salvete,
für den anfang will ich zwei ganz konkrete ideen beisteuern. ich habe vor ein paar semestern einmal darauf bestanden, im fachdidaktikseminar referat zu halten über "lateinsprechen im unterricht", auch in der hoffnung, ein paar kommilitonen diese ratio Latinitatis colendae schmackhaft zu machen. bei meinen recherchen bin ich auf zwei sehr bedenkenswerte konkrete vorschläge gestoßen, die ein lehrer auch dann umsetzen könnte, wenn er im aktiven sprachgebrauch selbst nicht gar so sicher ist
(umfassende biographie zum lateinsprechen im unterricht vom didaktik-prof. andreas fritsch:
http://www.klassphil.hu-berlin.de/perso ... nitas-viva):
1.
SATTLER, Hanna: Versuche mit der ‘Sprechmethode’ im lateinischen Anfangsunterricht. In: Der altsprachliche Unterricht 3,5 (1959), 62-91.
ein aufsatz, den man m.E. eigentlich jedem lateinlehrer zum lesen geben sollte. die lehrerin berichtet, wie sie in einem vorkurs in den ersten wochen den schülern die kasus aller deklinationen und die verbformen aller konjunktionen (inkl. konjunktiv) beibringt in einer weise, dass alles so gut sitzt, dass sie trotzdem mit dem lehrbuch, das sie erst danach einsetzt, deutlich vor ende des schuljahres fertig ist.
sie benutzt dazu einen "drill", wie sie es nennt: die schüler führen bestimmte handlungen aus (ambulare, ceram sumere, scribere, sedere etc.) - und stellen und beantworten dabei dann (einzeln, im wechselgespräch, im chor, je nachdem) in bestimmten abfolgen fragen: z.B.
<schüler läuft> quid ago? ambulas! quid agit? ambulat? quid agis? ambulo? etc.
und das so lang, bis kein nachdenken mehr nötig ist. die schüler verbinden auf die weise die formen und bedeutungen mit tatsächlich sinnlich wahrgenommenen oder selbstausgeführten handlungen. alle formen werden erst auf diese weise darstellerisch und mündlich eingeführt, erst dann an der tafel erklärt und systematisiert. es scheint sich, wenn man sattler glaubt, schnell ein sog und ein ehrgeiz unter den schülern zu entwickeln, die serien von handlungen-fragen-antworten immer rasanter und reibungsloser hinzubekommen. ich kann nur sagen: lest diesen aufsatz - er enthält ein umfassendes vorgefertigtes lebendiges und sinnliches vermittlungsmodell für weitgehend(?) alle nominal- und verbalformen! ich brenne darauf, die methode selbst als lehrer (bald ist es soweit ^^) zu erproben.
2. die zweite idee verdanke ich ebenfalls einem aufsatz (leider finde ich ihn gerade nicht, aber s. evtl. bibliographie oben) - und die betrifft nun tatsächlich den übersetzungs- und lektüreunterricht. ausgangspunkt ist das "Entlasten", das man oft dem analysieren und übersetzen von sätzen vorausschickt und das meist darin besteht, dass der lehrer problematische vokabeln und grammatikphänomene herausnimmt und vorweg klärt. der autor des betreffenden aufsatzes empfiehlt nun eine andere art des entlastens, nämlich eine inhaltliche. der lehrer trägt in ganz kurzen eigenen lateinischen sätzen vor, worum es im satz geht. dabei kann er teilgedanken beliebig oft wiederholen und/oder variieren - natürlich auch die tafel einsetzen -, bis die schüler über rein lateinischen input verstanden haben, worum es geht. dann erst geht es ans systematische und genaue übersetzen. vorteil auch hier: der lehrer muss nicht unbedingt selbst latein sprechen können, denn er kann das perfekt zuhause vorbereiten (könnte es sogar langsam vorlesen - sicher aber mit einem verlust von lebendigkeit!).
viel spaß damit
![Wink ;)](./images/smilies/icon_wink.gif)
euer ille