nach meinem verständnis drückt ein realis ein geschehen aus, das unter einer bestimmten bedingung/ voraussetzung jedenfalls eintritt:
Einverstanden, aber nach meinem Gefühl steckt in dem Begriff Bedingung eine semantisch verpackte Ungewissheit: das Wesen einer Bedingung ist ja, dass sie eintritt oder nicht eintritt; und so kommt wieder dieser Schwebezustand in den doch nicht so realen "Realis", und deshalb hat ma ihn ja auch umgetauft.
Du möchtest diese Ungewissheit mit der Ungewissheit der Zukunft in Verbindung bringen,aber das ist hier nicht wesentlich, denn die Konditionale brauchen nicht im Futur zu stehen: "Wenn dieses Rechteck einen Inkreis hat, ist es ein Quadrat", ohne einen Zeit-Parameter.
Vllt. kann ich noch durch bessere Beispiele das Gemeinte verdeutlichen, z.B. so: "Wenn irgendeine Zahl Teiler von 12 ist, dann ist sie auch Teiler von 60", hier sieht man schon an dem Pronomen das Indefinite, es ist gar keine bestimmte Zahl genannt, Protasis und Apodosis befinden sich im Schwebezustand, möchte ich sagen. Und doch hat das Satzgefüge auch den Charakter der Eindeutigkeit, die man so greifbar machen kann: "Die Teiler von 12 sind Teiler von 60".
Man kann diese Thematik auch in einem weiteren Horizont betrachten, es liegt ein Wechelspiel von Gegensätzen vor, Unbestimmtheit der Teile und Bestimmtheit des Ganzen, der Begriff "Dialektik" fällt mir ein, das führt zu Hegel, dem dialektischen Dreischritt: These: unbestimmte Teilsätze, Antithese: bestimmtes Ganzes, Synthese: Zusammenspiel der Gegensätze im Begriff des Konditionalen; das geht letztlich auf Platon zurück: die Einheit der Idee und die Vielheit der Sinnendinge.