von Noname » Mi 16. Apr 2003, 23:33
Eine allgemeine "Blütezeit" kann man nur schlecht bestimmen; historisch gesehen ist ein ständiger Verfall ab einer bestimmten Zeit nur idealisierend, ein Reich geht keine 1400 Jahre unter.
Jede Zeit hatte ihr Vorzüge und Mängel; die Darstellung der zeitgenössischen oder späteren Literatur entspricht selten der Wahrheit. Die späte Republik und die frühe Kaiserzeit vollbrachten zweifellos die höchsten kulturellen Leistungen; wirtschaftlich gesehen war die folgende Zeit, besonders Neros, die florierenste; nur wollte und konnte ein Schriftsteller selten objektiv bleiben, wenn er den allseits verhassten Tyrannen beschrieb.
Das Reich hatte zwar zu Traians Zeit die größte Ausdehnung und man besaß nach Domitian wieder Redefreiheit, aber die Armee war erheblich schwächer als in späteren Zeiten, so war sie nicht in der Lage, die neuen Parther-Provinzen länger zu halten und gleichzeitig den inneren Judenaufstand zu bekämpfen; dazu fällt noch ein Mangel an literarischen Werken auf, scheinbar waren wenige Autoren es wert, abgeschrieben zu werden.
Militärisch war das Reich nie stärker als unter der Militärdiktatur der Dominaten (3. bis 4 Jh., zeitweilig eine halbe Million Soldaten, doppelte Stärke zu Augustus' Zeit), kulturell und wirtschaftlich war diese Zeit allerdings die schlechteste (hohe Inflation, "Naturalienwährung"), denn alle Ressourcen des Reiches wurden gegen die Völkerwanderungen im Norden, die vorrückenden Perser im Osten oder im beinahe ständigen Bürgerkrieg verbraucht.
Ich würde die Zeit Hadrians und Antoninus' favorisieren, es war eine ruhige Zeit mit stabiler innen- wie außenpolitischer Lage.