Latwerge, der Zelt?

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Latwerge, der Zelt?

Beitragvon Laptop » Sa 21. Jun 2014, 23:06

Salvete. In einem Wörterbuch aus dem 16. Jd. finde ich den Eintrag
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Bekannt ist eclegma als "Latwerge", d. h. Mus, was damals vor allem eine Arzneiform bezeichnete, nämlich irgendwas Heilsames in Breiform bzw. als Mus. Bekannt ist auch das alte Wort "der Zelt" als flacher, dünner, kleiner Kuchen, wie man es noch als "Lebzelten" hin und wieder liest. Aber Latwerge ist kein Zelt!? Hat jemand eine Idee wie dieser Widerspruch aufzulösen ist?
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Re: Latwerge, der Zelt?

Beitragvon RM » So 22. Jun 2014, 12:13

Ich sehe das jetzt nicht als Widerspruch, zumal man die Übersetzungen, die man für solche Dinge z.B. im Georges findet, immer hinterfragen sollte. Nach dem, was man bei Plinius findet, handelt es sich bei "ecligma" um eine etwas festere Zubereitung, evtl. so ähnlich wie die italienische "Cotognata" (für die man übrigens schon bei Palladius ein Rezept findet), nämlich so eine Art weiches Plätzchen oder "Küchlein". Für ἔκλειγμα gibt Leopold "electuarium" als Übersetzung an, das ebenfalls eine Art Latwerge ist, die so fest ist, dass sie als Aufstrich nicht mehr geeignet ist.

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Re: Latwerge, der Zelt?

Beitragvon sinemetu » So 22. Jun 2014, 19:47

Wie ist denn die Etymologie von Latwerge, klingt ja auch reichlich fremdursprünglich …?
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Re: Latwerge, der Zelt?

Beitragvon Laptop » So 22. Jun 2014, 21:04

@RM Ich glaube, da irrt sich Georges nicht, eclegma oder electuarium ist auch Lecksaft(!) genannt worden, und das war zweifellos keine feste Masse, sondern zähflüssiges, bisweilen sirupartiges Mus bzw. Brei. Das bestätigt auch das DWB ausführlich. Übrigens nennt der Hesse heute noch das Pflaumenmus “Lattwersch” und Pflaumenmus. Cotognata ist von der Konsistenz her eine Zwischenform. Man müßte mal recherchieren welche Konsistenz die damaligen Zeltlein in der Apotheke hatten.

@sinemetu die Etymologie von Latwerge ist electuarium.
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Re: Latwerge, der Zelt?

Beitragvon RM » So 22. Jun 2014, 22:00

Also mit Deinem "zweifellos" bin ich ganz und gar nicht einverstanden, denn wenn man sich die Originalstellen anschaut, stellt man fest, dass man über die genaue Konsistenz i.d.R. nicht viel erfährt. Dann kann man zwar so einiges vermuten, aber besonders belastbar ist das nicht. Ich vermute, wie gesagt, dass einige Arten ungefähr die Konsistenz einer Cotognata hatten, was implizieren würde, dass sie so fest wären, dass man sie durchaus mit dem Messer schneiden könnte.

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