Ich würde abraten von den Schablonen "genuiner Denker", "Epigone" u.dgl., mir fallen ein paar Punkte ein, die man im Auge haben sollte:
- Cicero hat in Rom erst die literarische Gattung "Philosophie" neu geschaffen und eine eigene Terminologie erfunden,
- Cicero war in erster Linie Politiker und Staatsführer, dann Anwalt, und dann Schriftsteller;
- Als Anwalt arbeitete er für Honorar, dabei konnte er die stoische Tugendlehre nicht gebrauchen, da kam ihm die Skepsis gelegen, "veri simillimum", da konnte man dran drehen
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- Die philosophische Produktion war ein Notbehelf während der Cäsar-Diktatur, er war politisch kaltgestellt, die Philosophie war seine zweitbeste Option.
- Als Cicero den Römern die griechische Philosophie öffnete, da hatte diese schon einen jahrhundertelangen Weg hinter sich, sie war schon erschlafft; da brachte auch sie keine "genuinen Denker" mehr hervor. Erst mit den Neuplatonikern kam ein neuer Aufschwung.
- Die Bedeutung Ciceros liegt in der Nachwirkung der Antike; in der humanistischen Bildung kommt er vor Platon oder Epikur.
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