schwieriger Spruch

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

Moderatoren: Zythophilus, marcus03, Tiberis, ille ego qui, consus, e-latein: Team

schwieriger Spruch

Beitragvon sinemetu » So 31. Mär 2013, 22:48

Er ist in den Tod gegangen, auf daß der Tod an seinem Tod den Tod finde.

- Hl. Hieronymus
ohne bei Hieronymus nachzulesen, würde ich versuchen:

in morte itus est, ut mors ipsa in morte eius moriatur.
Ich weiß nicht, ob mortem obiit dieses aktive in den Tod gehen wiedergibt?


Geht das so?
Quaestor sum, quaerere quaerique possum ...
sinemetu
Senator
 
Beiträge: 4476
Registriert: Mo 2. Apr 2012, 18:02

Re: schwieriger Spruch

Beitragvon Zythophilus » So 31. Mär 2013, 22:56

Also in morte und itus est würde ich einmal nicht nehmen, und da es ein finaler ut-Satz ist sollte morte sua stehen.
Zythophilus
Divi filius
 
Beiträge: 17096
Registriert: So 22. Jul 2007, 23:10
Wohnort: ad Vindobonam

Re: schwieriger Spruch

Beitragvon SursumDeorsum » So 31. Mär 2013, 23:04

Itus est? Brr...

Mortem obire finde ich passend, wenn du bedenkst, dass die Grundbedeutung "entgegengehen" ist, vgl. auch andere Phrasen wie negotium obire - alternativ schlage ich noch morte fungi vor.

Er ist in den Tod gegangen, auf daß der Tod an seinem Tod den Tod finde

Mein Vorschlag lautet:

Mortem obiit / morte functus est, ut mors ipsa per mortem suam moreretur.
Pangere non potuit nisi potus scurra Cratinus;
sunt mihi fata eadem: Pierides madeant!


Mox Melitam multo mala murmure maltha migrabit.

Iuppiter est, quodcumque vides, quodcumque moveris.
Sortilegis egeant dubii semperque futuris
Casibus ancipites: me non oracula certum,
Sed mors certa facit. Pavido fortique cadendum est:
Hoc satis est dixisse Iovem.
SursumDeorsum
Dictator
 
Beiträge: 1007
Registriert: Mi 30. Mai 2012, 12:25
Wohnort: Pagus inter Erlangam et Norimbergam situs

Re: schwieriger Spruch

Beitragvon Zythophilus » So 31. Mär 2013, 23:34

Interessant wäre es auf jeden Fall, wie Hieronymus selbst das ausgedrückt hat.
Zythophilus
Divi filius
 
Beiträge: 17096
Registriert: So 22. Jul 2007, 23:10
Wohnort: ad Vindobonam

Re: schwieriger Spruch

Beitragvon marcus03 » Mo 1. Apr 2013, 10:28

Vorschlag: (als Wortspiel)

Mortem suscepit, ut mors morte sua morte afficeretur.

Vllt. auch mit einer FIGURA ETYMOLOGICA+PlEONASMUS+ACC. GRAECUS:

Mortem mortuus est, ut mors morte sua morte afficeretur. :x
Zuletzt geändert von marcus03 am Mo 1. Apr 2013, 10:41, insgesamt 1-mal geändert.
marcus03
Pater patriae
 
Beiträge: 11675
Registriert: Mi 30. Mai 2012, 06:57

Re: schwieriger Spruch

Beitragvon marcus03 » Mo 1. Apr 2013, 10:39

marcus03
Pater patriae
 
Beiträge: 11675
Registriert: Mi 30. Mai 2012, 06:57

Re: schwieriger Spruch

Beitragvon Zythophilus » Mo 1. Apr 2013, 10:52

Gratias!
Miror, cur "illius" scripserit. Estne sententia consecutiua?
Zythophilus
Divi filius
 
Beiträge: 17096
Registriert: So 22. Jul 2007, 23:10
Wohnort: ad Vindobonam

Re: schwieriger Spruch

Beitragvon marcus03 » Mo 1. Apr 2013, 11:18

Ich denke, es ist ein Finalsatz: Theologisch geht es - wie ich vermute- um den Sinn von Jesu/Christi Tod, also um ein soteriologisches Moment: Christus stirbt , um den Tod zu besiegen und damit den Weg ins ewige Leben
(in der Gemeinschaft mit Gott ) zu öffnen. Ein konsekutives Moment dürfte sicher auch mitschwingen. Jedoch dürfte das teleologisch-soteriologische im Vordergrund stehen. (vgl. Athanasius, de incarnatione verbi oder auch Anselms "Cur Deus homo factus est")
marcus03
Pater patriae
 
Beiträge: 11675
Registriert: Mi 30. Mai 2012, 06:57

Re: schwieriger Spruch

Beitragvon Tiberis » Mo 1. Apr 2013, 15:24

Er ist in den Tod gegangen, auf daß der Tod an seinem Tod den Tod finde.
mortem obiit, quo morte sua mors ipsa periret.
ego sum medio quem flumine cernis,
stringentem ripas et pinguia culta secantem,
caeruleus Thybris, caelo gratissimus amnis
Benutzeravatar
Tiberis
Pater patriae
 
Beiträge: 11909
Registriert: Mi 25. Dez 2002, 20:03
Wohnort: Styria

Re: schwieriger Spruch

Beitragvon ille ego qui » Mo 1. Apr 2013, 15:56

salvete sodales,

ein rettungsversuch für "illius" (da kann ich namensbedingt nun wirklich nicht anders :wink: ):
wenn man nicht von einem konsekutiven verhältnis ausgeht (in einer weise, dass / ... wodurch ...), würde für mein verständis "illius" (anstelle von "sua") bedeuten, dass der Wille, der im Finalsatz formuliert ist, nicht so sehr dem Sterbenden (Jesus), sondern dem übergeordneten Plan eines anderen (Gottes) zugeschrieben würde. (ich weiß, eine theologisch problematische Trennung ^^)
vgl. folgendes von mir konstruierte beispiel:
puer vestem sibi comparat, ne alii pueri se irrideant.
vs.
puer vestem accipit (a parentibus), ne alii pueri eum irrideant.
Vos quid sentitis?

valete.
Ille ego, qui quondam gracili modulatus avena
carmen et egressus silvis vicina coegi,
ut quamvis avido parerent arva colono,
gratum opus agricolis, at nunc horrentia Martis
arma virumque cano ...
ille ego qui
Augustus
 
Beiträge: 6985
Registriert: Sa 3. Jan 2009, 23:01

Re: schwieriger Spruch

Beitragvon marcus03 » Mo 1. Apr 2013, 17:09

Wir befinden uns offenbar in einer hochkomplexen und hochinteressanten theologischen Problematik: Die Rolle des Kreuzestodes Jesu in Rahmen der allgemeinen Todesproblematik. Soweit ich weiß, gibt es zwei Grundpositionen:
a)Der Kreuzestod war als solcher notwendig für die Erlösung des Menschen.(Sühnegedanke, Amselm et alii)
b) Auch ohne diesen grausamen Tod ist die Erlösung erfolgt, allein durch das "Faktum" der Menschwerdung Gottes in Jesus von Nazareth als Zeichen der Totalidentifikation des Schöpfers mit seinem Geschöpf, das er "unendlich" liebt. (Modernere Theologie: z.B. Jürgen Moltmann (vgl. Mt.25) )Dahinter steht der Gedanke, dass das letzte und eigentliche Ziel der Schöpfung die Menschwerdung sei.( Kolosserbrief 1,16:" ...durch ihn und auf ihn hin ist alles geschaffen..."
Auch historisch betrachtet spricht wohl alles eher für Lösung b, wenn man davon ausgeht, dass die Kreuzigung ein Justizirrtum und -skandal war. (Josef Blinzler, Der Prozeß Jesu). Der Tod war ferner die logische Konsequenzfür einen politisch und religiös unbequem Gewordenen, dessen Gottesbild mit dem der damaligen Autoritäten auf das Heftigste kollidieren musste. (Tempelaustreibung,Sabbathgebot, Bergpredigt etc.)
Ebenso habe Gott - um das Scheitern des Menschen an der Freiheit wissend- von Anfang an den Tod seines Sohnes "eingeplant". Durch den Tod und vor allen die Auferweckung (aktives Handeln Gottes ) wird dem Menschen eine neue Möglichkeit erschlossen, trotz allen Scheiterns nicht im Nichts zu enden, sondern
in den Händen eines bedingungslos liebenden Schöpfers, der sein Geschöpf letzlich nicht im Stich lässt.

Wie man das allerdings mit dem Urknall, der Evolutionstheorie, Anthropologie, Entwicklungspsychologie
in Einklang bringen kann, entzieht sich meiner Kenntnis.
Ein realistischer Blick auf den Status-Quo Mundi genügt, um nicht nur leichte Zweifel an diesen theologschen Spekulationen zu bekommen. :?
Qui potest capere capiat.
Es bleibt immer noch ein:
Credo,quia absurdum. :)

Is fuit meus sermo paschalis. :prof2:
marcus03
Pater patriae
 
Beiträge: 11675
Registriert: Mi 30. Mai 2012, 06:57

Re: schwieriger Spruch

Beitragvon Tiberis » Mo 1. Apr 2013, 23:12

ille ego qui hat geschrieben:ein rettungsversuch für "illius" :
wenn man nicht von einem konsekutiven verhältnis ausgeht (in einer weise, dass / ... wodurch ...), würde für mein verständis "illius" (anstelle von "sua") bedeuten, dass der Wille, der im Finalsatz formuliert ist, nicht so sehr dem Sterbenden (Jesus), sondern dem übergeordneten Plan eines anderen (Gottes) zugeschrieben würde

warum "rettungsversuch" ? es ist ja beides möglich: demonstrativ- oder reflexivpronomen. dass es sich um einen (innerlich abhängigen) finalsatz handelt, sollte schon aufgrund des vorangehenden ideo unstrittig sein. die wahl des pronomens richtet sich nach der sichtweise des autors: wenn dieser eher die objektive perspektive hervorheben will, bevorzugt er naturgemäß das demonstrativpronomen (vgl. BS 85,6 d); umgekehrt kommt es nicht selten vor, dass das indirekte reflexiv in einem indikativischen (und somit an sich nicht innerlich abhängigen) nebensatz steht (BS, 85,5b).
ego sum medio quem flumine cernis,
stringentem ripas et pinguia culta secantem,
caeruleus Thybris, caelo gratissimus amnis
Benutzeravatar
Tiberis
Pater patriae
 
Beiträge: 11909
Registriert: Mi 25. Dez 2002, 20:03
Wohnort: Styria


Zurück zu Übersetzungsforum



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 19 Gäste

cron