salvete!
sagt mir, freunde: der usus ist kein argument? letzten endes haben wir kein anderes und jedenfalls kein höheres, und viele der so genannten regeln sind ja ihrerseits konstruktionen, die den usus irgendwie in ein system zu pressen suchen.
der ausgang von sätzen mit infinitiv, die ihrerseits teilweise den überlieferten sprachgebrauch ignorieren, und die annahme, das infinitiv - ja spezieller noch: der subjektsinfitiv - SEI der nominativ des gerunds (er tritt lediglich dort ein, wo man ihn als fremdsprachenlerner erwarten könnte (!)) bieten keine irgendwie sicheren prämissen.
aufgrund dieser letztlich nicht zu klärenden punkte kann man schlichtweg nicht in die konstruktion hineinschauen, um zu sehen, wie sie "tickt" beziehungweise wie sie im hinblick auf ausdruckserfordernisse, die marcus sich vorstellt, ticken WÜRDE oder KÖNNTE.
eine antwort ließe sich m.E. nur aufgrund von textstellen geben. aber offenbar wird dieses durchaus nicht illegitime oder exotische ausdrücksbedürfnis, um das es hier geht, schlichtweg vom usus nicht in der vorgestellten form verwirklicht. gerade die tatsache, dass man die "bedeutungserweiterung", die marcus vorschwebt, durchaus nützlich nennen müsste und es trotzdem nirgends vorzukommen scheint, will mir ein indiz zu sein scheinen, dass es dem römischen sprachempfinden widerstrebt, in der vorgeschlagenen weise zu formulieren.
ob es der hafenarbeiter in ostia vielleicht doch getan hat, wird für uns auf ewig im dunklen bleiben.
wir haben letztlich nur zwei kriterien, urteile zu geben, wie sie marcus wünscht: analogie und sprachlogik - beides findet hier letztlich keinen verlässlichen angriffspunkt und beides kann den natürlichen und lebendigen usus, wie wir wissen nur in engen grenzen prädizieren; führt oft genug zu einem latein, dem man anmerkt, dass es logisch erdacht und nicht lebendig erfühlt ist (sich von diesem vitium ganz frei zu machen, wird heutzutage schwer sein
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). und zweitens: eben der überlieferte usus. darüber werden wir letztlich nicht hinauskommen.
ich wünsch euch nen schönen abend!
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eine spekulation am rande:
man kann sich die akkusativischen prädikative bei subjektsinfinitiven als verkürzte aci's erklären:
(me) bonum esse oportet
inwieweit entspricht diese entsprechung sprachhistorischen oder logischen gegebenheiten bzw. entwicklungen?
falls diese ähnlichkeit nicht nur zufälliger natur ist, scheint es mir noch einmal unplausibler, einen solchen akkusativ in flektierte nd-formen hinüberzuwurschteln
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