worte gesagt haben kann: "trinkt mein Blut zur Vergebung der Sünden" (Mt 26, 28f) und "Wer mein Fleisch isst und trinkt mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm."

siehe unten ....


mystica hat geschrieben:Joh 6,56), weil den Juden von der Torah streng verboten ist, Blut zu genießen (Levitikus 17,12).

Das stimmt nicht ganz, Mystika, es geht um Opferblut. Es ist dem Mohel Sitte, nach dem Schnitt, den Schniedel abzulutschen, ebenso ist es nicht verboten, eine Wunde, etwa an der Hand, abzulecken.

mystica hat geschrieben:Diese Wandlungsworte wären also dem Juden Jesu völlig suspekt und eine große Blasphemie gewesen. Daher muss wohl gesagt werden, dass die Evangelisten jene Worte in dem Mund Jesu gelegt haben, um Jesus in einer Apotheose zu verklären, was aber mit dem historischen Jesus als Jude nicht mehr viel zu tun hat. Die Realpräsens Christi im Altarssakrament ist wahrlich ein Mysterium Fidei, dass nur im festen Glauben an den auferstandenen Christus erfahren werden kann.

Ebenso möchte ich zu bedenken geben, dass wir nicht wissen, was aus althebräischen Kulten als Residuat in diversen Familientraditionen hängen geblieben ist. Ich bin bei diesen messerscharfen morgensternschen Schlüssen, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, etwas vorsichtig geworden.
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Re: Religion und Sprache im ORF

Beitragvon mystica » Do 11. Mai 2023, 10:56

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Re: Religion und Sprache im ORF

Beitragvon Odinus Thorus » Do 11. Mai 2023, 12:41

mystica hat geschrieben:Die jüdische Religion lehrt besonders streng den absolut tranzendenten G-tt Israels.


Mal echt, Mystika, was die "jüdische Religion" lehrt, und besonders was sie "streng" lehrt, ist ein Sache. Die andere Sache ist, wie das Leben spielt. Israel hat ca. 8 Mio. Einwohner. Wieviel sich davon an die Halacha halten, sind ca. 1,5 Mio, wieviel sich davon "streng" an die Regeln halten, sind vllt. 500 Tsd. und auch unter denen gibt es noch diverse, sich teilweise widersprechende Traditionen. Und was machen die anderen 6,5 Mio.? Sie leben, und niemand kann genau alles wissen, was sie so machen, den ganzen Tag. Ebenso war es zu Jesu Zeiten. Man darf auch nicht vergessen, dass Religionen zu initiieren ein äusserst lukratives Geschäftsmodell ist. Und im Allgemeinen werden die Juden nicht als geschäftliche Versager betrachtet.
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