Übersetzung unklar BEST PLACE TO WORK

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Re: Übersetzung unklar BEST PLACE TO WORK

Beitragvon Tiberis » Di 9. Dez 2014, 02:20

ille ego qui hat geschrieben:operam dare" halte ich semantisch durchaus für angemessen

naja, dann wäre aber auch gegen laborare nichts einzuwenden, da beides ein bemühen beinhaltet.
ich glaube, wir müssen uns damit abfinden, dass es im lateinischen eben kein wort gibt, das das gesamte bedeutungsspektrum von "arbeiten" abdeckt.
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Re: Übersetzung unklar BEST PLACE TO WORK

Beitragvon ille ego qui » Di 9. Dez 2014, 09:13

ja, das stimmt wohl schon. aber ich würde die "MÜHE" in "operam dare alicui rei" nicht überbetonen - sie scheint mir hier nicht sehr(!) viel stärker betont als etwa in "versari in aliqua re". was meinst du?
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Re: Übersetzung unklar BEST PLACE TO WORK

Beitragvon Laptop » Di 9. Dez 2014, 09:16

ille ego qui hat geschrieben:das problem ist hier struktureller natur, da der gegenstand der arbeit/beschäftigung obligatorisch angegeben werden muss.

Ich hatte oben ein Beispiel von Plautus angegeben, bei der der Gegenstand der Mühe nicht angegeben ist. Was sagst du dazu?
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Re: Übersetzung unklar BEST PLACE TO WORK

Beitragvon consus » Di 9. Dez 2014, 09:45

Quid obstat quin utamur verbo negotii? negotium agere, gerere, exsequi, conficere et cetera eiusdem generis.
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Re: Übersetzung unklar BEST PLACE TO WORK

Beitragvon Medicus domesticus » Di 9. Dez 2014, 10:03

Gut passen würde m.E. operor. Obwohl ich sehe, dass es von Cicero/Caesar nicht verwendet wurde. Aber wenn einem das nichts ausmacht....
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Re: Übersetzung unklar BEST PLACE TO WORK

Beitragvon ille ego qui » Di 9. Dez 2014, 11:37

@laptop:
entschuldige, das hatte ich übersehen. bei plautus heißt "operam dare" oft so viel wie "zuhören/aufmerksamkeit schenken". schön wäre natürlich schon ein beleg, wo wir auch gleichzeitig die gewünschte bedeutung haben.

ich gehe gerade belege für "opus facere" durch. ich vermute, dass in einem satz wie "der sklave arbeitet auf dem feld" doch "opus facere" geeigneter ist als "negotia agere" (vllt im sg. "negotium agere"?).

M. Terentius Varro, Res Rusticae
book 3, chapter 16, section 9, line 2

omnes ut in exercitu vivunt atque alternis dormiunt
et opus faciunt pariter et ut colonias mittunt, iique
duces conficiunt quaedam ad vocem ut imitatione
tubae.
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Re: Übersetzung unklar BEST PLACE TO WORK

Beitragvon Laptop » Di 9. Dez 2014, 12:50

ille ego qui hat geschrieben:@laptop:
entschuldige, das hatte ich übersehen. bei plautus heißt "operam dare" oft so viel wie "zuhören/aufmerksamkeit schenken". schön wäre natürlich schon ein beleg, wo wir auch gleichzeitig die gewünschte bedeutung haben.


Ich sehe keine andere Bedeutung. Mit operam dare ist auch bei dieser Plautusstelle nur die bekannte Bedeutung gemeint, i. e. sich Mühe geben, sich in’s Zeug legen, sich anstrengen. Plautus nennt die drei Prädikate (auscultate, operam date, devorate) wegen dem gemeinsamen Ausklang “...ate”. “Zuhören, Aufmerksamkeit schenken” ist hier durch auscultate wiedergegeben.
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Re: Übersetzung unklar BEST PLACE TO WORK

Beitragvon ille ego qui » Di 9. Dez 2014, 15:16

Lass nicht außer acht, w a s der angesprochene "verschlingen" (devorare) soll: "mea dicta"! Hier wird dreimal je anders eine Aufforderung zum aufmerksamen Zuhören ausgesprochen. Der Imperativ von "operam dare" in dieser Bedeutung begegnet formelhaft, wie gesagt, bei Plautus sehr häufig.
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Re: Übersetzung unklar BEST PLACE TO WORK

Beitragvon ille ego qui » Di 9. Dez 2014, 15:48

@Laptop:
Nur nebenbei, weil du Plautus als Beleg werten wolltest, dass die absolute Verwendung von "operam dare" durchaus "klassisch" möglich sei: Mag man den Begriff "klassisch" enger oder weiter fassen - Plautus würde man doch wohl nicht dazuzählen. Nicht zuletzt ist ja die Morphologie noch teilweise auf einer anderen Stufe.
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Re: Übersetzung unklar BEST PLACE TO WORK

Beitragvon Laptop » Di 9. Dez 2014, 15:53

Also jetzt ist Plautus nicht gut genug. Es gibt auch immer ein neues Argument warum nicht sein kann was nicht sein darf. Der zeitliche Korridor der Klassik ist strenggenommen so eng gefaßt, daß man von einem Tunnelblick sprechen könnte.
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Re: Übersetzung unklar BEST PLACE TO WORK

Beitragvon ille ego qui » Di 9. Dez 2014, 16:28

Klassik ist immer erst im Nachhinein zu definieren als das, was als Klassik empfunden und nachgeahmt wurde - und es wurden (und werden) nun einmal zumindest in Syntax und Morphologie ganze Epochen hindurch Cicero und Vergil (und deren Zeitgenossen?) als Muster verstanden, ob man dies nun sinnvoll findet oder nicht. Ohne die stetige Rückbindung an eine Norm wäre Latein ja nicht zum (weitgehend) unveränderlichen, überzeitlichen Medium geworden.
Ich will das Wort "Klassik" hier aber nicht pathetisch verstanden wissen, sondern als Epochenbegriff hinsichtlich Sprach- und Literaturgeschichte. Gängig ist die Gleichsetzung der sog.(!) "aetas aurea" (= aetas Ciceroniana + aetas Augusta) mit "klassisch".
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