De tuberibus.

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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De tuberibus.

Beitragvon Laptop » Fr 7. Jun 2013, 02:22

Salvete. Mir sind bei folgendem Text zwei Sätze und ein paar Stellen unklar.
His cognata ſunt Tubera quæ à Plinio ſatis copioſè deſcribuntur: Naſcuntur, inquit, & viuunt ſine vlla radice, & ſunt vndique terra circumdata, nullis fibris innixa, aut ſaltem capillamentis: nec vtique extuberante loco, in quo gignuntur, aut rimam agente: neque ipſa terræ cohærent: cortice etiam includuntur, vt planè nec terram eſſe poſsimus dicere, neque aliud quàm terræ callum. Siccis hæc ferè & ſabuloſis locis frutetoſisq́ue naſcuntur. Excedunt ſæpè magnitudindem mali cotonei. Duo eorum genera ſunt: arenoſa, dentibus inimica. Altera, ſyncera. Plura apud authorem ſequuntur. Locus eſt in promptu, & plerique ex illo ad verbum tranſcribunt. Dicuntur & Tuberes, qui ſerebantur menſæ Februario authores Palladio, & ſcribuntur eſſe mâla ex Africa per Sex. Pompeium in Italiam allata, qui & à Martiale laudantur: Non tibi de Libycis tuberes & apyrina ramis, De Nomentanis ſed damus arboribus. Suetonius tradit Domitianum oblatos tuberes in craſtinum diſtuliſſe vitæ ſuæ timentem. [Hodie vulgò Iuiuba vocant, eundem aut cognatum planè fructum, ipſo nomine ad tuberes alludente, &c.]

nec vtique extuberante loco, in quo gignuntur, aut rimam agente: neque ipÅ¿a terræ cohærent:] extuberante, agente, terrae sind kongruierende Dative mit cohaerere? ist ipsa Subjekt? wie ist utique zu übersetzen? mein Verständnis bisher: «Selbige haften nicht an einer irgends anschwellenden Stelle, an der sie wachsen, noch an einer brüchigen Stelle, noch an der Erde»
cortice etiam includuntur, vt planè nec terram eÅ¿Å¿e poÅ¿simus dicere, neque aliud quàm terræ callum.] Mein Versuch: «Sie sind auch von einer Rinde umgeben, so daß wir wirklich nicht sagen können es sei (bloße) Erde, noch daß es etwas anderes sei als Erdkruste.»
dentibus inimica] Soll das heißen sie mögen keine spitzen Steine? gelöst!
syncera] soll man hier mit “echte” übersetzen? gelöst!
Locus eÅ¿t in promptu] die Stelle bei Plinius ist offensichtlich? Soll man das verstehen als “Du, teurer Leser, jeder weiß schon welche Stelle bei Plinius gemeint ist”? gelöst!
Nomentanis arboribus] was sind das für Bäume? was für Früchte will Martial statt der tuberes=Nußpfirsische und apyrina=Granatäpfel von ihnen austeilen? gelöst!
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Re: De tuberibus.

Beitragvon Zythophilus » Fr 7. Jun 2013, 06:40

SALVE
extuberante und agente sind Ablative, die zu loco gehören: "an einer anschwellenden (sich verdickenden, sich verdichten; originellerweise nimmt er hier ein zum selben Stamm wie tuber gehörendes Wort, dass irgendwie schon "Trüffel hervorbringen" heißt) oder einen Spalt bekommenden Stelle."
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Re: De tuberibus.

Beitragvon Laptop » Fr 7. Jun 2013, 08:17

Danke Zythophile. Mir fehlt vor allem das Prädikat, was passiert an einer anschwellenden Stelle, oder an einer die einen Spalt bekommt?
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Re: De tuberibus.

Beitragvon Medicus domesticus » Fr 7. Jun 2013, 11:05

Salve Laptop,
Kleine Anmerkungen:
arenosa ..(sandig/sandgefüllt) ...dentibus inimica ...nachteilig/feindlich für die Zähne ...syncera (rein, echt, ohne Sand).

Locus est in promptu ...die Stelle (bei Plinius) ist offenkundig (also sicher auch wohlbekannt, weil daraus öfter zitiert wird).
de Nomentanis ...arboribus: Martial besaß ein Gut in Nomentum, also Früchte von Bäumen aus seinem heimischen Garten.

Vale.
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Re: De tuberibus.

Beitragvon Laptop » Fr 7. Jun 2013, 16:04

Hallo Medicus, sehr gut, das ergibt freilich Sinn! Zu den Nomentanischen Bäumen: Ich habe gelesen, daß Martial an anderer Stelle über die Bäume in dieser Gegend lästert, sie eignen sich nicht gut als Brennholz: «Martial hatte Å¿elbÅ¿t im NomentaniÅ¿chen einen Meyerhof. DieÅ¿e Gegend war voller Suͤmpfe, und der Dichter wußte aus der Erfahrung, daß dort das Holz mehr Rauch als helle Flamme gab.» Meint er das mit den Bäumen hier ebenfalls lästerlich? Ist es eine Paraphrase für Weinreben? Weiß man was für Bäume er meinte?
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Re: De tuberibus.

Beitragvon Prudentius » Fr 7. Jun 2013, 18:07

Mir fehlt vor allem das Prädikat, was passiert an einer anschwellenden Stelle, oder an einer die einen Spalt bekommt?


Das Prädikat dürfte sunt circumdata sein, es folgen erläuternde Partizipien.
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Re: De tuberibus.

Beitragvon Medicus domesticus » Fr 7. Jun 2013, 20:47

@Laptop:
Es ist ja ein Epigramm Martials (XIII, 42), das einem Obstkorb aus der Region beigelegen haben soll:
Non tibi de Libycis tuberes & apyrina ramis, De Nomentanis Å¿ed damus arboribus.
Welche (Obst-)Bäume sagt er direkt nicht, aber er stellt natürlich gegenüber, dass Früchte aus Nomentum nicht der Top-Qualität aus Afrika entsprechen: Ich (über)gebe dir nicht Trüffel und Granatäpfel von libyschen (afrikanischen) Ästen herab, sondern von Bäumen aus Nomentum.
Eine gewisse Ironie läßt sich da nicht übersehen... ;-)
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Re: De tuberibus.

Beitragvon Laptop » Sa 8. Jun 2013, 03:50

@Medicus Vielleicht ein Insiderwitz, den wir nicht ganz erfassen. Viel dürfte an Obst in dem sumpfigen Gebiet nicht gewachsen sein. Übrigens, tuberes in diesem Epigramma sind keine Trüffel (Trüffel wachsen ja nicht an Ästen), sondern nach Georges «eine Art Äpfel od. Baumfrüchte, viell. Nußpfirsiche». Georges ist sich weder sicher, noch erklärt er was “Nußpfirsiche” sein sollen. Whitaker ist da schon genauer: «exotic fruit; (azarole or oriental medlar); the bush (Crataegus azarolus);», d. h. die Azarole: http://de.wikipedia.org/wiki/Azaroldorn

@Prudentius Danke, aber so ganz geht mir der Sinn noch nicht auf.
nec vtique extuberante loco, in quo gignuntur,
noch an einer besonders(?) anschwellenden Stelle, an der sie wachsen
aut rimam agente:
oder an einer einen Spalt machenden Stelle(?)
neque ipſa terræ cohærent:
selbige halten sich auch nicht an der Erde fest(?)
Vielleicht muß ich mich damit abfinden.
Auch der folgende Satz ist mir nicht ganz klar:
cortice etiam includuntur,
sie sind auch von einer Rinde umgeben
vt planè nec terram eſſe poſsimus dicere,
so daß wir weder sagen können es sei Erde(?)
neque aliud quàm terræ callum.
noch etwas anderes als eine Erdkruste(?)
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Re: De tuberibus.

Beitragvon Medicus domesticus » Sa 8. Jun 2013, 06:33

Ja, war ein Witz Laptop... :lol:
Jetzt geht's aber zum Bergsteigen ohne Latein aber mit viel Bayerisch! Servus! :-D
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Re: De tuberibus.

Beitragvon Zythophilus » Sa 8. Jun 2013, 08:33

Mane petit medicus celsissima culmina; ut ipse
inde, precor, redeat, ne medico sit opus.
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Re: De tuberibus.

Beitragvon marcus03 » Sa 8. Jun 2013, 09:59

Hoc praeclaro hexametro lecto quis deorum medicum nostrum protegere non velit ? :D
Si quid mali tamen illi acciderit, de immortalium potentia dubitare nefas non iam erit. Immo quaestio orietur,
an caelestes omnino sint. Ergo hic dies deis dies maximi momenti est. Quorum existentia in medico incolumi reverso posita est. An deus aut dei sint, hodie aut probetur aut refutetur. Attentissimi nunc exspectemus, qualem exitum dies medico nostro allaturus sit ! ;-)
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Re: De tuberibus.

Beitragvon Prudentius » Sa 8. Jun 2013, 19:41

Hallo Laptop,

neque ipſa terræ cohærent: selbige halten sich auch nicht an der Erde fest(?)


ipse nicht mit idem verwechseln! ipse hebt den Gegensatz zum Umfeld hervor: "Do it yourself", nicht die Handwerker holen; "Self-made man", hat sich selber hochgearbeitet. "in ipso flumine" unterstreicht die strikte Abgrenzung des Flusses, nicht am Ufer: "direkt/unmittelbar im Fluss"; idem ist vergleichend. Hier also: sie liegt nicht direkt, nicht unmittelbar, nicht selbst in der Erde, sondern ist von der Schale umgeben.

aut rimam agente:


Vllt. "in rissigem Boden"

dentibus inimica]


Ganz wörtlich bleiben: den Zähnen feindlich, schwer zu kauen, zäh.
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Re: De tuberibus.

Beitragvon Laptop » Sa 8. Jun 2013, 22:00

@Prudentius Danke für die Anmerkungen.

nec vtique extuberante loco, in quo gignuntur, aut rimam agente] Bei diesem Satz verstehe ich vieles nicht. Zum einen nicht worauf sich das “nec” bezieht. Zum anderen erkenne ich kein Prädikat. Zudem weiß ich nicht wie “utique” zu verstehen ist.

neque ipÅ¿a terræ cohærent] ist das wörtlich ¿noch sind sie eigens der Erde verhaftet? und frei ¿von selbst halten sie sich nicht an der Erde fest?

dentibus inimica] Bist du dir sicher, daß es als “zäh” gemeint ist? So wie ich Medicus verstehe, deutet er die Stelle “arenosa, <ideo> dentibus inimica”, d. h. daß die Trüffel aufgrund des Sands schlecht für die Zähne seien. Zähes Essen macht die Zähne an sich nicht kaputt.
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Re: De tuberibus.

Beitragvon Laptop » So 9. Jun 2013, 03:13

Ich habe mir mal das Plinius-Zitat im Original angeschaut, auch dort fehlt das Prädikat. «Et quoniam a miraculis rerum coepimus, sequemur eorum ordinem, in quibus vel maximum est aliquid nasci ac vivere sine ulla radice. tubera haec vocantur undique terra circumdata nullisque fibris nixa aut saltem capillamentis, nec utique extuberante loco, in quo gignuntur, aut rimas sentiente. neque ipsa terrae cohaerent, cortice etiam includuntur, ut plane nec terram esse possimus dicere neque aliud quam terrae callum.»

Statt “rimas agente” steht dort “rimas sentiene”, was auch immer man daraus folgern mag.

“terrae callum” müßte eine Erdschwiele sein, d. h. eine Verhärtung des Erdbodens, was auch immer Plinius damit meint.
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Re: De tuberibus.

Beitragvon Zythophilus » So 9. Jun 2013, 08:24

Plinius ist der Ansicht, dass Trüffel aus Erde entstehen, aber nicht mehr Erde sind. Sie brauchen keine Hohlräume, haben keine Wurzeln. Sie sind nach Plinius eine Art Verdichtung der Erde. Er weiß selber nicht, wie das funktioniert, deshalb erwähnt er sie unter den miracula.
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