Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon juergen » Mi 26. Feb 2014, 19:38

Evtl. könnten es auch drei Kronen sein. :nixweiss:

http://de.wikipedia.org/wiki/Krone_(Heraldik)
Gruß Jürgen

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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon Medicus domesticus » Mi 26. Feb 2014, 19:41

Es kann als vierblättriges Kleeblatt auch an das Kreuz Christi erinnern. 3x an die Dreifaltigkeit...aber jetzt habe ich mich schon weit aus dem Fenster gelehnt.. :lol:
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon Tiberis » Mi 26. Feb 2014, 19:57

ich würde, wie Consus, auch an sog. laubendige kreuze denken: je vier weinblätter sind zu einem symbol zusammengefasst, naturgemäß etwas stilisiert, wie es ja für wappen typisch ist. ganz ähnlich sehen die weinblätter in zahlreichen wappen aus. hier ein beispiel aus Ungarn: http://www.nemzetijelkepek.hu/onkormanyzat-balatonszolos_en.shtml
dass das linke medaillon etwas mit wein zu tun haben muss, daran zweifle ich nicht. die frage ist nur, was sich im linken oberen bereich befindet, und weiters, was die auffällige diagonale teilung des wappens zu bedeuten hat. sollte das mit der "kellerdecke" des weinkellers zu tun haben ? (> condit!)
wenn ja, müsste man oberhalb eine darstellung erwarten, die sich irgendwie auf das getreide bezieht. :was:
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon Zythophilus » Mi 26. Feb 2014, 21:06

Die Erwähnung des Erzbischofs habe ich übersehen. Ich denke, dass die beiden Kreuze mit den Ähren auf die Abbildung zu beziehen sind. Natürlich gibt es kirchliche Bezüge, da es sich um den Benediktinerhof handelt. Vielleicht stehen die zwei Kreuze für zwei Kirchen: Neben der Pfarrkirche gibt es im Gebiet Gumpoldskirchens das Stiftsweingut Thallern, das dem Zisterzienserstift Heiligenkreuz gehört, wo sich eine große Kapelle befindet.
Einen Getreidespeicher in einem derartigen Gutshof oberhalb des Weinkellers zu lokaliseren, könnte die Lösung für das condit darstellen.
Vielleicht ist das Wappen (bzw. die zwei Wappen) kein echtes Wappen, sondern lediglich eine verklausulierte Darstellung der Verhältnisse.
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon krambambuli » Do 27. Feb 2014, 17:03

ich kenn mich in Heraldik NULL aus,
nun also meine - vielleicht unbedarfte? - Idee,
dass es sich bei dem rechten Kreis, der die Kreuze und Ähren umschließt, um den Deckel eines Weinfasses handelt (vas vinum passt nicht ins Versmaß), deshalb ein ähnlicher Begriff
was den Text erklären würde?

(während der Kreis links ja aufgebaut ist wie ein Wappen,
ich seh da ne Eidechse und drei Blumen... ), also Zeichen für Landbevölkerung?



Dies hier hab ich zur Heraldik im Burgenland gefunden..
http://www.umiznet.com/de/datenbanken/ddb/diplomarbeiten/Ein_kontrastiver_Versuch_ueber_die_Heraldik_im_Burgenland_und_im_Komitat_Vas.pdf
Zuletzt geändert von krambambuli am Do 27. Feb 2014, 17:53, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon Zythophilus » Do 27. Feb 2014, 17:32

Tatsächlich ist die ovale Form außergewöhnlich, wenn es sich um Wappenschilde handelt. Was das links oben ist, vermag ich nicht zu sagen. Ich tendiere jetzt eher dazu, es für eine Art Gebäude zu halten.
Die Blüten - was auch immer die genau darstellen sollen -, die Kreuze und die Ähren sind freilich als Symbole in der Heraldik verbreitet.
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon krambambuli » Do 27. Feb 2014, 17:40

der Inhalt ist schon brisant:

da stehen Ähre und Wein für das christliche Abendmahl: Brot und Wein
(das ganze wird ja auch von einer Bischofsfigur gehalten)

aber im Text hast du die heidnische Göttin Ceres :lol:
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon juergen » Do 27. Feb 2014, 17:42

Tiberis hat geschrieben:…und weiters, was die auffällige diagonale teilung des wappens zu bedeuten hat…

Eine schräge Teilung des Wappenschildes mit einem Balken ist nichts außergewöhnliches
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon juergen » Do 27. Feb 2014, 17:52

krambambuli hat geschrieben:der Inhalt ist schon brisant:

da stehen Ähre und Wein für das christliche Abendmahl: Brot und Wein
(das ganze wird ja auch von einer Bischofsfigur gehalten)

aber im Text hast du die heidnische Göttin Ceres :lol:

Ob da eine Anspielung auf das Abendmahl drin ist, bezweifel ich.
Eher: Wein + Korn <-> Bacchus + Demeter
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon krambambuli » Do 27. Feb 2014, 17:56

christliche und heidnische Symbolik zusammen ;) ... immerhin steht das Teil ja in einem Benediktinerkloster :D

Bischofsfigur,
Ähre für Leib Christi,
Wein für Blut Christi
3 Ähren... Dreifaltigkeit...

Der Bischof hält Abendmahl und Landbevölkerung in seinen Händen
ceres/demeter bildet ja auch die aventinische Trinität (mit ihren beiden Kindern liber (=Bacchus) und libera)
lt. Wikipedia wurde dies Trias in Pannonien (also durchaus im österreich-ungarischen Raum) verehrt.


wie interpretiert ihr "liber et assa" ?
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon Zythophilus » Do 27. Feb 2014, 18:36

Das Chronogramm ergibt wie schon oben von Consus erwähnt die Jahreszahl 1730, die auch gut passt.
Liber ist ein anderer Name für Bacchus und steht für dessen Gabe, die "gebackene" Ceres steht für das Brot.
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon juergen » Do 27. Feb 2014, 18:52

Wo wir gerade schon beim Thema Brot sind.
Vielleicht sind die drei „Irgendwas“, die auf dem linken Wappen (heraldisch) links zu sehen sind, ja Semmeln
und auf der rechten Seite volle Körbe/Kiepen mit Weintrauben

-> http://de.wikipedia.org/wiki/Brot_(Heraldik)
-> http://de.wikipedia.org/wiki/Korb_(Heraldik)

Wikipedia: Korb (Heraldik) hat geschrieben:…Der Korb ist auch ein Attribut von Heiligen und so wird Bacchus damit gekennzeichnet…
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon krambambuli » Do 27. Feb 2014, 19:04

ne, guck mal drauf:
das ist ne Eidechse in Draufsicht. Scheint in der Heraldik üblich zu sein.
Die Augen und das Maul im dreieckigen Kopf sind doch gut zu erkennen (Südwesten), auch Beinansätze (Nordosten) ganz oben geht der Schwanz und windet sich dann am oberen westelichen Rand entlang.


und dann ist doch die Symbolik auch klar:
so wie sich die "gebackene" Ceres mit Liber (Bacchus) verbindet, so verbindet auch Christus im Abendmahl Brot und Wein. (im Christentum wurden schon immer traditionelle Riten übernommen und dann umgedeutet)

vierblättriger Klee:
christliche Symbolik: 4 Evangelien
heidnische Symbolik: Liebe/ Glück im Allgemeinen
Eidechse
christliche Symbolik:
Es wird erzählt, sie wende, wenn sie im Alter erblindet, ihr Gesicht zur aufgehenden Sonne, um wieder sehend zu werden; daher Symbol für die Hinwendung zu Christus und die Heilung durch sein Licht; manchmal auch Symbol für Tod und dunkle Mächte, da sie sich angeblich gerne in Grabstätten aufhält.
heidnische Symbolik
heidnische Symbolik:
Tier der Hekate

hier hast du also auf verschiedene Art und Weise den Gegensatz zwischen Tod und Leben dargestellt


zeitlich passts auch von der Thematik her: Nachklänge der Renaissance im beginnenden Barock
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon juergen » Do 27. Feb 2014, 20:00

Ich kann beim besten Willen keine Eidechse erkennen. :roll:
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Re: Lat. Inschrift in Gumpoldskirchen

Beitragvon consus » Do 27. Feb 2014, 20:17

Das hier zu deutende Gumpoldskirchner Wappen ist als benediktinisches Doppelwappen mit ovalen Schilden m. E. nichts Ungewöhnliches (ovaler Schild ohne militärische Herkunft?). Zum Vergleich das Doppelwappen von Stift Reichersberg (OÖ). Man beachte die wohl typische Wappenzier: Kinderkopf mit Mitra.
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