Probleme bei einem Satz (hauptsächl. Konjunktiv)

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Probleme bei einem Satz (hauptsächl. Konjunktiv)

Beitragvon Chroale » Sa 4. Jan 2014, 22:13

Hallo, ich hänge mal wieder bei einem Satz:

"Qui autem cum prohibere studeret, ne Cicero occideretur, ab Antonio coactus tandem ei concesserat, ut Ciceronem necari iuberet."

Mein bisheriges Fragment:

Wer aber (cum?) würde zu vehindern versuchen, dass man Cicero töte, von Antonius gezwungen schließlich..., dass er befohlen hat, Cicero umzubringen.
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Re: Probleme bei einem Satz (hauptsächl. Konjunktiv)

Beitragvon Christophorus » Sa 4. Jan 2014, 23:04

qui - relativischer Satzanschluss, kein Fragesatz

cum - Subjunktion (Nebensatzkonjunktion) mit Konjunktiv (Hinweis: das spätere tandem verrät schon etwas)

concesserat - ist Plusquamperfekt und Prädikat des Hauptsatzes, also kein "dass" davor, coactus hingegen kann man als Teil des P.C. mit Nebensatz übersetzen
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Re: Probleme bei einem Satz (hauptsächl. Konjunktiv)

Beitragvon Chroale » So 5. Jan 2014, 09:55

Uff ich kann diesem Satz noch nichtmal einen hypothetischen Sinn unterlegen. Es mag auch daran liegen, dass ich die ganze Geschichte nicht kenne, auf der dieser Übungstext, in dem der vorliegende Satz vorkommt, beruht.

Daher kann ich nach deinen Hinweisen bloß mich an kleinen Teilen versuchen.

1) relativische Konjunktion am Satzanfang? Ich kann mir nicht recht vorstellen, wie das dann aussieht. In etwa: Der aber, weil/als/obwohl er zu verhindern suchte, dass C. getötet wurde,..."

2) ...von Antonius, der gezwungen war, schließlich diesem zugestanden hatte....

3) ....dass er befohlen hat, dass C. getötet werde...

Ich kann mir bis jetzt einfach keinen Reim machen aus diesem Satz. Wer befiehlt wem? Was nun macht Antonius? Was hat es mit dem Satzanfang auf sich? :/
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Re: Probleme bei einem Satz (hauptsächl. Konjunktiv)

Beitragvon Medicus domesticus » So 5. Jan 2014, 12:16

Salve,
Jetzt mußt du diese Satzteile noch richtig zusammensetzen.
Chroale hat geschrieben:1) relativische Konjunktion am Satzanfang? Ich kann mir nicht recht vorstellen, wie das dann aussieht. In etwa: Der aber, weil/als/obwohl er zu verhindern suchte, dass C. getötet wurde,..."
"Qui" als relativer Anschluß bezieht sich auf eine Person (Octavian vermutlich) im Satz davor.
--> Obwohl er zu verhindern suchte, dass ...usw.

2) ...von Antonius, der gezwungen war, schließlich diesem zugestanden hatte....
coactus als P.C. bezieht sich auf "Qui" zurück.
...hatte er schließlich, von Antonius gezwungen, (oder: , weil er von Antonius gezwungen worden war), diesem gestattet


3) ....dass er befohlen hat, dass C. getötet werde...
Das klingt mit 2x dass etwas umständlich. Du kannst auch daraus machen:
....anzuordnen, dass Cicero getötet werde/werden solle.


Chroale hat geschrieben:Es mag auch daran liegen, dass ich die ganze Geschichte nicht kenne, auf der dieser Übungstext, in dem der vorliegende Satz vorkommt, beruht.

Im Prinzip geht es um die Proskriptionen, die Octavian, Antonius und Lepidus (2.Triumvirat) beschlossen hatten. Auf Betreiben des Antonius wurde auch Cicero getötet, der Antonius in seinen Philippicae scharf angegriffen hatte und somit zum Erzfeind des Antonius wurde.
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Re: Probleme bei einem Satz (hauptsächl. Konjunktiv)

Beitragvon Chroale » So 5. Jan 2014, 20:00

Okay das "qui" bezieht sich vermutlich auf Augustus, denn der vorige Satz lautet:

"Hic quidem, cum pericula pro ea subiret et Antonio orationibus ferocissimis obsisteret, ab eo homine impio turpissimoque necatus est Augusto invito."


Dann sollte der Satz nun so lauten:

Obwohl dieser zu verhindern suchte, dass Cicero getötet werde, hatte er, weil er von Antonius gezwungen worden war, diesem gestattet, anzuordnen, dass Cicero getötet werden solle.


Einen großen Dank schon einmal für euch beide, dass Ihr euch die Zeit genommen habt, mir zu helfen.
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Re: Probleme bei einem Satz (hauptsächl. Konjunktiv)

Beitragvon Tiberis » So 5. Jan 2014, 23:34

Chroale hat geschrieben:Augusto invito

:roll:
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Re: Probleme bei einem Satz (hauptsächl. Konjunktiv)

Beitragvon Christophorus » Mo 6. Jan 2014, 01:25

Chroale hat geschrieben:"Qui autem cum prohibere studeret, ne Cicero occideretur, ab Antonio coactus tandem ei concesserat, ut Ciceronem necari iuberet."


Dann sollte der Satz nun so lauten:

Obwohl dieser zu verhindern suchte, dass Cicero getötet werde, hatte er, weil er von Antonius gezwungen worden war, diesem gestattet, anzuordnen, dass Cicero getötet werden solle.



Schon sehr viel besser, jetzt fehlen eigentlich nur noch das aut und das tandem.
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Re: Probleme bei einem Satz (hauptsächl. Konjunktiv)

Beitragvon Laptop » Mo 6. Jan 2014, 04:02

Im Prinzip geht es um die Proskriptionen, die Octavian, Antonius und Lepidus (2.Triumvirat) beschlossen hatten. Auf Betreiben des Antonius wurde auch Cicero getötet, der Antonius in seinen Philippicae scharf angegriffen hatte und somit zum Erzfeind des Antonius wurde.

Schön gesagt, genau das ist der Hintergrund, den man braucht bevor man sich an die Übersetzung macht: wer sind die handelnden Personen der Geschichte, und was sind ihre jeweiligen Absichten und Ziele. Das ist ein Rezept, was nicht nur bei Cicero, sondern auch bspw. bei Stücken von Shakespeare benötigt wird, um das Narrativ in allen Details nachvollziehen zu können.
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Re: Probleme bei einem Satz (hauptsächl. Konjunktiv)

Beitragvon Medicus domesticus » Mo 6. Jan 2014, 10:47

Tiberis hat geschrieben:
Chroale hat geschrieben:Augusto invito

:roll:

Ja, das ist im oben angegebenen Übersetzungstext ungut: Cicero wurde Dez. 43 v.Chr. ermordet. Da hieß der spätere Augustus noch Octavian. Ob es gegen seinen Willen wirklich war, ist nicht ganz klar. Er hat Cicero in gewisser Weise geopfert, als er dem Triumvirat beitrat. Sueton schreibt dazu (Suet.Div.Aug.27): Triumviratum rei p. constituendae per decem annos administravit; in quo restitit quidem aliquandiu collegis ne qua fieret proscriptio, sed inceptam utroque acerbius exercuit.
D.h. daß er sich eine Zeitlang den Proskriptionen seiner Kollegen widersetzte, aber als diese dann anfingen, doch z.T. rücksichtloser war als diese. Ciceros Ermordung ging aber hauptsächlich auf Antonius´Konto.
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