Futur

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Re: Futur

Beitragvon Sapientius » Sa 10. Dez 2022, 17:41

Die Paradoxien der Zeit hängen mit dem Relativitätsbegriff zusammen, und Relativität ist die Entdeckung, dass wir keinen Boden unter den Füßen haben.
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Re: Futur

Beitragvon marcus03 » Sa 10. Dez 2022, 19:09

Sieh einfach alles relativ,
damit liegst du nie ganz schief!
Hast du gebaut mal großen Mist,
auch dessen Größe nur relativ ist.
Eines andren Mist ist viel größer,
der eine ist bös, der andre noch böser.
Der eine meint, er sei reich,
wird aufgelacht von jedem Scheich.
Denn auch relativ sind Kontostände,
nichts gibts,was nicht irgendeiner relativ fände.
Relativ ist auch die Schönheit dieser Welt,
deren Relativität sie hat entzaubert und entstellt.
Während die Wenigen im Luxus leben,
geht für die Massen das Meiste daneben.
Doch auch deren Elend ist nur relativ,
der Reiche denkt: Habt halt Pech gehabt,
dass es bei euch mit der Herkunft nicht so gut lief.
Es könnte euch ja noch viel schlechter gehen,
zumindest habt ihr das Licht der Welt gesehen.
Der, der nach der Geburt verstarb, nicht überlebte,
kann sich freun, dass er nicht da war, als die Erde bebte.
Und er vlt. hätt Haus und Hof oder gar das Leben grausam verloren,
weil er das Pech hatte, dass man ihn in die falsche Gegend hat hineingeboren.
Wann und wie man am besten stirbt, ist relativ,
schiebs aufs dein Fatum, wenn dein Leben beschissen lief.
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Re: Futur

Beitragvon Sapientius » So 11. Dez 2022, 10:54

Das ist die populäre Seite des Relativitätsbegriffs, poetisch und humorvoll ausgedrückt, aber sachlich ist es doch etwas anders, "relativ" steht nicht für sich allein, sondern immer in Bezug auf "absolut", d.h. auf einen Maßstab; beim Zeitbegriff heißt das: es kommt auf den Standort des Beobachters an; wenn für uns Sonnenaufgang ist, dann war das für einen Beobachter auf der Sonne schon 8 Minuten früher.
Relativ und absolut sind polare Gegensätze, wir ereichen sie beide nicht, aber die Wechselfälle unseres Lebens spielen sich immer dazwischen ab.
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Re: Futur

Beitragvon marcus03 » So 11. Dez 2022, 12:40

Sapientius hat geschrieben: aber sachlich ist es doch etwas anders, "relativ" steht nicht für sich allein

Ich dachte an den Werterelativismus o.ä.
Es gibt immer weniger absolute Werte.

vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Paradoxie_des_Haufens
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Re: Futur

Beitragvon Sapientius » Di 13. Dez 2022, 10:19

Ich dachte an den Werterelativismus o.ä.
Es gibt immer weniger absolute Werte.


Mit den Begriffen "relativ" und "absolut" brauchen wir nicht viel herumzurätseln, sie sind polare Gegensätze, definieren sich gegenseitig: "Relativ ist das, was nicht absolut ist", und umgekehrt.

Betrachten wir ein einfaches Beispiel, "res publica", die Fügung enthält einen relativen Bestandteil, "publica", denn das Wort unterliegt der Kongruenz und erhält von "res" her seine Prägung; "relativ" heißt also "abhängig".
Und "res" ist der absolute Bestandteil, denn das Wort steht unabhängig.
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Re: Futur

Beitragvon ille ego qui » Do 22. Dez 2022, 04:55

Nur noch eine Fußnote aus Georges, zufällig drüber gestolpert:
Bei Ermunterungen in Frageform steht quin mit Indikat. des Präsens, z.B. werden wir nicht gehen? quin imus?* – Bei Fragen der Ungeduldsteht etiam mit Indikat. des Präsens, z.B. wirst du gleich schweigen? etiam taces?


(* vllt auch: Lass uns doch…!)

http://www.zeno.org/Georges-1910/A/werden?hl=werden
Ille ego, qui quondam gracili modulatus avena
carmen et egressus silvis vicina coegi,
ut quamvis avido parerent arva colono,
gratum opus agricolis, at nunc horrentia Martis
arma virumque cano ...
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