schöne Formulierung

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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schöne Formulierung

Beitragvon sinemetu » Sa 12. Jul 2014, 09:14

immer wieder lese ich gerne in den Tagebüchern von Klonovsky.
http://www.michael-klonovsky.de/acta-diurna

Heute fand ich einen schönen Satz, von dem ich frage, ob die lange Verbreihung sich so in's Lat. übertragen lässt?

Für eine vermeintlich literarisch tätige Person ist das höchst bemerkenswert – also nicht, dass sie Heidegger nicht kennt, das muss sie keineswegs, das ist nicht ihr Metier, sondern dass sie meint, trotz ihrer vollendeten Ahnungslosigkeit den Philosophen mal eben die Juden vernichten gewollt haben lassen zu dürfen, dass, mit einem Wort, sie und gerade sie ein kern- und knalldeutsches Nazissen-Gemüt zur Schau stellt.


Ich empfinde eine solche Formulierung als schön, auch wenn sie mit Sicherheit nicht einfach ist. Was sind die längsten Verbreihungen im Lat?
Quaestor sum, quaerere quaerique possum ...
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Re: schöne Formulierung

Beitragvon marcus03 » Sa 12. Jul 2014, 12:26

Er meint, den Philosophen die Juden vernichten gewollt haben lassen zu dürfen.

Vorschlag:
Putat sibi dicere licere philosophum Iudaeos exstingui voluisse.
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Re: schöne Formulierung

Beitragvon Prudentius » Mo 14. Jul 2014, 08:08

Das Schöne, das du da zitierst, ist nicht eine Verbreihung, sondern eine -staffelung oder -auftürmung; unter einer Reihung versteht man das unverbundene Nebeneinandersetzen; so wie im Lexikon: facere tun, machen, treiben...; oder wie Catull im Gedicht: "Odi et amo"; dagegen sind bei deinem schönen Satz die Verben in eine Gesamtstruktur eingeordnet, also nicht neben-, sondern übereinander; da sagen wir eher Staffelung; Catull staffelt im gleichen Gedicht so: "fieri sentio", ich spüre, dass es geschieht.

Ich hab eigentlich erst "Ver-breihung" gelesen und hätte es dir zugetraut, dass du ein -h- einschmuggelst (wie Verbrühung); auch nicht schlecht: einen Gedanken zu Brei verarbeiten!
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Re: schöne Formulierung

Beitragvon cometes » Mo 14. Jul 2014, 15:08

Verquast ist das, keineswegs schön - das liegt u.a. daran, dass darin ein Akzeptabilitätsproblem bei der Ersatzinfinitivkonstruktion verborgen ist, über das die Verbstaffel hinwegstolpert: http://books.google.de/books?id=b6B84hsNya0C&pg=PA207

Der lateinische Übersetzungsvorschlag sagt im Übrigen nicht dasselbe aus.
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