Latein am Ende? Über die Zukunft einer vergangenen Sprache

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Re: Latein am Ende? Über die Zukunft einer vergangenen Sprac

Beitragvon Ioscius » So 2. Jun 2024, 13:01

Aus Anonymitätsgründen will ich hier nicht jedes Detail preisgeben, gerne per PN.
Mit der Kombination meinte ich natürlich Latein und Griechisch.
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Re: Latein am Ende? Über die Zukunft einer vergangenen Sprac

Beitragvon marcus03 » So 2. Jun 2024, 13:51

Was du exotisch nennst, war früher klassisch.
Meine älteren Lateinlehrer unterichteten alle auch Griechisch, die jüngeren später, v.a. die Damen,
andere Zweitfächer (Kath. Theologie, Französisch).
Es gab auch die Kombi Latein - Sport. Andere gab es damals fast keine, si recte memini.

Letzte Frage:
Wer waren deine Autoren im Staatsexamen?
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Re: Latein am Ende? Über die Zukunft einer vergangenen Sprac

Beitragvon Ioscius » Mo 3. Jun 2024, 16:55

Du stellst wirklich ziemlich viele Fragen, allein wenn ich noch an die zu beantwortende PN denke.. :D

Vergil, Aeneis; Cicero, de fin.; Horaz, Oden
Homer, Odyssee; Platon, politeia; Lukian in Bezug auf die Zweite Sophistik
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Re: Latein am Ende? Über die Zukunft einer vergangenen Sprac

Beitragvon ille ego qui » Di 4. Jun 2024, 09:28

:D :D :D
Ille ego, qui quondam gracili modulatus avena
carmen et egressus silvis vicina coegi,
ut quamvis avido parerent arva colono,
gratum opus agricolis, at nunc horrentia Martis
arma virumque cano ...
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Re: Latein am Ende? Über die Zukunft einer vergangenen Sprac

Beitragvon mystica » Di 4. Jun 2024, 10:45

Cavete, quaeso, optimi sodales, vitium curiositatis! :D
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Re: Latein am Ende? Über die Zukunft einer vergangenen Sprac

Beitragvon Sapientius » Sa 6. Jul 2024, 09:42

Der politische Zeitgeist, um es in aller Deutlichkeit zu sagen, ist an wahrer Bildung, ...,
überhaupt nicht interessiert, ...


Tiberis, du sprichst ja hier wie die konservativen Theologen, seit Paulus, die wahre ewige Lehre im Gegensatz zu den menschlichen Gedankenkonstrukten, die sich in alle Richtungen drehen; aber wir meinen doch, dass sich seit Sokrates ein gewisser Bestand gebildet hat, ein Freiheitsbewusstsein, ein Recht auf kritisches Hinterfragen.
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Re: Latein am Ende? Über die Zukunft einer vergangenen Sprac

Beitragvon marcus03 » Sa 6. Jul 2024, 14:49

Sapientius hat geschrieben: aber wir meinen doch, dass sich seit Sokrates ein gewisser Bestand gebildet hat, ein Freiheitsbewusstsein, ein Recht auf kritisches Hinterfragen.

Das viele Leerformeln und scheinbar absolute Wahrheiten, die keine (mehr) sind, aufdeckt.

Sapientius hat geschrieben:die wahre ewige Lehre im

Die nur wenige oder keiner richtig verstanden hat bzw. nach Gusto interpretiert hat - mit Eigeninteressen
und Vorteilsstreben bis hin zur maßlosen Bereicherung und Machtansprüchen,
die die stellen, die die absolute Wahrheit für sich gepachtet zu haben behaupten und diese auch
mit brutaler Gewalt durchzusetzen bereit sind - in nomine Dei im perversen Falle.

Die Flexibilität der Dogmatik zeigt, dass man alles so hinbiegen kann, dass es irgendwie Sinn macht,
wenn auch wenig konkreten oder gar keinen, der im Leben weiterhilft, in dem wirklich zu gelten scheint:
Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott, der, wenn überhaupt, über liebevolle Menschen hilft, weil er
hoc in mundo nur deren Hände hat und nie andere gehabt habt inklusive derer, mit denen der Nazarener
zu Werke ging, konkret zum Heilswerk, das darin besteht, den Menschen durch sein Vorbild liebesfäfig zu machen und darin das, was man Gottesebenbildlichkeit nennt, zur Geltung zu bringen, die nichts anderes ist und nie war als ebendiese Fähigkeit und wenn die Theologen noch sehr mir anderen Begriffen um sich werfen und Bücher ohne Ende darüber schreiben. Mehr als das gibt es dazu nicht zu sagen,wenn man sich nicht in abgespaceten schwülstigen Leerformeln verlieren will, die schön klingen, in Leben aber zerplatzen wie Seifenblasen, wenn es kritisch wird.
Auch Ratzinger war primär ein Liebestheoretiker, der in der Praxis scheitern musste so wie jeder
Politiker, der mit der Bergpredigt die Welt verändern will, sehr schnell ernüchtert erkennt, dass das
nicht geht. (Helmut Schmidt).
Ama et fac, quod vis ist eine schöne Formel, die sicher wahr ist.
Doch welcher Mensch kann schon so lieben, wie es hier idealistisch gedacht ist? KEINER!
Also geht es ohne Gesetze etc. nicht, die sicher weniger oft angewendet werden müssten,
wenn Menschen eine möglichst liebevolle Kindheit erfahren hätten.
Das verrohte, ungeliebte Kind ist der potientielle kriminelle Erwachsene von morgen.
Kinder, die man nicht liebt, werden Erwachsene, die nicht lieben. (Pearl Sydenstricker Buck)

Vlt. sind unsere Stammesgenossen weiter als wir:
https://ethologisch.de/verlieren-schimp ... achkommen/

Zur privatio boni gehört mMn mit an ganz vorderer Stelle die privatio amoris materni.
Sie kann fatalste Folgen haben. Dafür gibt es zahllose Beispiele.
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Re: Latein am Ende? Über die Zukunft einer vergangenen Sprac

Beitragvon Tiberis » Di 9. Jul 2024, 00:33

Sapientius hat geschrieben:Tiberis, du sprichst ja hier wie die konservativen Theologen

Nicht alles, was hinkt, ist auch ein Vergleich, lieber Sapientius. Im übrigen hast du in dem aus meinem Beitrag zitierten Satz das Wichtigste geflissentlich ausgeklammert, nämlich meine Feststellung, dass wahre Bildung immer auf die Freiheit des Individuums abzielt und somit das eine ohne das andere nicht möglich ist. Ob das die Ansicht konservativer Theologen ist, wage ich zu bezweifeln...
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Re: Latein am Ende? Über die Zukunft einer vergangenen Sprac

Beitragvon Sapientius » Di 9. Jul 2024, 10:01

Tiberis, sei nicht so streng mit mir, ich wollte nur auf etwas Terminologisches hinaus, der "Zeitgeist" ist ein Leitbegriff der spätantiken Gnosis, die auch auf Paulus und Johannes eingewirkt hat; sie stellt die schwankenden Meinungen der Unwissenden in Gegensatz zu der wahren Gnosis, Einsicht, die aus der höheren Welt geoffenbart ist. Bei Johannes steht die berühmte Wahrheitsfrage, "Was ist Wahrheit?, sie deutet auf die gnostische Zweiweltenlehre mit ihrer höheren Wahrheit, die von oben kommt.
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Re: Latein am Ende? Über die Zukunft einer vergangenen Sprac

Beitragvon marcus03 » Do 11. Jul 2024, 11:24

Sapientius hat geschrieben:sie deutet auf die gnostische Zweiweltenlehre mit ihrer höheren Wahrheit, die von oben kommt.

Höhere Wahrheit ist eine Leerformel, die man christlich leicht füllen kann.
Die Wahrheit der Welt ist: Macht, Geld, Erfolg, Triebbefriedigung u.ä.
All das ist meist mit (viel) Lieblosigkeit verbunden. Erfolg hat seinen Preis bis hin um Gehen über Leichen.
Dem hält Jesus die Macht der Liebe entgegen, die Paulus so beschreibt:

Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit.
(1. Korinther 13,4–6)

Sie ist/wäre der Schlüssel zur Abmilderung der grausamen, evolutionsbedingten Realität unter den Menschen.
Die Natur wird immer grausam bleiben und ausmerzen, was nicht stark genug ist.

Man muss keine abstrakten Leerformeln benutzen um über Wahrheit zu sprechen.
Pilatus stellt die Frage auch nur, weil er das Wesen und die Lehre Jesu nicht erkannt hat und als
Machtpolitiker damit nie klarkäme, ja für lächerlich hielte.
Das Phänomen LIEBE ist der Schlüssel zu allem und wäre die Lösung für fast alles.
Nur von daher kann man die Bibel trotz ihre vielen Ungereimtheiten verstehen und als biophiles Buch bezeichnen, wenn man die Widersprüche wegexegetisiert hat, was mMn in fast allen Fällen möglich ist, und v.a.die Psychologie zu Rate zieht, die das zeitlos Gültige und Typische des Menschseins freilegt und für das Verstehen nutzbar macht.
Ohne sie bleibt die Bibel voller, auch grausamer Widersprüche, die man nur aus ihren historischen Kontexten erklären und beseitigen kann und muss, will man nicht als völlig naiv und hoffnungsloser
Idealisierer und Utopist betrachtet werden.
Zudem bedarf es der Geschichtswissenschaft, Anthropologie, Religionssoziologie u.a.
Eine absolute Wahrheit ist: Der Mensch braucht von Anfang an LIEBE und das ganze Leben hindurch in all ihren Facetten und Realisierungsmöglichkeiten in allen Bereiches der vita humana.

Paulus:
Brüder und Schwestern! Bleibt niemand etwas schuldig; nur die Liebe schuldet ihr einander immer.
Wer den andern liebt, hat das Gesetz erfüllt.
(Es gilt ohne Einschränkung die Gleichung: Gott = Liebe, 1 Joh)
Wo ich Gott und Liebe nicht gleichsetzen kann, ist Gott schlicht nicht im Spiel, sondern immer außen vor.

https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinf ... s-100.html
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Re: Latein am Ende? Über die Zukunft einer vergangenen Sprac

Beitragvon Sapientius » Fr 12. Jul 2024, 09:22

Hallo Marce, ich verstehe ja, dass dir die religiösen Leerformeln schwer auf der Seele liegen, aber vergiss nicht, dass du in einem Lateinforum bist, ich hatte hier Tiberis gefragt, ob er sich darüber im Klaren ist, dass der Terminus "Zeitgeist" auf den Wortschatz der "Gnosis" deute.

Einmal eine andere Frage: Würdest du in "Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" auch Leerformeln vermuten?
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Re: Latein am Ende? Über die Zukunft einer vergangenen Sprac

Beitragvon marcus03 » Fr 12. Jul 2024, 10:03

Sapientius hat geschrieben:Einmal eine andere Frage: Würdest du in "Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" auch Leerformeln vermuten?

Ja, auch wenn die Melodie noch so schön ist. Man könnte es auch als pathetische Gefühlsduselei abtun.
"Großer Gott, wir loben dich" oder "Wohin soll ich mich wenden" u.a. gefallen mir viel besser,
auch wenn deren Texte Leerformeln und viel schwülstiges Pathos enthalten.

Wer sind die Himmel? Was heißt hier Ehre?
Der Schöpfergott in concreto hat sich erledigt.
Gott ist eine Arbeitshypotese, die in der Wissenschaft keine Rolle mehr spielt.

Wofür soll man Gott rühmen, was an ihm konkret? Als Impulsgeber des Urknalls,der dann sofort
wieder abgetaucht ist und die Schöpfung sich selbst überlassen hat (Deismus)?
Oder als in Jesus eingegriffen habenden Demiurgen, der die Gesetze der Evolution aushebeln wollte oder
zumindest abmildern?

Die Einzige, was mir dazu einfiele ist, dass die grausame Evolution ein liebesfähiges Wesen hervorgebracht hat, was aber auch purer Zufall sein kann, weil Liebe/Altruismus auch Überlebens-/Selektionsvorteile hatte
Gib dem Zufall genug Zeit und er bringt alles Mögliche hervor!
Bis zum homo sapiens hatte er 13,8 Millarden Jahre Zeit zum Experimentieren.

Was heißt überhaupt GOTT EHREN oder ANBETEN?
Was geht im Menschen in diesem Moment vor? Hier müsste die Psychologie ran und die hat sicher auch
hier plausible Erklärungen.

Ich verweise noch mal auf Professor Andreas Bayer:
https://www.youtube.com/watch?v=WWsa-1zsQj8
Dem kann ich nichts hinzufügen. Er bringt es mMn auf den Punkt, den u.a. die Heiligenkreuzler nicht
wahrhaben wollen und lieber auf Riten und schwammmigen Sakramentalismus setzen,
weil der den Priester notwendig macht als Heilsvermittler, ohne den es nicht gehe.
Eine reine Behauptung und Glaubensache, die wieder voller Leerformeln ist, die der Otto-Normalgläubige nur schwer durchschaut oder aus Bequemlichkeit nicht durchschauen will.
Sonntagpflicht erfüllen, ein gutes Gefühl haben und im Alltag (liebloses) business as usual betreiben.
Motto:
Es muss etwas Höheres geben.
Der Pfarrer wird es schon wissen. Er hat das seltsame, realitätsferne Zeug ja studiert.
Die Kirche gibts schon solange. Irgendwas wird schon dran sein, auch wenn z.T. es jeder Logik widerspricht.
Und schaden kanns ja nicht.
Sicheres weiß man eh nicht. (Nix Gewiss woas man ned)
;-)
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