Mittelalterlicher Bibelkommentar

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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Mittelalterlicher Bibelkommentar

Beitragvon goldtfaden » Sa 21. Mär 2015, 10:45

Hallo!

Ich bräuchte noch einmal Hilfe bei folgendem Kommentar zu Mt 17, 5 (Jesu Verklärung) aus der Feder des frühmittelalterlichen Benediktinermönchs Paschasius Radbertus:

Sed non ante Iesus solus in monte monstratur quam nubes clara eum obtexit et de nube in qua Spiritus Sanctus erat uox Patris sonuit: Hic est Filius meus et cetera.
"Aber nicht bevor Jesus allein auf dem Berg verklärt wurde, als ihn die leuchtende Wolke verhüllt hat und aus der Wolke, in der der Heilige Geist war, die Stimme des Vaters ergangen ist: Dies ist mein geliebter Sohn etc."

Tunc siquidem nube desuper clarescente cum uox Patris intonuit per nubem inuentus est Iesus solus. Et cum tres essent ut dixi unus est factus.
Damals, wenn nämlich die erglänzende Wolke herab kam und aus der Wolke die Stimme des Vaters donnerte, war Jesus allein aufgefunden. Weil die drei, wie gesagt, eins im Handeln sind.

Ganz herzlichen Dank!
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Re: Mittelalterlicher Bibelkommentar

Beitragvon consus » Sa 21. Mär 2015, 17:55

Salve!
Was zu korrigieren ist, möge sich aus folgender Wiedergabe der Sätze ergeben:
Aber Jesus zeigt sich erst dann allein auf dem Berg, als eine helle Wolke ihn verdeckte und aus der Wolke, in der der Hl. Geist war, die Stimme des Vaters erklang: Dies ist mein Sohn usw.
(monstratur: Mediopassivum, im Dt. reflexiv; Praesens historicum) / non ante … quam = nicht eher … als = erst … als)
Da nämlich als die Wolke von oben herab in ihrem Glanz erschien (im Lat. gleichzeitiger abl. abs., deshalb im Folgenden "dabei") und dabei die Stimme des Vaters durch die Wolke hindurch ertönte, fand man Jesus allein vor. Und obwohl sie zu dritt waren, wie ich sagte, wurde er zu einem einzigen.
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Re: Mittelalterlicher Bibelkommentar

Beitragvon goldtfaden » Di 24. Mär 2015, 13:26

Vielen Dank consus!

Würde es Dir etwas ausmachen, noch über folgenden Satz drüberzuschauen. Diesmal stammt er aus der Feder von Cornelius a Lapide:

Spiritus Sanctus per nubem adumbratus est, quia ipse ut nubes fulgida hominem illuminat, tegit, obumbrat, fœcundat ad omne opus bonum.
Der Heilige Geist ist durch die Wolke angedeutet/beschattet, weil er so selbst als glänzende Wolke den Menschen erleuchtet, bedeckt, beschattet und zu allen guten Werken befruchtet.

Gratia!
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Re: Mittelalterlicher Bibelkommentar

Beitragvon marcus03 » Di 24. Mär 2015, 13:40

...wird mittels einer Wolke angedeutet, weil er selbst/ gerade er wie eine strahlende Wolke ...
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Re: Mittelalterlicher Bibelkommentar

Beitragvon consus » Di 24. Mär 2015, 16:25

goldtfaden hat geschrieben:... obumbrat...
Zur Übersetzung des Verbums "obumbrare" bietet sich nach Luther (1912) das Wort "überschatten" an: Mt 17, 5: "Da er noch also redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke." In der Vulgata steht da: "nubes lucida obumbravit eos".
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