lateinische Formulierung gesucht

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Re: lateinische Formulierung gesucht

Beitragvon ille ego qui » Do 8. Jun 2023, 23:08

Noch einmal etwas klarer:
Die Frage des restriktiven (Einschränkung der Gesamtmenge) vs. additiven Gebrauchs (reine Zusatzinformation) stellt sich erst beim attributiven Gebrauch. Dieser ist sowohl beim Partizip als auch beim Relativsatz m.E. im Prinzip möglich.
Die Deutung eines Partizips im Sinne eines AcP ist wieder etwas anderes und ist NEBEN die attributive Lesart (mit ihren beiden oben genannten Bedeutungsmöglichkeiten) zu stellen.
:-D
Ille ego, qui quondam gracili modulatus avena
carmen et egressus silvis vicina coegi,
ut quamvis avido parerent arva colono,
gratum opus agricolis, at nunc horrentia Martis
arma virumque cano ...
ille ego qui
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Re: lateinische Formulierung gesucht

Beitragvon Sapientius » Fr 9. Jun 2023, 08:07

Alles Wichtige im MBS § 496-508


Marce, deine Mitteilung hat etwas Beruhigendes, um nicht zu sagen: Einschläferndes: alles klar, Thema abgehakt; keine offenen Fragen mehr?

Viele werden auch wissen, was "MBS" bedeutet.
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Re: lateinische Formulierung gesucht

Beitragvon Zythophilus » So 11. Jun 2023, 09:03

Manche verwechseln hier den Ausdruck "Sachverhalt" mit "Handlung" oder gar "Haupthandlung". Ich verweise auf das doch einigermaßen bekannte cum inversum, das die Haupthandlung in den GS verlegt, während der zusätzliche Sachverhalt im HS steht. Gibt es eine Regel, die besagt, dass die Schilderung eines Nebenumstands nicht zu den Sachverhalten gehört?
I.d.R. sind Partizipialkonstruktionen gleichwertig mit GSn; die stilistischen Unterschiede sind schon besprochen worden.
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Re: lateinische Formulierung gesucht

Beitragvon Sapientius » Do 22. Jun 2023, 09:51

Manche verwechseln hier ...


Manche verwechseln auch die Bereiche, "Handlungen", "Sachverhalte", "Haupthandlungen" sind keine Grammatikbegriffe; Grammtikbegriffe sind Prädikate, Objekte, Attribute. Beim cum-inversum steht auch das Hauptprädikat im HS.
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Re: lateinische Formulierung gesucht

Beitragvon Zythophilus » Sa 24. Jun 2023, 19:02

Wer hat hier behauptet, die genannten Begriffe seien Grammatikbegriffe? Natürlich steht das Hauptprädikat als das Prädikat des HS auch beim cum inversum nicht im cum-Satz. Diese Erklärung ist unötig, weil ohnedies niemand etwas anderes behauptet hat. Die Haupthandlung, wenn man zwischen der und Begleitumständen unterscheidet, findet man allerdings nicht im HS.
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Re: lateinische Formulierung gesucht

Beitragvon Sapientius » Mo 26. Jun 2023, 07:40

"Haupthandlung", "Nebenumstand", "Schilderung", ... - alles Begriffe, die in der Syntax gar nicht vorkommen.

Bleiben wir auf unserer Spur! Sätze sind nur Hauptsätze! Sogen. Neben- oder Gliedsätze sind Satzteile, oft Adverbialien, manchmal Objekt oder Subjekt. Temporalsätze sind Zeitangaben.

Es verdient etwas Nachdenken, was wir eigentlich mit der Metapher Neben- oder Glied- meinen.
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Re: lateinische Formulierung gesucht

Beitragvon Sapientius » Mi 28. Jun 2023, 07:38

... das doch einigermaßen bekannte cum inversum, das die Haupthandlung in den GS verlegt,


Hallo Zythophile, das geht mir durch den Kopf, wem kommt eigentlich die Bezeichnung "inversum" zu? Wer verlegt die Handlungen? Doch wohl der Verfasser, er setzt die Haupthandlung in den NS; die Eigenschaft "inversum" kommt dem Satzgefüge als ganzem zu, das Nebensächliche ist vorangestellt; das cum ist ganz normal temporal, "als".

Ebenso sehe ich es beim "cum causale"; nicht dieses ist kausal, sondern das ganze Gefüge, der NS steht zum HS im Verhältnis von Ursache - Wirkung. Der "Kausalsatz", für sich genommen, ist ein Aussagesatz, weiter nichts.
Was meint ihr dazu?
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Re: lateinische Formulierung gesucht

Beitragvon Zythophilus » Do 29. Jun 2023, 05:42

Ich gehe pragmatisch von der Funktion aus, die der Schreiber bzw. Erzähler seinen Sätzen zuweist. Ob man von Gliedsätzen spricht - und damit ja sagt, dass sie nicht ohne Hauptsatz stehen können - oder von Satzteilen ist letztlich egal. Schon der besseren Übersicht über die Struktur wegen scheint mir die Rede vom GS sinnvoller, denn ohne GS ist auch die Rede von HS sinnlos, wenn man ohnedies keinen GS anerkennt.
Wer ein cum inversum verwendet, macht das bewusst und weist so durch eine etwas ungewöhnliche Formulierung einem von der eigentlichen Satzstruktur weniger wichtigen Teil die größere Bedeutung zu. So gesehen hat hauptsächlich das cum die umgedrehte Bedeutung, während ein allein stehender HS durchaus von sich aus Nebensächliches berichten kann, während es der cum-Satz normalerweise tut. Dem, der nur auf Äußerlichkeiten achtet, mag das egal sein, aber dem Erzähler geht es ja um den Inhalt, nicht um grammatikalische Strukturen, die bestenfalls Beiwerk sind. In diesem Sinne erzählt er eine "Handlung", gewichtet ihre Aspekte, begründet etc., mögen die Begriffe auch keine direkten Grammatikbegriffe sein. Hier zeigt sich deutlich, dass der Erzähler nicht Sklave einer Grammatik ist und durchaus wählen kann, welchem Teil er welche Bedeutung zumisst, sodass er die Grammatikbegriffe nicht einmal kennen muss, um dennoch etwas erzählen zu können.
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