Auslöser des ersten punischen Krieges

Fragen zur Geschichte und Archäologie des griechisch-römischen Altertums

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Auslöser des ersten punischen Krieges

Beitragvon Caesar » Sa 1. Jan 2005, 14:55

Ich muss für Geschichte ein Spezialgebiet zum Thema "Rom-Karthago Kampf ums westliche Mittelmeer" verfassen. Habe dazu auch einige Bücher gelesen. Jedoch gibt es zum Beginn des ersten punischen Krieges immer eine andere Fassung

Ich lieste mal die zwei wichtigsten auf:

1).... Die erfahren Senatoren, die aus der Vergangenheit der Samniten- und Pyrroskämpfe gelernt hatten, zeigten keine Neigung zu einem Beistandspakt mit den Mamertinern. Aber der nicht so weitblickende, aktivere Teil des Senates brachte den Vorschlag vor die Volksversammlung und erreichte durch den verlockenden Hinweis auf reiche Kriegsbeute die Entscheidung für einen Krieg. Zunächst ging es nur um die Hilfe für die Mamertiner gegen Syrakus, und man hegte noch etwas Hoffnung, dass die kriegerischen Entscheidungen abgeneigte Politik Karthagos einem ernsten Widerstand ausweichen würde. .........
Bevor die röm. Truppen im raschen Anmarsch die meerenge erreichten, hatte eine punische Abteilung Messana besetzt. Beim Erscheinen der Römer kapitulierte aber d. punische Kommandant und wurde von den karthagern ans Kreuz geschlagen. Hierauf erklärten sie den Römern den krieg und schlossen gemeinsam mit Hieron Messana ein. Inzwischen hatten die Römer die Meerenge übersetzt. Die Syrakuser wurden besiegt, und die karthager mussten ebenfalls von der Blagerung ablassen.

(Auszug ausAlte Kulturen - Rom vonNack und Wägner)

2) ........ Hieron hatte seine Pläne nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Im jahre 264 nahm er den Kampf gegen die Mamertiner von neuem auf. Er zog nach Messana und begann, die Stadt zu belagern. Die Mamertiner baten die kartagher erneut um Schutz, den diese auch gewährten. Hieron ging nach Syrakosai zurück. ....
Da Rom mit dem übergreifen nach Sizilien.........

(Auszug Karthgo von Werner Huß)


Meine Frage: baten die Mamertiner beide Mächte um Hilfe?
bzw. wurde Messana wirklich zuerst von den karthagern besetzt und danach von den Römern erobert?

Was ist die richtige version, oder stimmen beide?
Caesar
 

Beitragvon Caesar » Sa 1. Jan 2005, 14:56

auf wikipedia findet man wieder eine leicht abgeänderte fassung

Die Mamertiner, ehemalige Söldner italischen Stamms und ansässig in der auf Sizilien gelegenen Stadt Messana ersuchten Rom um Unterstützung gegen den Tyrannen von Syrakus Hieron II.. 264 v. Chr. setzten die Römer mit zwei Legionen auf die Insel über. Unter Historikern sind die Motive für das Eingreifen umstritten. Es gibt Vermutungen, dass sich Rom von Karthagos militärischer Macht bedroht sah und deshalb angriff. Es war aber auch bekannt, dass die Karthager zu dieser Zeit eine Verhandlungsdelegation nach Rom sandten. Andere Historiker sahen in der Aktion ein Zeichen des römischen Expansionswillens.

Die Karthager stellten den Römern ein Ultimatum, indem sie den Rückzug der Truppen aus Messana forderten. Die Römer ließen die Frist aber verstreichen, und Karthago belagerte mit seinen Truppen und mit der Flotte die Stadt. Auf karthagischer Seite kämpfte auch überraschenderweise der Tyrann von Syrakus. Der römische Consul Appius Claudius Caudex setzte mit seinen Truppen nach Sizilien über und errang mehrere Siege. Bald stand er vor Syrakus. Er unterließ eine Erstürmung, weil er nicht die nötigen Kräfte hatte und zog sich zurück. 263 v. Chr. zog ein neues römisches Heer gegen die Stadt, woraufhin Hieron II. mit den Römern Frieden schloss. Die römischen Consuln Valerius Maximus und Otacilius Crassus schlossen das Kriegsjahr als Gewinner ab, weil es ihnen auch gelungen war, karthagische Verbündete auf Sizilien zum Übertritt zu veranlassen.
Caesar
 

Beitragvon Clemens » Sa 1. Jan 2005, 15:41

Afred Heuß sieht das in seiner Römischen Geschichte so:

"Da trat im Jahre 264 ein im Grunde geringfügiger Konflikt ein. Die Stadt Messana, damals ein oskischer Staat, welcher auf Sizilien in den vergangenen Jahrzehnten eine mächtige Stellung eingenommen hatte, aber bei den Griechen als fremder Eindringling und Friedensstörer - es handelte sich in der Hauptsache um ehemalige kampanische Söldner, welche, vor allem durch den syrakusanischen Tyrannen ins Land gezogen, die ursprünglich griechische Gemeinde Messana besetzt hatten - sich außerordentlich verhaßt gemacht hatte, war infolge der Konsolidierung des großen Syrakus unter der neuen Monarchie des Königs Hieron in Bedrängnis geraten und schaute sich nach Hilfe um. Das Gegebene war, sich an Karthago, die traditionelle Gegenspielerin der Griechen, zu wenden, und entsprechend verfuhr man auch. Aber kurz danach änderte man den Entschluß und schickte nach Rom eine Gesandtschaft. Rom war ja jetzt die Vormacht Italiens und damit auch der kampanischen Heimat der Messaner. In Rom war die Stimmung geteilt. Ein Bedürfnis, über die italische Halbinsel, welche eben gerade unterworfen war, hinauszugreifen, bestand nicht. Es hätte sich nur darum handeln können, den Griechen auf Sizilien durch Übernahme des Schutzes von Messana eine leichte Schlappe beizubringen und von einem kurzen Feldzug im reichen Sizilien mit vollen Taschen heimzukehren. Allerdings stellten sich dieser einfachen Entscheidung, bei der irgendwelche Rücksichten auf Karthago keine Rolle zu spielen brauchten, Bedenken des politischen Anstandes entgegen. Für einen Räuberstaat wie Messana zu den Waffen zu greifen, zumal wenn keine vitalen Interessen im Spiel waren, machte sich nicht gerade sehr gut und vertrug sich obendrein wenig mit dem starken römischen Bedürfnis nach Korrektheit der außenpolitischen Formen. Zudem war Rom selbst kurz zuvor gegen das politische Freibeutertum kampanischer Söldner auf italischem Boden, in Rhegion, also unmittelbar gegnüber Messana, eingeschritten und drohte dadurch in Widerspruch zu seinem eigenen Verhalten zu geraten.

Schließlich gewannen die Verlockungen eines leichten Triumphes aber doch die Oberhand und Messana erhielt die militärische Hilfe. Sie war gegen Syrakus ausgeschickt; aber als das römische Heer eintraf, sah es sich den Karthagern gegenüber, welche ihrerseits - gemäß dem ersten Beschluß Messanas - die Schutzherrschaft über Messana beanspruchten. An die Stelle einer kurzen Expedition gegen die Griechen schob sich sehr bald eine langwierige kriegerische Verwicklung mit Karthago."
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Beitragvon Caesar » Sa 1. Jan 2005, 16:42

Als o kurz gesagt.
Die Stadt Messana, rief beide Mächte zur Hilfe (?) um als Rom eintraf, war die Stadt bereits von den karthagern besetzt

Kann man das so sagen?
Caesar
 

Beitragvon Caesar » Mi 5. Jan 2005, 21:25

Habe noch eine einleuchtende Möglichkeit gefunden:

Zum 1. Punischen Krieg (264-241)
"Der erste Krieg mit Karthago entzündete sich an den Händeln mit den kampanischen Söldnern oskischer Herkunft, die, nach dem Tode des syrakusanischen Herrschers Agathokles brotlos geworden, sich der Stadt Messana (Messina) bemächtigt hatten. Diese ... Söldner ... waren 269 von Hieron II., dem Herrscher und dann König von Syrakus, ... geschlagen worden und riefen nun zunächst die Karthager zu Hilfe. Nachdem sie die erbetene karthagische Besatzung gegen den Willen der karthagischen Heeresleitung wieder zum Abzug gedrängt hatten und daraufhin auch von den Karthagern belagert wurden, baten sie, die nun von Karthagern und Syrakusanern zugleich bedrängt wurden, die Römer um Unterstützung ... Es mochte die Konsuln und Soldaten die Aussicht auf Ruhm und leichte Beute im reichen Sizilien in den Krieg geführt haben, und die Masse der Senatoren mochte in diesem Konflikt mit Syrakus eine begrenzte militärische Unternehmung sehen ... Hieron wurde schnell besiegt, und er schloß darauf auch Frieden mit den Römern. Die Karthager aber ließen sich nicht zu einer Regelung herbei, sondern mit ihnen entbrannte nun ein mehr als zwanzig Jahre währender Kampf, der beide kriegführenden Mächte an den Rand der Erschöpfung brachte."

Quelle: http://www.ewetel.net/~martin.bode/Karthago.htm
Caesar
 

Beitragvon Brigitte Ecker » Di 26. Jul 2005, 21:03

Neu herausgekommen und mitzberücksichtigen sind: Zimmermann, Rom und Karthago und Karl Christ, Hannibal, beide bei der WBG.

Anscheinend ist der Konflikt von den Konsuln aus Gier auf die sizilischen Reichtümer geschürt worden, denn Karthago hat anscheinend keine längerfristige Auseinandersetzung geplant bzw. gewünscht. Die Kriegserklärung durch die Römer war nach damaligem Recht bedenklich.

AUFPASSEN!!!!! Den Philinos-Vertrag mit einbeziehen. Der hätte nämlich den Römern verboten, sich in Sizilien einzumischen. Es ist gar nicht so unwahrscheinlich, dass es ihn gegeben hat.

Auch einzukalkulieren und im Referat zu erwähnen ist das Fehlen punischer Quellen.

Huß ist die erste Quelle, Nack und Wägner sind gar nicht zitierfähig.

Schau nach Möglichkeit den Originalwortlaut der antiken Autoren in der Textausgabe an.

Ich schick Dir eine Literaturliste (gekürzt) zum Thema Karthago bis 264, die ich mir für ein Referat zusammengestellt habe:

Walter Ameling, Karthago, München 1993 (= Vestigia 45)
Werner Ameling, Der Staat und der Krieg, in: Sabine Peters (Red), Hannibal ad portas, Ausstellungskatalog des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, Stuttgart 2004, 88 – 95
Oswaldo Arteaga, Die phönizisch-punischen Häfen im Westen, in: Sabine Peters (Red), Hannibal ad portas, Ausstellungskatalog des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, Stuttgart 2004, 118 - 125
Paolo Bernardini, Das phönizische und punische Sardinien, in: Sabine Peters (Red), Hannibal ad portas, Ausstellungskatalog des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, Stuttgart 2004, 142 - 183
Karl Christ, Hannibal, Darmstadt 2003
Linda-Marie Günther, Karthager und Griechen – „Erzfeinde“, in: Sabine Peters (Red), Hannibal ad portas, Ausstellungskatalog des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, Stuttgart 2004, 81 - 87
Friedrich-Wilhelm von Hase, Karthager und Etrusker in archaischer Zeit, in: Sabine Peters (Red), Hannibal ad portas, Ausstellungskatalog des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, Stuttgart 2004, 70 - 80
B. Dexter Hoyos, Unplanned Wars, Berlin 1998 (= Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 50)
Werner Huß, Geschichte der Karthager, München 1985 (= HdA III.8)
Werner Huß, Einführung, in: Werner Huß (Hg.) Karthago (= WdF 654), Darmstadt 1992, 1 - 9
Werner Huß, Karthago, München 1995 (=Beck’sche Reihe 2025)
Werner Huß, Die Karthager, München ²1994 und ³2004
Werner Huß, Karthager und andere Westphönizier, in: Sabine Peters (Red), Hannibal ad portas, Ausstellungskatalog des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, Stuttgart 2004, 106 - 115
KlP: Gerhard Schrot, KlP 3 (1979) 135ff
Serge Lancel, Carthage, Oxford 1997
NP: Werner Huß, Karthago, NP 6 (1999), 295 ff
Hans Georg Niemeyer, Mythos und Geschichte, Orient und Okzident, Sabine Peters (Red), Hannibal ad portas, Ausstellungskatalog des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, Stuttgart 2004, 38 – 43
Michael Palkovits, Verträge zwischen Rom und Karthago, juristische Dipl-Arb., Graz 2004
RE: Thomas Lenschau, Hannibal 7: RE 7/2, 2323ff
Thomas Lenschau oder R. Oehler, Karthago: RE 10/2 (1919), 2150ff
Sergio Ribichini, Tophet und das punische Kinderopfer, in: Sabine Peters (Red), Hannibal ad portas, Ausstellungskatalog des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, Stuttgart 2004, 247 – 261
Hermanfrid Schubart/Gerta Maaß-Lindemann, Die Phönizier an den Küsten der Iberischen Halbinsel, in: Sabine Peters (Red), Hannibal ad portas, Ausstellungskatalog des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, Stuttgart 2004, 126 – 141
Antonella Spanò-Giammellaro, Phönizier und Punier in Sizilien, in: Sabine Peters (Red), Hannibal ad portas, Ausstellungskatalog des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, Stuttgart 2004, 184 - 207
Brigitte Ecker
 


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