Plinius H. N. II 164 u. 165

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Re: Plinius H. N. II 164 u. 165

Beitragvon Prudentius » Mi 20. Mär 2013, 20:14

165] namque cum e sublimi in inferiora aquae ferantur et sit haec natura earum confessa nec quisquam dubitet in litore ullo accessisse eas quo longissime devexitas passa sit, procul dubio apparere, quo quid humilius sit, propius a centro esse terrae, omnesque linias, quae emittantur ex eo ad proximas aquas, breviores fieri quam quae ad extremum mare a primis aquis; ergo totas omnique ex parte aquas vergere in centrum ideoque non decidere, quoniam in interiora nitantur.

nich einfach:
"allerdings, daß aus der Höhe in's Tieferere Wasser fließen, und dies die offensichtliche Natur derselben ist und noch nie jemand zweifelt, daß sie (die Wasser), welch längere Abschüssigkeit auch zu passieren ist, irgendeinen Strand erreichen. Weit außer Zweifel ist, daß, je tiefer etwas gelegen ist, auch desto näher am Zentrum die Erde ist, und alle Linien, die ausgesandt werden von dort (M. d. Erde) zu den nächsten Wassern, kürzer sein werden, als diejenigen, welche vom ersten Wasser (Meeresboden) zum (vorgestellten) Rand des Ozeans gingen. Daher kann gelten, daß alle Wässer gänzlich und zum Teil sich neigen zum Zentrum und zugleich doch nicht herabfallen, da sie doch in's Innere stürzen."



Zusammengefasst: die feinsinnige Erklärung der Griechen leuchtet dem Plinius nicht ein: Wasser fließt zugegebenermaßen abwärts, wenn sich die Erde aber kugelförmig wölben würde, würde sie hinter dem Horizont niedriger liegen und das Wasser würde dorthin abfließen.

Sein Fehler: er sieht die Relativität der Richtung "abwärts" nicht; abwärts heißt was anderes, wenn man auf einer Kreislinie tangential schaut oder auf den Mittelpunkt zu. Daher spricht er von "mirum", verwunderlich, unerklärlich, widersprüchlich.

Ein paar Punkte:

"Globum effici" Dass eine Kugel entsteht.

Der Plural aquae: Wasserflächen, -massen: wir können auch mit Sing. übersetzen; aquae heißt sonst Heilquellen, daher die Ortsnamen Aachen, Aix.

pati auch einfach "lassen": quo eas longissime (accedere) devexitas passa sit: wohin sie das Gefälle (die Abschüssigkeit) hat gelangen lassen.
am Zentrum die Erde ist,


Sinn: am Zentrum der Erde!


Fazit: Es blieb alles Spekulation, bis Kolumbus, westwärts segelnd, auf die östlichen Inder/Indianer stieß. :-D
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Re: Plinius H. N. II 164 u. 165

Beitragvon romane » Do 21. Mär 2013, 09:55

It is from the same cause that the land is not visible from the body of a ship when it may be seen from the mast; and that when a vessel is receding, if any bright object be fixed to the mast, it seems gradually to descend and finally to become invisible. And the ocean, which we admit to be without limits, if it had any other figure, could it cohere and exist without falling, there being no external margin to contain it? And the same wonder still recurs, how is it that the extreme parts of the sea, although it be in the form of a globe, do not fall down? In opposition to which doctrine, the Greeks, to their great joy and glory, were the first to teach us, by their subtile geometry, that this could not happen, even if the seas were flat, and of the figure which they appear to be. For since water always runs from a higher to a lower level, and this is admitted to be essential to it, no one ever doubted that the water would accumulate on any shore, as much as its slope would allow it. It is also certain, that the lower anything is, so much the nearer is it to the centre, and that all the lines which are drawn from this point to the water which is the nearest to it, are shorter than those which reach from the beginning of the sea to its extreme parts6. Hence it follows, that all the water, from every part, tends towards the centre, and, because it has this tendency, does not fall.
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Re: Plinius H. N. II 164 u. 165

Beitragvon Brakbekl » Do 21. Mär 2013, 10:36

Hier gibt's das deutsch:

Bild


Das ist sehr viel Spielraum ... (ist noch nicht beendet)
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Re: Plinius H. N. II 164 u. 165

Beitragvon Brakbekl » Do 21. Mär 2013, 10:42

Prudentius hat geschrieben:
Zusammengefasst: die feinsinnige Erklärung der Griechen leuchtet dem Plinius nicht ein: Wasser fließt zugegebenermaßen abwärts, wenn sich die Erde aber kugelförmig wölben würde, würde sie hinter dem Horizont niedriger liegen und das Wasser würde dorthin abfließen.

Sein Fehler: er sieht die Relativität der Richtung "abwärts" nicht; abwärts heißt was anderes, wenn man auf einer Kreislinie tangential schaut oder auf den Mittelpunkt zu. Daher spricht er von "mirum", verwunderlich, unerklärlich, widersprüchlich.


Ja, wenn man weiter liest, erfährt man, daß er wirklich glaubt, das Wasser läuft irgendwie in die Erde zurück, wird hochgedrückt, und fließt von Neuem in's Meer. Also wirklich nichts mit Aristoteles.
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