Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon consus » Do 6. Mär 2014, 15:31

Tibi Cometae gratulemur candido:
Aenigma clara luce collustras tua.


:thumbup:
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon Zythophilus » Do 6. Mär 2014, 23:43

En, responsa placent, quoniam sunt ala rosaeque:
Pro Cereris potu grata dat uua merum.
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon Zythophilus » Do 6. Mär 2014, 23:52

Haec quidem inscriptio, quam haud procul a priore abesse scitote, melius legi atque intellegi potest.
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon Zythophilus » Fr 7. Mär 2014, 08:51

Die Kapelle befindet sich übrigens im Weingut Thallern, also nicht weit vom Benediktinerhof. Mit in Clemens sancta cruce Abbas ist auch ganz klar, wer der Bauherr war.
Das Wappen am Benediktinerhof ist eindeutig betimmt, was das Distichon betrifft, bin ich mir nicht so sicher. Bedeutet condit nun, dass sich ein Getreidespeicher oberhalb des Weinkellers befindet?
Der Hexameter spielt eindeutig auf das vom Betrachter aus gesehene rechte Wappen an, wobei das Elemet cellaria sich nirgends darin findet, aber beim Pentameter scheint es keine direkte Beziehung zum Wappen zu geben: Ich erklärte assa Ceres als "gebackene Ceres", also Brot, aber wenn eine Beziehung zum Bier bestehen sollte, dann wäre auch "getrocknete Ceres" im Sinn von Malz sinnvoll.
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon cometes » Fr 7. Mär 2014, 13:43

Dass der Hexameter Elemente des (vom Betrachter aus) rechten Wappens aufgreift, ist offensichtlich. Aber impliziert dies zwangsläufig, dass hier allein eine Aussage über örtliche Gegebenheiten gemacht wird? "sub cruce duplata" könnte sich metonymisch auf das Kloster Weihenstephan bzw. dessen benediktinische Leitung beziehen. Das gleichschenklige/griech. Kreuz wird ja oft von Orden benutzt, findet sich in der Benediktusmedaille, das Doppelkreuz im Ordenswappen der Benediktiner. Die Wappenkartusche als Ganzes repräsentiert als Besitzzeichen das Kloster. Das "sat bene" scheint mir jedenfalls einen schwachen Gegensatz aufzubauen, liest man "condere" im Sinne von "begründet", "anlegen", ergäbe sich: "Unter dem Doppelkreuz (= Im benediktinischen Weihenstephan) gründet/legt die Ähre die Vorratskeller an (da dort alles, auch das Bier aus dem Korn hervorgeht), [doch] recht gut verbinden sich [auch] Liber (Wein/Weinbau) und die trockene/bloße Ceres (Landwirtschaft)".
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon Zythophilus » Fr 7. Mär 2014, 14:57

Wenn die Deutung passt, dann fällt das Element "Wein" aus dem ersten Vers heraus. Er hat dann gewissermaßen die Aussage "Gutshof des Benediktinerstifts mit Lagerräumen" in poetischer Form.
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon Zythophilus » Fr 7. Mär 2014, 15:13

Wenn wir links das Klosterwappen sehen, dann wird wohl rechts das Wappens des amtierenden Abtes sein.
Auf dem von Consus am 27.2. erwähnten Wappen von Stift Reichersberg - das eigentl. Klosterwappen zeigt übrigens denselben Flügel - findet sich rechts ein anderes Wappen als auf diesem http://www.ebay.at/itm/Wappen-Kloster-R ... 1099369040
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon consus » Fr 7. Mär 2014, 21:16

Eine kleine Kuriosität am Rande: In einem Weihenstephan-Exlibris von 1720 tritt neben dem Wappen Minerva auf.
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon Zythophilus » Sa 8. Mär 2014, 22:49

Das zweite Wappen ist das Wappen des Abtes. Schön kann man das an den Wappen der Äbte von Schussenried erkennen http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_ ... hussenried
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon cometes » So 9. Mär 2014, 00:52

Oder das des Propstes Josef Gamböck, der sich immerhin als IOSEPH BAVARUS im selben Jahr am Gewölbe verewigt - Beispiele für Propstwappen, die denen der Äbte mitunter nicht nachstehen, kann man hier sehen: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/3593 Abt zu der Zeit war Ildephons Hueber.
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon Zythophilus » So 9. Mär 2014, 12:02

Ich finde weder ein Wappen des Abtes Hueber noch des Propstes Gamböck. Natürlich ist es nicht unmöglich, dass der Propst sich hier verewigt hat, aber wahrscheinlicher scheint mir, dass es das Wappen des Abtes ist.
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon cometes » Do 3. Apr 2014, 18:29

Auf dem Frontispiz der 1750 bei Gastl in München erschienenen Ausgabe des Werkes Sapienti Pauca, Sive Meditationes in Verbis Breves Longae In Sensu, Ad singulos anni dies ist das persönliche Wappen des Abtes Ildephonsus zu sehen. Es weist große Ähnlichkeit mit dem rechten (heraldisch linken) in Gumpoldskirchen auf. Man erkennt zwei Kreuze über einem von zwei Ähren flankierten, ebenfalls an ein lat. Kreuz erinnernden Liliengewächs, die aus einem Dreiberg wachsen.
http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11105344_00006.html?zoom=1.3

Das Archiv des Erzbistums München und Freising, dem diese Hinweise zu verdanken sind, erwähnt zudem noch eine Abbildung des Wappens auf Seite 170 der Bayerischen Klosterheraldik von Eduard Zimmermann . Da das Werk noch nicht gemeinfrei ist, habe ich auf eine Wiedergabe verzichtet, es zeigt jedoch dieselben Elemente, lediglich die Lilie in der Mitte ist deutlicher als solche zu erkennen und nur einblütig.
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon Zythophilus » Do 3. Apr 2014, 23:15

Quod sua signa dedit, non miror, moenibus Abbas:
Sub cruce duplata monstrat arista triplex.

Ich hatte das Thema mittlerweile mehr oder weniger ad acta gelegt, aber nun scheint die Lösung gefunden. Dass es sich um das Wappen des Abtes handeln würde, war wahrscheinlich.
Gratulor!
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