Hilfe Texte: Jacobus Tevius / Historia Apollonii regis Tyri

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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Hilfe Texte: Jacobus Tevius / Historia Apollonii regis Tyri

Beitragvon neuling » Di 7. Okt 2014, 20:07

Liebes Forum,

Ich befinde mich gerade mitten unter den Vorbereitungen zu meiner Latein-Ergänzungsprüfung.
Nun übersetze ich gerade eine ehemalige Prüfung, welche über "die Taten der Portugiesen bei Diu in Indien" handelt. Ich wäre sehr froh, wenn mir jemand bei folgenden Fragen behilflich sein könnte.

1.) "Novos dominos regni finibus expellere et Dium, nobillissimam civitatem, e manibus hostium liberare valemus."

Mein Versuch: Wir sind (so) stark, dass wir die neuen Herren über die Grenzen des Königsreichs verjagen und, dass wir Diu, ein sehr adeliger Stamm, von den Händen der Feinde befreien."
--> Habe ich richtig erkannt, dass es sich hier zweimalig um einen ACI handelt? Definitiv kommen ja 2x Infinitiv + 2x Objekt im 4. Fall vor. Ich habe aber gerade gelesen, dass ein ACI ausschließlich nach bestimmten Verben, wie z.B. dicere, videre etc., vorkommt.

2.)"Quo tandem animo, rex Mamunde, fers avunculum tuum, tantum regem, in suo regno ab exteris hominibus fraudulenter occisum."

Mein Versuch: "Durch welchen Mut erträgst du, König Mamundus, deinen Onkel, den so großen König, (im Sinne von "das Schicksal deines Onkels"), der in seinem Königreich von fremden Menschen betrügerisch getötet wurde."
--> occisum + avunculum tuum bilden ein PC, daher übersetze ich den Satz mit einem Relativsatz (der in seinem Königreich ..)?

3.) "Maximas copias cogere posses, quibus non solum paucos istos latrones expellere, sed magnam orientis partem subigere posses!"

Mein Versuch: "Du würdest die größten Truppen versammeln können, mit welchen du nicht nur wenige jener Diebe verjagen, sondern große Teile des Osten bezwingen würden könntest."
--> ich habe gelernt, dass man den Konjunktiv Imperfekt Aktiv mit "würde" übersetzt, nur hört sich das in diesem Satz einfach nicht richtig an.


Ich bin für jede Hilfe dankbar!

Liebe Grüße,
der Neuling :help:
Zuletzt geändert von neuling am So 12. Okt 2014, 16:04, insgesamt 1-mal geändert.
neuling
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Re: Text Jacobus Tevius Hilfe

Beitragvon Christophorus » Di 7. Okt 2014, 21:07

in Satz 1 liegt kein AcI vor, sondern einfach von valemus abhängige Infinitive - in Satz 2 dagegen meiner Meinung nach schon, da wäre ein esse zum occisum zu ergänzen .

Mach das mit dem posses nicht zu kompliziert, einfach "du könntest" statt "würdest können" und vor allem statt "du könntest würden"
Timeo Danaos et donuts ferentes.
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Re: Text Jacobus Tevius Hilfe

Beitragvon consus » Mi 8. Okt 2014, 15:00

Servus, Neuling!
Ergänzend zu dem, was Christophorus schon sagte, hier einige weitere Anmerkungen:
1.) "Novos dominos regni finibus expellere et Dium, nobillissimam civitatem, e manibus hostium liberare valemus."
fines, ium m. (Plural): Gebiet
expellere finibus: aus dem G. vertreiben (= ex finibus pellere)
civitas, atis f. „Bürgerschaft“ > Staat bzw. Stadt
e manibus: aus …
valere c. inf. vermögen, im Stande sein etw. zu tun
2.)"Quo tandem animo, rex Mamunde, fers avunculum tuum, tantum regem, in suo regno ab exteris hominibus fraudulenter occisum."
animus: kann sehr viele Bedeutungen haben, s. Wörterbuch: z. B. auch Empfindung, Gefühl…:
Ein Abl. kann nicht nur durch die dt. Präposition „durch“ wiedergegeben werden.
tandem: fehlt in der Übers.
Wenn man, wie Christophorus angab, bei occisum ein esse hinzudenkt, hängt von fers ein AcI ab: "dass dein Onkel, ein so großer König, …"
fraudulenter: wohl eher „arglistig“, "hinterrücks" o.dgl.
exter: auswärtig, ausländisch (Gegensatz zu einheimisch)
3.) "Maximas copias cogere posses, quibus non solum paucos istos latrones expellere, sed magnam orientis partem subigere posses!"
posses: irrealis > du könntest… (Warum die Umschreibung des guten dt. Konjunktivs mit „würde“?)
cogere (< co+agere): im milit. Bereich: zusammenziehen o.dgl.
paucos istos latrones: "diese wenigen Räuber/Banditen da" (iste verächtlich gemeint)
magnam … partem: Welcher Numerus?!
quibus … subigere posses: „mit denen du … unterwerfen könntest“.

(Wahrlich ein typischer aus ganz bestimmten Gründen gut geeigneter Text für Ergänzungsprüfungen [z. B. Univ. Wien], kaum im Netz und schon gar nicht mit Übersetzung auffindbar..., bisher jedenfalls nicht!)
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Re: Text Jacobus Tevius Hilfe

Beitragvon neuling » So 12. Okt 2014, 16:03

Lieber Christopherus, Lieber Consus,

Danke für euer Hilfe! Da ich mir Latein in Eigenregie beibringe, fehlt mir natürlich in dem ein oder anderen Fall noch die Sicherheit bzw. das richtige Verständnis .. Ihr helft mir dabei, jenes zu erlangen!!


Ich habe heute noch einen ehem. Prüfungstext übersetzt. Wenn jemand Zeit hat, einmal darüber zu lesen und mir anschließend seine Gedanken kundzugeben, wäre ich wirklich sehr dankbar!


Aus dem antiken Roman „Historia Apollonii regis Tyri“

König Apollonius von Tyrus, die Hauptperson des Romans, gerät auf einer Schiffsreise in einen Seesturm und wird als einziger Überlebender an die Küste von Libyen getrieben, wo ihn ein armer Fischer aufnimmt.

1) In illa caligine tempestatis omnes perierunt, Apollonius autem unius tabulae beneficio in
Pentapolitarum1est litore appulsus.

In jenem Nebel des Unwetters kamen alle ums Leben, Apollonius aber ist als einziger durch den Verdienst eines Brettes zur Küste Pentapolis gespült worden.

2) Interim stans Apollonius in litore nudus, intuens tranquillum mare ait:
Als er inzwischen nackt an der Küste stand, das ruhige Meer bewundernd, sagte er:

3) “O Neptune, rector pelagi, hominum deceptor innocentium, propter hoc me reservavisti egenum et pauperem, quo facilius rex crudelissimus Antiochus persequatur!
„Oh Neptun, Lenker des Meeres, Betrüger der unschuldigen Menschen, du hast mich, den Armen und Elenden, gerettet, damit der grausame König mich leichter bestrafen könnte.

4) Quo itaque ibo? Quam partem petam?”
Wohin werde ich daher gehen? Welchen Teil soll ich aufsuchen?

5) Sed subito vidit quendam grandaevum, sago sordido circumdatum.
Plötzlich sah er aber irgendeinen Hochbetagten, der mit einem schmutzigen Soldatenmantel bekleidet worden war. (?)

6.) Prosternens se illius ad pedes effusis lacrimis ait: “Miserere mei, quicumque es, succurre naufrago et egeno!
Sich zu den Füßen jenes hinstreckend, sagte er mit zerstreuten Tränen: „Eile dem Schiffbrüchigen und Armen zur Hilfe.

7) Ego sum Tyrius Apollonius, patriae meae princeps. Audi nunc tragoediam calamitatis
meae!”

Ich bin Apollonius von Tyrus, das Haupt meiner Heimat: Höre nun die Tragödie meines Unglücks.“

8) Itaque piscator misericordia commotus erigit eum et tenens manum eius duxit eum intra
tecta domus suae, et posuit epulas quas potuit.

Daher richtete der Fischer diesen durch Mitleid veranlasst auf und führte diesen, als er dessen Hand hielt, in sein Haus hinein und setzte (ihm) die Speisen vor, die er konnte.

9) Et ut plenius misericordiae suae satisfaceret3, exuens se tribunarium4 suum, scindit eum in
duas partes et dedit unam iuveni dicens:

Und damit er sein Mitleid noch vollständiger zeigte, zog er sich seinen Mantel aus, trennte diesen in zwei Teile und gab einen dem jungen Mann und sagte:

10) “Tolle hoc, quod habeo, et vade in civitatem: forsitan invenies, qui tibi misereatur.
„Nimm dies, was ich habe, und schreite in die Stadt: Vielleicht wirst du vorfinden, welcher sich dir erbarmt.

11) Et si non inveneris, huc revertere et mecum laborabis et piscaberis: paupertas5sufficiet
nobis.

Und wenn du nichts vorfinden solltest, komm hierher zurück und du wirst mit mir arbeiten und fischen: Das geringe Einkommen wird uns reichen.

12) Tamen admoneo te, ut, si quando deo adiuvante redditus fueris patriae, respicias
tribulationem paupertatis meae.”

Dennoch erinnere ich dich, dass, wenn du jemals in die Heimat zurückkehren solltest, weil dir Gott hilft, du auf den Kummer meiner Armut Rücksicht nehmen wirst.


1Pentapolis (Landschaft am libyschen Meer)
2König von Antiochia; Apollonius war auf der Flucht vor diesem.
3plenius misericordiae satisfacere: sein Mitleid (noch) vollständiger zeigen 4tribunarium: (abgetragener, schäbiger) Mantel
5paupertas: Armut, geringes Einkommen


Dazu meine Fragen:

zu Satz 2: Wenn ich das richtig sehe, beziegt sich das PPA „stans“ auf das Subjekt „Apollonius“. Darum habe ich diesen Satz umgeformt (als..). Im Nebensatz habe ich jedoch ein weiteres PPA „intuens“, welches kein Wort im 1. Fall hat, auf welches es sich beziehen kann. Oder bezieht sich dies auch auf „Apollonius“? Kann ein Wort zweimal für ein PC verwendet werden? Oder stimmt meine Übersetzung mit „das ruhige Meer bewundernd“?

- zu Satz 5: ähnliches auch hier: circumdatum ist ein PPP, dass sich auf den Hochbetagten (den alten Mann) bezieht, oder? Wenn ja – es ist ja kein Deponentia, darum müsste es doch eine Zeit nach hintenversetzt und im Passiv übersetzt werden? → .. Aber plötzlich sah er irgendeinen Hochbetagten, der mit einem schmutzigen Soldatenmantel bekleidet worden war.“ Hört sich ja nicht gut an ..

- zu Satz 6: prosternens ist ein PPA, jedoch haben wir hier nichts im 1. Fall – wir wissen aber, dass das Subjekt der Apollonius ist – kann ich dann trotzdem ein PC daraus machen? Also würde der Satzteil „Als er sich zu den Füßen jenes hinstreckte“ heißen?

- zu Satz 9: Auch hier hab wir zwei PPA: exuens bezieht sich auf tribunarium suum – dicens wieder auf das Subjekt? Weiters hab ich bei exuens ja keinen Relativsatz oder ähnliches gebildet, wir für das PC typisch – stimmt das tzd. so?

- Was denkt ihr generell über meine Übersetzung? Wie viele schwere Fehler habe ich? Welche Note würdet ihr mir geben? :lol:

Leider habe ich bei den Partizipien noch Schwierigkeiten.. Vielleicht kann mir ja jemand dafür etwas empfehlen. :)

Und ja, ich bereite mich tatsächlich auf die Prüfung in Wien vor :wink:

Liebe Grüße,
der Neuling :help:
neuling
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Re: Hilfe Texte: Jacobus Tevius / Historia Apollonii regis T

Beitragvon marcus03 » So 12. Okt 2014, 16:51

1) In illa caligine tempestatis omnes perierunt, Apollonius autem unius tabulae beneficio in
Pentapolitarum1est litore appulsus.
In jenem Nebel des Unwetters kamen alle ums Leben, Apollonius aber landete dank eines einzigen Brettes an der Küste der Pentapolis. (appelli = hingetrieben werden=landen)

2) Interim stans Apollonius in litore nudus, intuens tranquillum mare ait:
Als Apoll. inzwischen nackt an der Küste stand, sagte er, das ruhige Meer bewundernd/ wobei er ... :

3) “O Neptune, rector pelagi, hominum deceptor innocentium, propter hoc me reservavisti egenum et pauperem, quo facilius rex crudelissimus Antiochus persequatur!
„Oh Neptun, Lenker des Meeres, Betrüger der unschuldigen Menschen, du hast mich, den Armen und Elenden, gerettet, damit der grausame König A. mich umso leichter bestrafen kann.

4) Quo itaque ibo? Quam partem petam?”
Wohin werde ich daher gehen? Welchen Teil/Gegend/ Richtung soll ich aufsuchen/einschlagen?

5) Sed subito vidit quendam grandaevum, sago sordido circumdatum.
Plötzlich sah er aber irgendeinen Hochbetagten, der mit einem schmutzigen Soldatenmantel bekleidet war.

6.) Prosternens se illius ad pedes effusis lacrimis ait: “Miserere mei, quicumque es, succurre naufrago et egeno!
Sich zu den Füßen jenes niederwerfend/Er warf sich ... und , sagte er, nachdem er Tränen vergossen hatte, „Erbarme ich meiner, wer immer du auch bist, eile einem Schiffbrüchigen und Armen zur Hilfe.

7) Ego sum Tyrius Apollonius, patriae meae princeps. Audi nunc tragoediam calamitatis
meae!”
Ich bin Apollonius von Tyrus, das Haupt meiner Heimat: Höre nun die Tragödie meines Unglücks.“

8) Itaque piscator misericordia commotus erigit eum et tenens manum eius duxit eum intra
tecta domus suae, et posuit epulas quas potuit.
Daher richtete der Fischer, vom Mitleid gerührt, ihn auf und führte ihn , wobei er dessen Hand hielt, in sein Haus hinein und setzte (ihm) die Speisen vor, die er (vorsetzen) konnte.

9) Et ut plenius misericordiae suae satisfaceret3, exuens se tribunarium4 suum, scindit eum in
duas partes et dedit unam iuveni dicens:
Und um sein Mitleid(sgefühl) noch vollständiger zu befriedigen, zog er sich seinen Mantel aus, trennte diesen in zwei Teile und gab einen dem jungen Mann und sagte:

10) “Tolle hoc, quod habeo, et vade in civitatem: forsitan invenies, qui tibi misereatur.
„Nimm dies, was ich habe, und schreite in die Stadt: Vielleicht wirst du (jemanden) finden, der sich deiner erbarmt.

11) Et si non inveneris, huc revertere et mecum laborabis et piscaberis: paupertas5sufficiet
nobis.
Und wenn du (niemanden) gefunden hast/findest, komm hierher zurück und du wirst mit mir arbeiten und fischen: Das geringe Einkommen wird uns reichen.

12) Tamen admoneo te, ut, si quando deo adiuvante redditus fueris patriae, respicias
tribulationem paupertatis meae.”
Dennoch fordere ich dich dazu auf , dass du , wenn du jemals deiner Heimat zurückgegeben (sein) wirst, weil dir Gott hilft/ mit Gottes Hilfe , auf die Not meiner Armut zurückblickst.
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