von Willimox » Mi 3. Aug 2011, 09:25
Salute, Marmor.
1. Befund
Der Indikativ ist hier sicher auch sehr gut möglich, insofern man die zeitliche Komponente
markiert. vgl. dazu Menge (2000) § 579.
In Kühner-Stegmann Teil 2, BD 2 § 209 2:
a) ante quam dicerem, abiit.
b) non abiit, antequam dixi
findet sich der Hinweis auf die Markierung nicht nur temporales Verhältnis in a):
Bevor ich ein Wort sagen[i] konnte .... [/i]
Bevor ich sprach, ging er weg lässt sich dagegen ohne weiteres mit
priusquam dixi, abiit wiedergeben. Damit ist dann die Faktizität des Sprechens
markiert.
Ähnlich RRH § 257, 2:
Opus omne prius est perfectum,
quam intellegeretur ab hostibus castra muniri.
...... ehe überhaupt von den Feinden erkannt werden konnte ...
2. Ciceros Konjunktiv, warum
Ich könnte mir vorstellen, dass Cicero den Konjunktiv gesetzt hat,
a) weil ein ruhiges, fast freundschaftliches Gespräch
einen darauffolgenden Kampf nicht mehr unbedingt zwingend macht.
b) Oder es liegt eine Art erzählende Vorausdeutung vor, vgl unser deutsches
Erzähl-Futur im Konjunktiv:
Bevor sie endgültig die Schwerter gegeneinander erheben würden,
wollten sie noch einmal miteinander reden.
c) Dass der Indikativ die Faktizität des Kampfes signalisiert und insofern korrekt
gesetzt werden kann, ist davon unbenommen:
Bevor sie endgültig die Schwerter gegeneinander erhoben,
wollten sie noch einmal miteinander reden.
3. Immer Irrealität?
Romanes Argument "sie kämpfen ja noch nicht" scheint mir nicht recht überzeugend.
Eine Handlung a, die vor einer Handlung b erfolgt, ist wohl immer derart beschaffen,
dass sie einer nicht aktualisierten Handlung b vorausgeht.
Demnach müsste dann wohl bei priusquam immer der Konjunktiv zu setzen sein.
Das aber - so die Grammatikauskunft - ist nicht der Fall.
Vale