@chefren
Naja, 15 Punkte war bei uns im Jahrgang jetzt keine unglaublich seltene Note. In Mathematik, Latein, Chemie, Physik und Musik gab's so was öfters mal - auch in den Zeugnissen.
@aprica
Wenn in Palermo zu Besuch ist, bekommt man nicht unbedingt so unglaublich viel vom Alltagsleben mit. Sicher erscheint uns die sizilianische Gesellschaft in manchen Beziehungen - besonders was gewisse "Freiheiten" der jüngeren Generation betrifft - antiquiert, man fühlt sich um ca. 30-40 Jahre zurückversetzt (in Neapel sind es ein paar Jahre weniger). Allerdings ist Palermo eine Großstadt und war schon immer sehr weltoffen. Der Unterschied zu Nordeuropa ergibt sich aus unterschiedlichen Moralvorstellungen und einer dadurch etwas anders strukturierten, "patriarchalischeren" bzw. hierarchischeren Gesellschaft. Ein zentrales Stichwort ist in diesem Zusammenhang der Begriff der "Ehre" (z.B. der Familie). Ich kenne Fälle von Sizilianern, die aus Sizilien ausgewandert sind, weil sie arbeitslos waren und nicht als "schwarze Schafe" der Familie dastehen wollten. Das Interesse an der Bewahrung der "Ehre" führt natürlich auch dazu, daß abendliche Discobesuche junger Mädchen von vielen Eltern nicht durchweg geduldet werden und daß auf die Mädchen generell gut aufgepaßt wird. Fälle, in denen z.B. unverheiratete schwangere Mädchen zur Heirat oder Abtreibung gezwungen werden, gibt es natürlich auch noch (es wird berichtet, daß sizilianische Mädchen immer noch zur recht gefährlichen Methode des Trinkens von Petersiliensud greifen, um eine Fehlgeburt zu provozieren). Das alles ist aber nicht unbedingt auf Süditalien oder Sizilien beschränkt.
Dieser Druck, der von der Familie (meist in vertikaler Richtung von oben nach unten bzw. von alt nach jung) auf die einzelnen - besonders die Jüngeren - angewandt wird, um einen bestimmten, für die Familie typischen Lebensstil zu erzwingen, ist dort noch viel stärker ausgeprägt als im Norden. Dadurch ist natürlich auch die "klassische" Rollenverteilung viel stärker präsent als bei uns (die Scheidungsrate ist allerdings auch relativ niedrig, dazu habe ich
DIESE STATISTIK gefunden).
Was die berufliche Situation angeht, so hat sich in den letzten Jahren viel gebessert. Palermo und Catania haben gute Universitäten, an denen natürlich auch viele Studentinnen zu finden sind. Aber dazu steht ja auch einiges in den Artikeln aus meinem letzten Post (warum solltest Du keine Zeitungsartikel verwenden dürfen?). Frauen sind jedenfalls auch in akademischen Berufen inzwischen recht häufig zu finden.
RM