Ustinov Zitat

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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Ustinov Zitat

Beitragvon sinemetu » Sa 28. Sep 2013, 10:46

„Die meisten Menschen haben Angst vor dem Tod, weil sie nicht genug aus ihrem Leben gemacht haben.“
(Peter Alexander Ustinov - Schriftsteller, Schauspieler und Regisseur, politischer Mensch, 1921-2004)


Wir wollen mal diesen Einfall eines prominenten und erfolgreichen Schauspielers nicht so auf die Goldwaage legen, denn wie und auf welcher Grundlage will er die Ursache der Angst aller Lebewesen vor dem Tode beurteilen ...

Mortem hominum maxima pars timet, quia non satis e vita (eius) fecit...

ist das gramm so richtig?

ich weiß nicht, ob der Gedanke, aus seinem Leben etwas machen - ein Kerndogma der Selbstverwirklichungsideologie - in klassischem Latein möglich ist ....
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Re: Ustinov Zitat

Beitragvon marcus03 » Sa 28. Sep 2013, 12:07

quia non satis e vita (eius) fecit: Wohl etwas sehr/"zu" deutsch ? :? (...e vita sua)

Vorschlag:

Plurimi mortem metuunt, quod assecuti non sunt/non impetraverunt,quod assequi/impetrare licuisset.

PS:
Das vermutliche Original:
Most people fear death because they have not done anything in their lives.
Peter Ustinov
http://f1serendipity.tumblr.com/post/5110131084

Dann eher so:

Plurimi mortem metuunt, quod, dum vixerunt, nihil egerunt/perfecerunt.
Zuletzt geändert von marcus03 am So 29. Sep 2013, 09:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ustinov Zitat

Beitragvon sinemetu » Sa 28. Sep 2013, 12:09

Danke Marcus,

das ist ja auch eine mutige Übersetzung

"sie haben nicht alles gemacht in ihrem Leben" zu "sie haben nicht genug aus ihrem Leben gemacht" ...

oder ist mein English da zu schwach?
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Re: Ustinov Zitat

Beitragvon marcus03 » Sa 28. Sep 2013, 12:29

sinemetu hat geschrieben:"sie haben nicht alles gemacht in ihrem Leben"


not ...anything = nothing (As far as I kwow/Quod sciam :) )
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Re: Ustinov Zitat

Beitragvon Zythophilus » Sa 28. Sep 2013, 13:42

Qui fecisse putant se nil, dum uita maneret,
hi uentura magis fata timere solent.
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Re: Ustinov Zitat

Beitragvon marcus03 » Sa 28. Sep 2013, 14:30

Meine Probleme mit diesem Satz (als Diskussuionsanstoß gedacht):

Haben diese "meisten Leute" "subjektiv" (so fasst es offenbar Zythophilus auf ) oder gemessen an Ustinovs Maßstäben nichts geleistet ? :verwirrt:
Wie definiert Ustinov wohl den "who hasn´t done anything" ?
Wann hat ein Mensch im Leben etwas "getan" ? Schade, dass man Sir Peter U. nicht mehr fragen kann ?
Ein entscheidender Aspekt scheint ihn freilich nicht zu interessieren: Wieviele haben schon die Möglichkeit, das im Leben zu verwirklichen, was theoretisch "ihnen steckt" ?
Was nützt das beste Talent, wenn´s keiner erkennt und fördert bzw. die Umwelt es (im Keim) erstickt ?
So wie Herr U. reden meist gerne Leute, die - ihm sei´s von Herzen vergönnt- fast immer -U. vor allem genetisch- aus dem Vollen schöpfen durften. Er spricht einer, der es "geschafft/getan" hat über die, die es vllt. auch gerne geschafft hätten, wenn... bzw. es nicht geschafft haben, weil... :(

http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Ustinov
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Re: Ustinov Zitat

Beitragvon Zythophilus » Sa 28. Sep 2013, 14:57

Wenn jemand, der es im Leben geschafft hat, keine Angst vor dem Tode hat - ich hinterfrage diese Aussage jetzt nicht -, dann ist es letztlich egal, ob es objektiv wahr ist, dass er es geschafft hat, solange er davon überzeugt und damit zufrieden ist.
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Re: Ustinov Zitat

Beitragvon marcus03 » Sa 28. Sep 2013, 17:09

Ich denke, gerade dieses Zitat ist besonders diskussionswürdig wie die meisten anderen wohl auch. Es geht um zwei existentielle Grundprobleme: Todesfurcht und erfülltes/sinnvolles/...Leben, das diese Furcht vllt.
verringern kann oder gar nicht erst aufkommen lässt.
Der von U. behauptete Zusammenhang provoziert m.M.n. eine Hinterfragung, da er sicher teilweise zutreffen dürfte. Die Angst, im Leben versagt zu haben, kennen viele Menschen und beeinflusst wohl auch ihre Einstellung zum Tod. Andererseits drängt sich die Frage auf, was es denn mit dem "they haven´t done anything" auf sich hat, das für Ustinov offenbar Ursache der Todesfurcht ist.
Auch die Nicht-so-Erfolgreichen, die ein solides, anständiges, aber unspektakuläres Leben geführt haben,haben nicht nichts getan, nur weil sie nicht das Optimum herausgeholt haben/holen konnten.
Wenn sie deswegen am Lebensende von Todesängsten geplagt werden, so liegt das vllt. auch daran, dass die Gesellschaft zu wenig anerkennt, was diese Menschen geleistet haben, wenn sie etwa Kinder großgezogen, sich sozial engagiert, ... haben.
Gerade in einer Zeit, in der anscheinend nur das Großartige, Spektakuläre und vor allem das optimal Vermarktbare und maximalen Profit Bringende zählt, wirken solche Zitate wie Öl, das man ins Feuer gießt, nach dem Motto: Hol das Letzte aus dir raus, auch wenn du dabei draufgehen kannst.
Welcher gefährliche, oft perverse Unsinn sich aus einem solchen Denken ergibt, zeigt sich z.Zt.etwa
in der Finanzwirtschaft, in der die Casinomentalität wieder fröhliche Urständ feiert.
Gerade hier gilt: Man ist höchst aktiv auf der Jagd nach maximalen Renditen, spekuliert auf "Teufel komm raus" in alle mögliche Richtungen (sinkende Ernten, fallende Währungen und Immobilienpreise).
Man verdient prächtig am Unglück anderer. Wenn es sein muss, auch mittels Manipulation.("Libor-Skandal")
Mit billigem (Spiel)Geld beflügeln die Zentralbanken diese Zockerei.
Die USA, ohne neue Schulden ( über die 16 Billionen bereits vorhandenen hinaus) demnächst pleite ,
sind das klassische Beispiel eines ach so erfolgreichen, hyperaktiven Landes. Ein Erfolg auf Pump (analog zu Hitlers Wirschaftswunder).
Kurz: Erfolg haben zu wollen ist nicht das Problem. Nur welchen und um welchen Preis, darauf kommt es an. Gerade Schauspieler dürften auch die Schattenseiten des Erfolgs um jeden Preis kennen- auch ein Sir P.U.
Ich hoffe, man versteht, worauf ich hinauswill und verzeiht diese vermutlich zu langen Ausführungen. :)
Fazit: Weniger kann mehr sein und manchmal glücklicher machen als ständige Höchstleistung.

PS:
Wo ist der Beitrag vom medicus domesticus abgeblieben ? :?
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Re: Ustinov Zitat

Beitragvon sinemetu » Sa 28. Sep 2013, 20:20

Zythophilus hat geschrieben:Wenn jemand, der es im Leben geschafft hat, keine Angst vor dem Tode hat - ich hinterfrage diese Aussage jetzt nicht -, dann ist es letztlich egal, ob es objektiv wahr ist, dass er es geschafft hat, solange er davon überzeugt und damit zufrieden ist.



Was meinst Du denn mit "es", Bierfreund ...??? :?
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Re: Ustinov Zitat

Beitragvon Zythophilus » Sa 28. Sep 2013, 20:27

Was bedeutet "es" in der Redewendung "es geschafft haben"?
Wie gesagt, der Betroffene muss selber dieser Meinung sein.
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Re: Ustinov Zitat

Beitragvon marcus03 » So 29. Sep 2013, 08:07

Zythophilus hat geschrieben:Was bedeutet "es" in der Redewendung "es geschafft haben"?


Ich meine mit dem gesamten Ausdruck so etwas wie "erfolgreich (gewesen) sein/ seine Lebensziele ( mit der gleichzeitig erhofften gesellschaftl. Anerkennung) erreicht haben, etabliert sein " o.ä. In diesem Kontext beziehe das die, die in den Augen von P.U. "etwas getan haben" ("those who have done something",wobei ich "something" v.a. auch in Richtung "Verhinderung von Todesfurcht" sehe.Kurz: Diejenigen, die mit ihrer Lebensleistung und deswegen ihrem Leben insgesamt zufrieden sind und dem Tod "aequo animo" entgegensehen.)
Ob diese "who have done something" auch glücklich sind, ist eine andere Frage.
Es soll ja auch Leute - vllt. mehr als man meinen könnte - geben, die etwas tun, dabei erfolgreich sind, aber dennoch nicht glücklich. Aber was ist schon Glück ? :)
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Re: Ustinov Zitat

Beitragvon consus » So 29. Sep 2013, 17:18

In ziemlich freier Abwandlung, auf dass ein jamb. Trimeter entstehen konnte:

Mors non timetur, vita si felix fuit. (> Der Tod wird nicht gefürchtet, wenn das Leben erfolgreich war.)
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Jenseits lateinischer Codierung: Maslows Modell

Beitragvon Willimox » So 29. Sep 2013, 17:34

Ist das bei Ustinov bestimmt und monopolig gemeint?
Das Letzte herausholen?

Gerade in einer Zeit, in der anscheinend nur das Großartige, Spektakuläre und vor allem das optimal Vermarktbare und maximalen Profit Bringende zählt, wirken solche Zitate wie Öl, das man ins Feuer gießt, nach dem Motto: Hol das Letzte aus dir raus, auch wenn du dabei draufgehen kannst.


Hm, drehen wir´s mal um und prüfen den konvers-kompatiblen Gedanken:-

Am wenigsten Angst vor dem Tod haben solche Menschen,
die auf ein erfülltes, "erfolgreiches" Leben zurückblicken dürfen.


Das scheint durchaus plausibel, weil mit Lebenserfahrung übereinstimmend.
consus hat geschrieben:
Mors non timetur, vita si felix fuit. (> Der Tod wird nicht gefürchtet, wenn das Leben erfolgreich war.)


Und was nun Glück ist, was ein erfülltes Leben ist?

Nun ja:
Eine innere, andauernde Zufriedenheit, kaum eine euphorische Gestimmtheit darüber,
dass

anthropologisch fundierte Ziele/Bedürfnisse
hinsichtlich Liebe, Freundschaft, Beruf, Ehe, soziale Anerkennung

bestmöglich
erreicht wurden.

Wo das nicht der Fall ist, mag ein "Polster" gegenüber Depression und Todesfurcht trotzdem vorhanden sein,
gerade auch dann, wenn bei fehlenden fördernden Umständen doch das Bemühen vorhanden war und man sich so wenig vorzuwerfen hat: "Versucht hab ich´s jedenfalls."

Dass aber - bei glücklichen Umständen und/oder eigener Leistung - die Todesfurcht eher zu beherrschen ist, dürfte schon plausibel sein.

Ansonsten: Maslows Glücksmodell ist durchaus ergiebig.
Und so ein Raffenmodell ist bei Ustinov nicht unbedingt propagiert. Scheint mir.

Bild
(Maslows Modell)

:shock:

Bild

http://fc02.deviantart.net/fs70/i/2011/033/a/c/maslow__s_pyramid_of_claymores_by_eva_st_clare-d38noib.jpg
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