von Prudentius » Di 26. Apr 2016, 16:04
Salve,
über diese Fragen kann man sich bei Heinrich Lausberg schlau machen, "Elemente der literarischen Rhetorik", umfangreicher auch "Handbuch der...".
Es sind Termini aus der gr. Rhetorik, periodos, Kreis- oder Umlauf, Rückkehr an den Ausgangsort, das Subjekt erzeugt eine Spannung, und das Prädikat löst die Spannung.
Kolon und komma sind nicht genau abgegrenzt, aber das kolon ist ein "Glied" oder Organ, wie "Bein", also etwas teilweise Selbständiges, während komma ein Abgeschnittenes ist, Unterschenkel, von gr. kopto schlagen, abtrennen, wie bei Apo-kope und Syn-kope in der Linguistik.
So recht brauchbar ist diese Dreiteilung nicht, aber wir sprechen von der l. Satzperiode, und Komma haben wir als Satzzeichen, und Kolon ist halbiert worden zu einem Semi-.
Es ist ganz interessant, einmal einen Blick auf die Bewertung der Rhetorik in der Antike zu werfen, sie war ja die führende geistige Disziplin, rivalisierte in Athen mit der Philosophie, neben Platon war Isokrates berühmt, er bot ein ganzes Bildungsprogramm, mit praktischer Ausrichtung auf die Redner- und Politikerlaufbahn; Platon hat ihn nie erwähnt; die Rhetorik hat die Erforschung der Wahrheit den Göttern (und Philosophen) überlassen und sie in kleiner Münze als "Wahrscheinlichkeit" unter das Volk gebracht, und begnügte sich mit dem "Plausiblen".
Abgewertet wurde die Rhetorik v.a. in der d. Geistesgeschichte, in Klassik und Romantik, als man das "Erlebnisgedicht" und das Geniedenken kultivierte, im Gegensatz zu der bis dahin geschätzten rhetorischen Dichtung.