Salve Mystica,
vorab: Ich bin auch Eine aus den "homines novi".
mystica hat geschrieben:Ich würde behaupten wollen, dass Dir das Lernen der medizinischen Terminologie leichter gefallen sei als jemand
Behaupten kann man viel, "behaupten" ist der Zwilling von "glauben". Und glauben tut man das, was man nicht weiss. Es wäre kein gutes Zeugnis für ein Gymnasium, wenn ein Absolvent oder eine Absolventin des Typs A oder B dieser Schule Mühe mit der medizinischen oder juristischen Terminologie in diesen Studiengängen hätte. Persönlich hatte ich kein Griechisch - weswegen ich mich, nebenbei, über Dein Zitat, "wer kein Griechisch kann, kann gar nichts" katzschwarz geärgert habe.
Aber zurück zu Deinen Anwürfen an Medicus Domesticus und iurisconsultus:
Hast Du denn das Gefühl, dass ein Abgänger mit Typus C, also Mint-Fächer und moderne Sprachen, keine "humanistische Bildung" erfahren hat? Als ich nach zwei Jahren in die klinischen Fächer kam, gab es fast ein Jahr lang im Stundenplan ein Fach namens Propädeutik (Untersuchungsmethoden). Der Chef der Pferde hielt die erste Stunde und weisst Du, was er uns als Erstes sagte? "Ich hoffe, Sie können alle Englisch. Geprüft wird, was (vor)gelesen wird und beide Bände "Equine Medicine & Surgery"." Zwei Bände, etwa anderthalb kg schwer mit damals etwa 1200 Seiten. Heute wiegen die beiden Bände zusammen 7 kg und umfassen etwa 3500 Seiten. Das Pathobuch, Smith, Jones & Hunt, "Veterinary Pathology", 1000 Seiten, "sollten Sie durchgearbeitet haben, wenn Sie ans Staatsexamen kommen", meinte der Patho-Prof. Dies so als Hinweis in Deinen Elfenbeinturm, wie das schon in den siebziger Jahren ablief.
mystica hat geschrieben: doch Grundlagen, die das Studium der Medizin erleichtern können.
Die Grundlagen, die eigentlich jedes Studium braucht, sind meines Erachtens eine gute Auffassungsgabe, ein gutes Gedächtnis und Ausdauer. Nicht zu vergessen, ein Ziel vor Augen.
mystica hat geschrieben:einem fatalen Nutzen-Kosten-Prinzip
Diesem Prinzip unterliegen heute die meisten Ausbildungen, nicht nur die akademischen. Und nur unter Letzteren gibt es Ausnahmen, unter anderem Theologie. Das ist für mich o.k., aber Du solltest es lassen, Dich so über Andere erheben zu wollen. Mir und hoffentlich Dir auch, ist ein Chirurge, der weiss, wie man den Skalpell richtig führt, lieber, als einer, der mich nach der OP mit einem Cicero-Zitat begrüsst.
mystica hat geschrieben:Es ist zu konstatieren, dass das Studium der Jurisprudenz an den staatlichen Universitäten seit den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts zu einem Massenstudium mutierte. Dies mag auch der Grund sein, warum in Deutschland keine Pflicht eines Lateinnachweises besteht, um möglichst keine zusätzlichen Hürden für das Jurastudium zu schaffen und auch ferneren Bildungsschichten ein juristisches Studium zu ermöglichen
Mit diesen Zeilen hast Du für heute den Vogel abgeschossen. Da ich, wie Du ja weisst, auch aus diesen sogenannt bildungsfernen Schichten stamme, haben mich diese Sätze besonders getroffen, auch wenn ich nicht Juristin bin. Ich denke, man studiert - was auch immer - man wird geprüft und besteht oder nicht.
mystica hat geschrieben:zu einem Massenstudium mutierte
Du solltest Dir einmal überlegen, warum Massen Jura studieren. Weil es sie braucht, weil sich die Bevölkerung vermehrt hat - bei uns seit meiner ersten Gymnasialklasse fast verdoppelt. Viele Menschen, viele Möglichkeiten, aneinander zu geraten. Und weil wir in zivilisierten Ländern wohnen, lösen wir Konflikte zivilisiert, eben mit Hilfe von Juristen und nicht mit Marschflugkörpern. Zudem ist das Jurastudium eines wenn nicht
das Studium, das nach seiner Beendigung die breiteste Palette an Möglichkeiten bietet.
Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend.
Veterinaria