Οὔτε ἄρα ἀνθρώπους ἀξίους λόγου κρατουμένους ὑπὸ γέλωτος
ἄν τις ποιῇ ἀποδεκτέον, πολὺ δὲ ἧττον ἐὰν θεούς.
Wir sollten es also nicht akzeptieren, wenn ein Dichter ehrbare Menschen darstellt,
die vom Lachen überwältigt werden - und noch viel weniger, wenn die Götter
so dargestellt werden.
(Plato Rep. 3.388e–9a)
ἐπιτιμᾷ δὲ αὐτοῖς ὁ Ζωΐλος, ἄτοπον εἶναι λέγων γελᾶν μὲν ἀκολάστως
τοὺς θεοὺς ἐπὶ τοῖς τοιούτοις, τὸν δ᾽ Ἑρμῆν εὔχεσθαι ἐναντίον τοῦ
πατρὸς καὶ τῶν ἄλλων θεῶν ὁρώντων δεδέσθαι σὺν τῇ Ἀφροδίτῃ.
οὐκ εἰσὶ δὲ οἱ ποιητικοὶ θεοὶ φιλόσοφοι, ἀλλὰ παίζονται.
Zoïlus kritisiert die Zeilen und erklärt, dass es für Götter unangebracht ist,
dass Götter über solche Dinge zügellos lachen und dass Hermes sich wünscht
vor den Augen seines Vaters und der übrigen Götter mit Aphrodite zusammengefesselt zu werden
und der Rest der Götter zusieht.
Aber die Götter der Poesie sind nicht
philosophisch ernst, nur eine spielerische Fiktion.
(schol. T Hom. Od. 8.332 = Zoïlus FGrHist 71 F18)
Genug von Metazeugs?
Gleich zu
(2) Jokes
springen.
Zögerliche lesen (1).
(1) Gelächter und Gelichter
An der Spitze der Werteskala, da funkelt das gottbeseelte Lächeln, ein Kräuseln der Lippen, das von geistiger Erfülltheit und Erleuchtung kündet. Ganz unten scheppert das abfällige, grobe Lachen der Missgunst und des Neides. Der Engel lächelt verklärt, der Teufel lacht dröhnend Hohn.
Gottbeseeltes Lächeln, grobes Lachen und Teufels dröhnender Hohn. Das ist eine theologiekonforme Abwertung des gewöhnlichen Lachens. Sie findet sich aber auch außerhalb des religiösen Denkens. Ernsthaft ist Komik nicht, ernstzunehmen ist Komik nicht. Witzelei mag ganz nett sein, aber Gelächter, das ist nicht selten etwas für das Gelichter, Gesindel, Plebs, Pöbel, Horde, Pack, Lumpenbrut, Krapüle.
Hä?
Das Lachen ist eine meist unwillkürliche Reaktion auf etwas Komisches. Komisches entsteht recht oft bei der mehr oder minder heftigen Aggression auf logische Normen und (hoch)moralische Normen. Abgesehen davon, dass dabei Entlastung, Superioritätsgefühl, Hereinholen des Ausgegrenzten passiert:
Die Struktur von Komik und Komödien – und der Witz mag eine Art Kleinmodell der Komödie sein – ist recht gut mit der neueren Skripttheorie und der ehrwürdigen Inkongruenztheorie zu fassen: Ein komischer Text lässt in seiner Exposition eine bestimmte Ereignisfolge (ein Skript) erwarten, dann entsteht plötzlich – eine Art Kipp-Phänomen – ein völlig anderes Skript.
Erste Ideen zu einer Inkongruenztheorie des Komischen zeigen sich bereits bei Platon, Aristoteles und Horaz. In der Aufklärung, angeregt v. a. durch F. Hutcheson und J. Beattie, entstehen ausführliche Komödienpoetiken. Beattie formuliert 1778 – wie mir scheint – sehr elegant:
"Laughter arises from the view of two or more inconsistent, unsuitable, or incongruous parts or circumstances, considered as united in one complex object or assemblage“.
(2) Jokes
Für die Freunde von Komikgenuss und Komikanalyse "Material" (Witze halt, aber wohl schon - wie der Wiener sagt - rechte "Mörderwuchteln", so hoffe ich).
(a) "Grim Grom"
Der neue chinesische Botschafter hat einen Termin für ein Treffen mit dem russischen Außenminister "Grim Grom" Andrey Gromyko (1909–89). Der chinesische Botschafter stellt sich vor: "Zhuˇi Hui!"
In Gromykos Gesicht zuckt kein Muskel, er zuckt mit keiner Wimper. "Zhui sam!", antwortet er.
Der ahnungslose chinesische Botschafter fragt:
"Und wo ist Gromyko?"
(verständlicher wird dieser Witz, interpoliert man russische Phoneme und gibt deren Bedeutung an:
"Zhuˇi Hui!" = "Kau einen Schwanz".
Das slavische "sam" in GrimGroms Antwort heißt: "selber".)
(b) Zäpfchen
Der Arzt verschreibt seinem Patienten Zäpfchen. Der Mann holt sie in der Apotheke und geht heim. Er macht die Schachtel auf und nimmt ein Zäpfchen heraus - „Jessas“, sagt er zu seiner Frau, „iatz woaß i gar ned, wia i des einehma soi.“ – „Dann ruafst hoid an Dokta o!“, rät seine Frau. Der Mann geht zum Telefon und ruft an: „Sie, bittschön, Herr Dokta, wia soi i denn die Zapferl einehma?“ – „Natürlich rektal, das ist doch klar“, sagt der Arzt.
Der Mann kommt zurück zu seiner Frau. „´Rektal´ hod a gsogt. Woast du, wos des is?“ – Naa, des hob i no nia nie ghört“, sagt sie. „Ruafst hoid nomoi o und fragst´n.“ Er geht wieder zum Telefon und ruft an: „Sie, bittschön, Herr Dokta. Sie ham gsagt, i soi de Zapferl ´rektal´einehma. Wos hoasst denn des?“ – „Rektal heißt so viel wie anal“, erklärt der Arzt. Der Mann geht wieder zu seiner Frau zurück: „Er hat gsogt, ´anal´geht´s aa. Woasst du, wia des geht?“, fragt er die Frau. „Naa“, sagt die, „des hob i aa no nia net ghört. I moan, du frogst am bestn nomoi an Dokta.“
Also telefoniert der Mann noch einmal: „Sie, bittschön, Herr Dokta. Sie ham vorhin gsogt, i soi des Zapferl ´anal´einehma – wia macht ma denn des?“ Der Arzt schnauft tief durch: „Stecken sie es sich in den Hintern hinein!“
Der Mann kommt zu seiner Frau zurück.
„Und, wos hod da Dokta gsogt?“ – „Bäs is a ma.“
(c) Kurz-Schluss-Logik - Enthymema-Logik
Dieser Scherz fiel mir wieder ein, als ich bei ClaudiaK folgende Anmerkung las:
(2) Wenn marcus03 z.B. schreibt:
"Der Nachbar gönnt ihm nicht das Auto",
dann transportiert er implizit den harten Wettbewerb um Statussymbole unter Männern, was die Triebkräfte des Wirtschaftsmantras vom ewigen und maßlosen Wachstum unterstützt und die Männer untereinander zu ständigem Prahlen zwingt.
Natürlich ist das kein „Kurzschluss“, aber die Nähe zur Kurzschluss-Komik scheint mir da zu zu sein.
Ein Gespräch an der Bar, ein Mann (M) und ein Fremder (F) unterhalten sich:
M: "Sie sind Logiker? Was ist denn das?"
F: "O. k. ich erklär´s: Hast du ein Aquarium?"
M: "Ja ..."
F: "Dann sind da auch bestimmt Fische drinnen!"
M: "Ja ..."
F: "Wenn da Fische drinnen sind, dann magst du bestimmt auch Tiere."
M: "Ja ..."
F: "Wenn du Tiere magst, dann magst du auch Kinder."
M: "Ja ..."
F: "Wenn du Kinder magst, dann hast du bestimmt welche ..."
M: "Ja ..."
F: "Wenn du Kinder hast, dann hast du auch eine Frau."
M: "Ja ..."
F: "Wenn du eine Frau hast, dann liebst du Frauen"
M: "Ja ..."
F: "Wenn du Fauen liebst, dann liebst du keine Männer!"
M: "Logisch!"
F: "Wenn du keine Männer liebst, dann bist du nicht schwul!"
M: "Stimmt, WAHNSINN!"
Der Fremde geht und ein Bekannter (B) kommt ...
M: "Du, ich muss dir was erzählen: Ich hab gerade einen Logiker getroffen!"
B: "Einen WAS?"
M: "Einen Logiker. Ich erklär's dir. Hast du ein Aquarium?"
B: "Nein ..."
M: "Schleich dich, du schwule Sau!"
(d) Milch
Die 98-jährige Mutter Oberin aus Polen liegt im Sterben. Die Nonnen versammeln sich um ihr Bett und versuchen, ihre letzte Reise angenehm zu gestalten. Sie geben ihr etwas warme Milch zu trinken, aber sie will nichts.
Dann bringt eine der Nonnen das Glas zurück in die Küche. Sie erinnert sich an eine Flasche irischen Whiskey, den sie zu Weihnachten geschenkt bekam, öffnet die Flasche und gießt eine große Menge in die warme Milch. Zurück am Bett hält sie das Glas an die Lippen der alten Frau. Mutter Oberin trinkt ein wenig, dann ein wenig mehr und hat, schneller als man hätte glauben mögen, das ganze Glas bis zum letzten Tropfen ausgetrunken.
"Ehrwürdige Mutter", bitten die Nonnen ernsthaft, "bitte schenke uns etwas von deiner Weisheit, bevor du von uns gehst". Die Mutter Oberin richtet sich im Bett auf und sagte mit einem dankbar-frommen Blick nach oben und dann zu den Nonnen: "Verkauft diese Kuh nicht."
(e) Bar
Ein Betrunkener kommt aus einer Bar und wird von einer Nonne angesprochen, die an der Tür steht. Sie ermahnt ihn und erzählt ihm, wie schlecht Alkohol für sein Gehirn, seinen Körper und seine Seele ist.
Er unterbricht sie und sagt: "Wovon redest du da? Hast du jemals in deinem Leben etwas getrunken? Sie sagt: "Nein, habe ich nicht. So sagt der Betrunkene: "Wie kannst du mich dann kritisieren, wenn du es nicht erlebt hast?
Also denkt die Nonne eine Minute nach und stimmt dann zu, einen Drink zu probieren, aber sie fragt: "Welchen Drink trinken Damen? Der Betrunkene sagt: "Gin". Die Nonne sagt: "In Ordnung, ich werde es tun, ich werde etwas Gin probieren, aber lass sie es in eine Tasse füllen, damit es niemand merkt."
So geht der Betrunkene zurück in die Bar, bestellt ein Guinness für sich selbst und einen Gin in einer Kaffeetasse. Der Barkeeper schreit: "Es ist wieder diese verdammte Nonne da, nicht wahr?"
.......................
Hier in der Bar-Geschichte dürfte sich das Modell von Inkongruenz und kippenden Scripten recht gut "abbilden".
Das Lachen als Reaktion auf den Kollaps der Ermahnungsgeschichte und das blitzartige Verstehen des Nonnentricks ist hier zu beobachten: der erstaunliche Dave Allen, katholisch-irisch erzogen, vor Publikum:
https://www.youtube.com/watch?v=mYXenjpefNU
(3) Vertiefung -
Als hilf- und aufschlussreich befunden:
Aarons, D. (2012): Jokes and the Linguistic Mind. New York und London: Routledge,
Alexander, R. J. (1997): Aspects of verbal humor in English. Tübingen, Germany: Gunter Narr Verlag.
Alexiou, M; Cairns, D. (ed.): Greek Laughter and Tears. Antiquity and After. Edinburgh 2017
Antonopoulou, E. (2003): Parody and perverted logic in humorous film and sitcom scripts: A GTVH based account for humorous devices. Antares, 6, 21– 25.
Antonopoulou, E., & Nikiforidou, K. (2011): Construction grammar and conventional discourse: A construction-based approach to discoursal incongruity. Journal of Pragmatics, 43( 10), 2594– 2609.
Attardo, S. (1994): Linguistic theories of humor. Berlin, Germany: Mouton de Gruyter.
Attardo, S. (2001): Humorous texts: A semantic and pragmatic analysis. Berlin, Germany: Mouton de Bel.
Crossley, S., & Hempelmann, C. F. (2011): Wordplay in church marquees. Humor: International Journal of Humor Research, 24( 2), 187– 202.
Prütting, L. (2013): Homo ridens. Eine phänomenologische Studie über Wesen, Formen und Funktionen des Lachens in drei Bänden. Alber. München, Freiburg.
https://www.stift-heiligenkreuz.org/tag ... 1-10-2016/