von Willimox » So 3. Jan 2021, 22:34
Salute, Sinatra
insula Sicanium iuxta latus Aeoliamque
erigitur Liparen fumantibus ardua saxis,
quam subter specus et Cyclopum exesa caminis
antra Aetnaea tonant, validique incudibus ictus
auditi referunt gemitus, striduntque cavernis
stricturae Chalybum et fornacibus ignis anhelat,
Volcani domus et Volcania nomine tellus.
hoc tunc Ignipotens caelo descendit ab alto.
In der Erzähltechnik dieses Abschnittes findet sich eine Art geographischer Supervision, ein Überblick, dann ein Zoom, in dem visuelle und akustische Details präsentiert werden: Insel, Höhle, Cyclopenwerkstatt .... Die Kulisse wird aufgebaut, damit dann das Ziel des feuermächtigen Gottes. Ein geogüraphisch-mythographisches Setting.
Dieser Kameraführung zugeordnet sind nun Mikroelemente wie die phonologischen Assonanzen, etwa das a und das u oder der Diphtong ae, das Tempusrelief mit dem überzeitlichen Präsens samt dem durativen Element in erigitur, tonant, anhelat... und das Agens-Perfekt oder das Agens-Präsens in "descendit". Durch das "tunc" aber iin die Vergangenheit und in die Ereignisfolge, die plotpoints, eingebaut, so dass nun nach dem "descendit" die singuläre Aktion des Waffenschmiedens in Nahaufnahme beginnen kann und damit die "eigentliche" Erzählung jenseits und nach der Beschreibung:
Vulkan in seinem Aktionsfeld. Die Landnahme des Aeneas als menschliches und übermenschliche Handlungsfeld. Soweit Ansätze einer⅞ Grobskizze....
Für Mikroanalysen deiner Aufgabenstellung - man mag sich über ihren Wert streiten - scheint mir Roman Jakobson (Poesie der Grammatik und Grammatik der Poesie, de Gruyter Berlin 2007, Bd 2) ein formidabler Zugang zu sein, da J. exhaustiv und auch ein wenig abschreckend Textanalysen bietet, die sich in ihrer Methodik und ihrem Vokabular recht gut auf poetische Texte etwa von Vergil applizieren lassen. In der klassischen Philologie gibt es gewiss auch entsprechende Mikroanalysen. Aber ....
Man vergleiche etwa Jakobsons Analyse von Brechts "Wir sind sie" im genannten Band.
greetse
ww
"alis nil gravius" (Nycticorax)