weil der Humanismus per se nach katholischer Lehrtradition immer ein großes Ärgernis war, da er den Menschen vergötze
Für manche Auswüchse von Personenkulten haben Kirchenvertreter damit sicherlich Recht. Ich denke da an die Ohnmachtsanfälle von Jugendlichen angesichts von bestimmten Musikern oder Software-Entwicklern, ich denke auch an Haloeffekte, wo auf Grund einer guten Eigenschaft einer Person ihr auch auf anderen Gebieten gute Eigenschaften (unsinnigerweise) zugeschrieben werden, im weitesten Sinne denke ich an das gesamte permanente Posten und Liken des eigenen Lebens als systemisches Einfordern von Bewunderung...
Zudem fürchten Kirchenvertreter, dass die Eingriffe in die Natur der Welt und die des Menschen sowie die Schaffung der KI als "eigenem Menschenentwurf" Denkansätze sind, bei denen der Mensch sich zu Gott machen will.
Ich aber meine, dass nur bei einem kleinen Teil der Menschheit die Leistungen derart überhöht werden, dass man von Vergötzung sprechen kann. Wenn der Humanismus den Menschen in den Blick nimmt, dann meint er die Würde jedes einzelnen Menschen: Mitempfinden, Gerechtigkeit, Hochschätzung, Vorschußvertrauen, ein geduldiger und zugewandter Umgangston. An diesen Umgangsformen fehlt es da wohl eher auf allen Ebenen, vom Nahfeld bis zur Weltgemeinschaft, und besonders international. Es herrscht da ein großer Mangel, Ausbeutung und Co stehen an der Tagesordnung. Dagegen werden Verzicht und Rück- und Rücksichtsnahme, die Kunst, auch einmal aufzuhören und anderen Freiräume zu lassen wenig gehypt. Eine Gefahr, wo da ein Humanismus jemals in Vergötzung umschlagen könnte, sehe ich nicht.