Heus tu, Iule amice noster!
Facetissime dictum! Sehr witzig gesagt! Bene, bene!
Sed iterum ad rem ipsam, aber wieder zur Sache selbst!
(1) In den Saturnalien des Macrobius (lebte um 400 n.Chr.) liest man Folgendes (1. Buch, 3. Kapitel, § 12):
Zuerst redet der Schriftsteller von der abnehmenden Nacht: dann, so schreibt er, kommt das „gallicinium, inde conticuum, cum et galli conticescunt et homines etiam tum quiescunt: deinde diluculum...“,
d.h. dann kommt das sog.
Gallicinium = Hahnengeschrei (gallus/Hahn + canere/kikeriki „singen“), darauf das sog.
Conticuum (hängt mit tacere zusammen), wenn sowohl die Hähne still werden und als auch die
Menschen immer noch ruhen: danach das
Diluculum“, d. h. die Morgendämmerung....
Es war also keineswegs selbstverständlich, sich durch Hähnekrähen die Nachtruhe rauben zu lassen und dann sofort aus dem Bett zu hüpfen (selbst wenn man mit den Hühnern schlafen ging). Vermutlich werden sich viele erst zur Zeit des Diluculums, d.h. als sie die Helligkeit wirklich wahrnahmen, den Schlaf aus den Augen gerieben haben...
(2) Dann noch ein Textbeleg für die Art des Weckens. Im Moretum, den sog. Kräuterkloßgedicht, das vom einem anonymen Verfasser stammt (vielleicht 1. H. des 1. Jh. n. Chr.) heißt es am Anfang (V. 1ff.):
„Iam nox hibernas bis quinque peregerat horas
excubitorque diem cantu praedixerat ales,
Simylus exigui cultor cum rusticus agri,
...
membra levat vili sensim demissa grabato“
d.h.
„Schon hatte die Nacht zweimal fünf winterliche Stunden durchlaufen
und der geflügelte Wächter den Tag durch sein Krähen angekündigt,
als der Landmann Simylos, Bebauer eines kleinen Ackers,
bedächtig seine Glieder von dem minderwertigen Bett erhob, worauf er sie zur Ruhe gesenkt hatte“.
Was also? Nun, der „geflügelte Wächter“, der Hahn, scheint unzweifelhaft auch als Wecker, aber wohl eher auf dem Lande, tätig gewesen zu sein.
Jetzt aber genug!
Fac valeas.