Ovid

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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Ovid

Beitragvon Latein-Fan » Mo 16. Apr 2007, 16:47

Salvete,

wieder mal ein mir nicht ganz klarer Vers:

Saepe illic positi teneris adducta lacertis
purpureus Bacchi cornua pressit Amor,....

Oft drückte der in Purpur gekleidete Amor die Hörner des aufgestellten Bacchus mit den zarten Händen.....


adducta => passt hier nicht rein, in Kongruenz mit cornua etwas seltsam, die gezogenen Hörner?

Wie kann ich gezogene Hörner drücken? :? :D

Ich bitte um Hilfe.
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Beitragvon romane » Mo 16. Apr 2007, 17:34

wörtl.: die herbeigeführten Hörner

gemeint sind die Hörner = Henkel des Weinkruges
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Beitragvon Latein-Fan » Mo 16. Apr 2007, 18:09

Vielen Dank! :)

Gruß,
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Beitragvon consus » Mo 16. Apr 2007, 23:15

Salvete, amici!
Es gibt eine andere Deutung von „Bacchi cornua“: Bacchus wird auch als gehörnter Gott dargestellt. Bei Ovid heißt es anderen Orts: cornu insignis Bacche (art. am. 3, 348) und corniger ... Lyaeus (am. 3, 15, 17) [nach Georges, L-D Wb, Bd. 1, Sp. 774]. Vielleicht gibt es ein Bild des gehörnten Bacchus im Netz.

cornua teneris lacertis adducere: d. H. mit zarten A. an sich ziehen. Man stelle sich das Bild plastisch vor!

Servus.
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Beitragvon romane » Di 17. Apr 2007, 17:06

perfructus sum - facile klick klack

http://www.vollmer-mythologie.de/bacchu ... ungen.html
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Beitragvon consus » Di 17. Apr 2007, 18:40

Per Bacchum cornigerum! Nemo te, amice, artis clicandi peritior. Gratias maximas!
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Beitragvon romane » Di 17. Apr 2007, 19:09

Eine Frage, die auch ins Philologie-Forum gehören könnte:

Meint Ovid hier 'metaphorisch' Bacchus als Weinkrug ODER die durch die Hörner angesprochene Funktion 'als mystischer Gott' ?
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Re: Ovid

Beitragvon GurkenPaule » So 25. Aug 2013, 16:06

Ich habe selbige Stelle unlängst übersetzt und würde cornua sowohl als Henkel des Kruges aber auch metaphorisch als Ungestümtheit und Heftigkeit ansehen. Die Hörner sind ja ein Attribut des Bacchus und wenn man trinkt kann schon ein ungestümes Lieben dabei herauskommen.


Ich bräuchte momentan Hilfe bei einer anderen Stelle:
V211: qui fugis, ut vincas, quid victo, Parthe, relinques.

Ich würde es übersetzen mit: Du, Parther, der du flüchtest um zu siegen, was wirst du dem Besiegten zurücklassen?
Oder: (...) nachdem man dich besiegte, was wirst du zurücklassen?
Was macht mehr Sinn? Ich verstehe den Sinn dahinter nicht so ganz .__.
Dass die Parther gerne in Schlachten flohen und sehr wendige Kämpfer waren, habe ich schon in Erfahrung gebracht...dennoch ist mir diese Stelle ein wenig ein Rätsel, leider.
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Re: Ovid

Beitragvon romane » So 25. Aug 2013, 16:18

was bleibt dir als Besiegtem / nachdem du besiegt worden bist / wenn du besiegt worden bist
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Re: Ovid

Beitragvon GurkenPaule » So 25. Aug 2013, 20:43

Und wie darf ich das verstehen?
Dass sie, weil sie immer nur flohen um zu siegen, ohnehin nichts haben?
Ich denke vielleicht auch zu kompliziert aber der Sinn mag sich mir nicht erschließen
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Re: Ovid

Beitragvon Tiberis » Mo 26. Aug 2013, 00:25

GurkenPaule hat geschrieben:Ich würde es übersetzen mit: Du, Parther, der du flüchtest um zu siegen, was wirst du dem Besiegten zurücklassen?
Oder: (...) nachdem man dich besiegte, was wirst du zurücklassen?
Was macht mehr Sinn? Ich verstehe den Sinn dahinter nicht so ganz ._


zu dieser stelle gibt es mehrere lesarten. geht man vom vorliegenden text aus, kann man wohl nur übersetzen: Parther, der du fliehst, um zu siegen, was lässt du dem besiegten zurück?, d.h.,
wenn du schon fliehst, obwohl du noch mit der möglichkeit eines sieges rechnest, was machst du dann, wenn deine niederlage feststeht ?
falls Ovid diesen vers wirklich so geschrieben haben sollte - was ich eigentlich nicht glaube - , dann müsste man dem dativ (!) victo gedanklich noch ein "tibi" hinzufügen: "..was lässt du dir, wenn du besiegt bist, noch an möglichkeiten " = was bleiben dir dann noch für möglichkeiten
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Re: Einspruch!

Beitragvon Prudentius » Mo 26. Aug 2013, 09:38

Ihr wollt das victo auf das Subjekt beziehen, das geht doch nicht, das müsste nach den Kongruenzregeln Nominativ sein, victus.
Außerdem heißt relinquere übriglassen, nicht übrig bleiben.

victo bezieht sich auf den "Besiegten", also das Gegenstück zu vincas.

Ist hier nicht von der listigen Kriegstatktik der Parther die Rede, von der Scheinflucht, bei der sie plötzlich kehrtmachen und die Verfolger attackieren?

"Wenn du flüchtest, um zu siegen, was wirst du dem Besiegten übriglassen?", nichts wirst du ihm übriglassen, rhetorische Frage.
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Re: Ovid

Beitragvon romane » Mo 26. Aug 2013, 10:04

fer nächste Vers passt dann aber inhaltlich gar nicht:

Parthe, malum iam nunc Mars tuus omen habet.
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Ov. ars 1, 211.

Beitragvon consus » Mo 26. Aug 2013, 10:41

Interdum veterum quoque philologorum legere verba iuvat et perpendere. Nicolaus Heinsius, doctissimus saec. XVII grammaticus Batavus, versum (Ov. ars 1, 211) hoc modo interpretatur*:
… Scribe meo periculo,
Qui fugis ut vincas, quid victo, Parthe, relinques?
hoc est, quid tibi ipsi victo relinques. Quid aliud victus facias?...

______________________________________________________
* P. Ovidii Nasonis Operum Tom. I, Lugduni Batavorum 1670, p. 528.
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Re: Ovid

Beitragvon Tiberis » Mo 26. Aug 2013, 10:51

Prudentius hat geschrieben:Ihr wollt das victo auf das Subjekt beziehen, das geht doch nicht, das müsste nach den Kongruenzregeln Nominativ sein, victus.
Außerdem heißt relinquere übriglassen, nicht übrig bleiben.


Du kannst davon ausgehen, dass mir die kongruenzregeln bekannt sind, lieber Prudentius. :D bitte noch einmal genau lesen:
Tiberis hat geschrieben:falls Ovid diesen vers wirklich so geschrieben haben sollte - was ich eigentlich nicht glaube - , dann müsste man dem dativ (!) victo gedanklich noch ein "tibi" hinzufügen: "..was lässt du dir, wenn du besiegt bist, noch an möglichkeiten " = was bleiben dir dann noch für möglichkeiten


wie schon gesagt: die stelle ist strittig. aber der vorliegende text gibt m.e. nur dann sinn, wenn "victo" sich auf den Parther bezieht. auf wen sollte es sich denn sonst beziehen? auf die Römer? das wäre völlig unsinnig, zumal im ganzen vorhergehenden text von deren siegesgewissheit die rede ist. auf irgendwelche nicht genannte dritte? auch das ist wohl nicht plausibel. in jedem fall wäre aber dann der plural victis zu erwarten. der singular victo macht nur im hinblick auf den sing.Parthe sinn. (kongruenz! :D )

Prudentius hat geschrieben:"Wenn du flüchtest, um zu siegen, was wirst du dem Besiegten übriglassen?", nichts wirst du ihm übriglassen, rhetorische Frage.


:?
und was soll das heißen?


im übrigen sehe ich gerade, dass Consus einen autor zitiert hat, der die stelle eigentlich genauso interpretiert wie ich. ;-)
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