Scaliger,

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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Re: Scaliger,

Beitragvon Laptop » Sa 20. Sep 2014, 08:36

Prudentius hat geschrieben:Auch wir im L. sind auf Kanonbildung angewiesen, und was anderes als Klassiker werden wir nicht lesen können.

@Prudentius Ich bewundere Deine geschichtliche Bildung und Wortgewandtheit. Aber soll das heißen, daß die Philologen einem Dogma unterliegen, was sie wissenschaftlich zu bearbeiten haben und was nicht? Wenn man Theologie studiert dann verstehe ich das noch, dann unterwirft man sich nun einmal dem Dogma der Kirche ... Aber Theologie zähle ich auch nicht zu den “rationalen” Wissenschaften, wie die Philologie :)
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Re: Scaliger,

Beitragvon Zythophilus » Sa 20. Sep 2014, 19:03

In den Zeiten immer knapper werdender Mittel und bei Schulabsolventen, die nicht unbedingt darauf vorbereitet sind, einen komplizierteren lateinischen Text zu lesen u. auch zu verstehen, wird es wohl unumgänglich, sich zunächst auf einen Kanon zu beschrenken, der in etwa der "klassische" ist. Ein zweiter Schritt kann und soll es dann sein, dass sich die an der klass. Literatur ausgebildeten Philologen auch späterer Abschnitte annehmen.
Wenn Medicus domesticus von unzähligen Bänden medizinischer Fachliteratur, die es zu erschließen gälte, spricht, dann pflichte ich ihm einerseits bei, zweifle aber stark daran, dass in absehbarer Zeit die Mittel zur Verfügung stehen werden, diese zu digitalisieren. Davon, sie auch wissenschaftlich aufzuarbeiten, zu kommentieren und zu edieren, rede ich gar nicht.
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Re: Scaliger,

Beitragvon Medicus domesticus » Sa 20. Sep 2014, 19:22

Oh, ein Beitrag von 2011...mal wieder aufgewärmt.
Grundsätzlich ist die Sache sicher schwierig, wie du schreibst, Zythophile, aber es ist auch eine Frage des Interesses an solcher Literatur und Fachliteratur. Da sind unheimliche Schätze verborgen, alleine, was die Ansichten z.B. der damaligen Mediziner betraf. Ich denke, da müssen wir umdenken. Grundlage Latein in Grammatik und Co. o.k....in den Schulen, aber keine tausend Übersetzungen von Cicero und entsprechenden Arbeiten, die man überall nachschauen kann. Die Effektivität steigern...irgendwie. Ein solches Interesse an Universitäten zu wecken auch interdisziplinär zu arbeiten und Latein wieder als Gesamtheit zu sehen, das wäre das, was ich als optimal ansehen würde.
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Re: Scaliger,

Beitragvon RM » Sa 20. Sep 2014, 19:33

Medicus domesticus hat geschrieben:Die Effektivität steigern...irgendwie.

Tja, wer Latein sprechen lernt, lernt auch, lateinische Texte (relativ) schnell zu lesen.
Das Hauptproblem ist zur Zeit, an die ganze Literatur dranzukommen. Aber dank verschiedener Digitalisierungsoffensiven gelingt das auch besser als früher. Eine Deckungslücke gibt es jedoch bei Handschriften: Es gibt einfach zu wenige Leute, die die lateinischen Handschriften des 12.-15. Jhdts. mühelos lesen können, insbesondere die schnell und mit vielen Abürzungen geschriebenen technischen Werke.
Digitalisiert ist vieles davon aber schon, z.B. in der BnF. Damit könnten wir ja anfangen.

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Re: Scaliger,

Beitragvon Prudentius » Mo 22. Sep 2014, 08:25

...die Philologen einem Dogma unterliegen, was sie wissenschaftlich zu bearbeiten haben und was nicht?


Hallo Laptop,

Dogmen sind Systeme, die vom Erzeuger mit bestimmten voreingestellten Parametern an die Benutzer ausgeliefert werden; diese können dann, wenn sie das User-Handbuch benutzen, diese Parameter auf ihre Bedürfnisse hin einstellen. Bsp. "Gott hat die Welt erschaffen", darin stecken schon drei Variablen. Will sagen, ich sehe überhaupt keinen grundsätzlichen Einwand gegen Dogmen, sie widersprechen nicht grundsätzlich der Wissenschaftlichkeit, schau die Geschichte an! Ich sehe mich hier, möchte mal sagen, der katholischen Tradition verpflichtet, wir gehen von einem Harmonie-Modell aus, bei uns fängt nicht die Wissenschaft mit Galilei und Descartes an, sondern wir sehen diese eingebettet in ihre noch mittelalterliche Umwelt, ein Kontinuum von Platon und Aristoteles angefangen, über die vielen Umstürze der Zeiten hinweg, und das erzeugt ein Gefühl der Wertschätzung, oder wie man sagen soll, und das ist eigentlich der Grund, warum ich das alles überhaupt noch mache.

Lieber Laptop, was die Theologie angeht, schau doch mal genauer hin! Die Bibelwissenschaft hat sich vollkommen in eine moderne historische Religionswissenschaft gewandelt, sehr zum Missfallen der Bischöfe; manche Positionen haben die Feministinnen und Feministen fest in der Hand.

lgr. P. :)
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