von iurisconsultus » Fr 11. Jul 2014, 08:59
Kurze Ergänzung zur indirekten Rede im Deutschen:
In der indirekten Rede und ähnlichen Nebensätzen, die durch eine unterordnende Konjunktion (dass,ob) oder ein Fragewort (was, wann, wie u. Ä.) eingeleitet werden, wird neben dem Konjunktiv I häufig auch der Indikativ verwendet: Der Minister behauptet, dass der Lobbyist ihn nach allen Regeln der Kunst über den Tisch gezogen habe/hat." Wenn der Nebensatz allerdings von einem Verb abhängt, dessen Bedeutung impliziert, dass der Sprecher den Inhalt des abhängigen Satzes als gegeben betrachtet, ist allein der Indikativ möglich: Der Minister stellt fest, dass der Lobbyist ihn nach allen Regeln der Kunst über den Tisch gezogen hat." Auch die Verben des Wissens (wissen, erfahren, einsehen) verbinden sich normalerweise mit dem Indikativ: Die Schüler haben eingesehen, dass es so nicht weitergehen kann." Der Vater erfuhr nie, dass sein Sohn ein Dieb geworden war."
Generell gilt, dass der Indikativ den Konjunktiv I immer stärker verdrängt, auch bei Verben die nicht implizieren, dass der Sprecher den Inhalt des abhängigen Satzes als gegeben betrachtet. Du kannst den Satz also grammatisch korrekt sowohl mit dem Konjunktiv I (empfohlen) als auch mit dem Indikativ übersetzen: "Sie sagte, dass sie nicht beabsichtige/beabsichtigt ...
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iurisconsultus am Fr 11. Jul 2014, 09:08, insgesamt 1-mal geändert.
Qui statuit aliquid parte inaudita altera,
aequum licet statuerit, haud aequus fuit.
(Sen. Med. 199-200)