Spruch - Horatius

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Spruch - Horatius

Beitragvon sinemetu » Mi 25. Dez 2013, 18:10

Principibus placuisse viris non ultima laus est.


Dazu übersetzt Bayer: "Den besten Männern (im Staate) gefallen zu haben ist keineswegs ein geringes Lob."

Ich verstehe dies genau entgegengesetzt, nämlich so: Den Fürsten gefallen zu haben ist nicht das höchste Lob den Männern. Es gibt also höhere Sachen. Die Fürsten können nämlich Tyrannen sein….

Was ist an meiner Übersetzung falsch?
Quaestor sum, quaerere quaerique possum ...
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Re: Spruch - Horatius

Beitragvon Zythophilus » Mi 25. Dez 2013, 21:01

Das Wort ultimus wird normalerweise nicht in einem positiven Sinn, also etwa "der höchste" verwendet.
Meist wird außerdem uiris zu den principibus gezogen, theoretisch könnte es auch unabhängig davon - principibus wäre dann als Substantiv aufzufassen - sein.
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Re: Spruch - Horatius

Beitragvon Laptop » Mi 25. Dez 2013, 23:53

ultimus i. S. v. “der hinterletzte”, und daher die Übersetzung “das geringste”, das was als letztes in der Rangfolge steht, Ggs. primus. Man könnte auch oberlehrerhaft sagen zur Zeit Horaz’ gab es noch keine Fürsten. Wenn man Fürst im alten Sinne als “Person von vornehmsten Stande” betrachtet, ist es richtig.
Zuletzt geändert von Laptop am Fr 27. Dez 2013, 17:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Spruch - Horatius

Beitragvon Prudentius » Do 26. Dez 2013, 17:59

"ultimus" bezeichnet als Superlativ ein Grenze, das Äußerste, Fernste, Entlegenste, also das Ende einer Rangordnung; aber es beinhaltet nicht, welches Ende der Rangordnung gemeint ist; daher die Zweideutigkeit.

Was ist an meiner Übersetzung falsch?


Also wenn du unbedingt einen Fehler angerechnet bekommen möchtest: dass du das nicht gesehen hast :-D .

Allerdings: der Terminus "principes" hatte damals einen hohen Stellenwert, Laptop, es war ein politischer Schlüsselbegriff in der Übergangszeit nach dem Ende der Republik, man nennt ja das von Augustus geschaffene politische System "Prinzipat", Augustus sah sich als princeps, denn die Titel rex oder Diktator waren ungeeignet; Augustus hat unter diesem Titel ein Verfassungskonstrukt gebaut, das sich nach außen als wiederhergestellte altrömische res publica gab, aber eine Ein-Mann-Herrschaft darstellte. Es war die amtliche Lesart, dass die principes die Macht ausüben, eine Ideologie, wie wir sagen.

Horaz stand dem princeps nahe, er war abhängig von Maecenas; es ist undenkbar, dass er in abschätzigem Sinne von den principes gesprochen haben kann.

Also muss es ungefähr heißen: "Den führenden Männern gefallen zu haben ist ein nicht zu verachtendes Lob".
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