Bier, Kirche und Latein

[Zythophilus]

https://www.dersonntag.at/artikel/ein-k ... CEzfZu0UKg
Unlängst fand sich in der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" unter "Was wir der Kirche verdanken" ein Artikel über Bier bzw. die Brauerei Weihenstephan. Der Text des offenbar parallel zu diversen Brauereiwebseiten, die der Interessierte etwa kennt, zusammengestellten Artikels bringt praktisch nichts Neues. Der gerne zu dem Thema zitierte Spruch, Flüssiges breche das Fasten nicht, hat schon Tradition, und dass er nicht fehlerfrei zitiert wird, hat ebenso Tradition. Wir lesen "Flüssiges bricht den Nüchternen nicht": Ein I fehlt an der entscheidenden Stelle, wo eben nicht ienunum stehen sollte; dabei weist schon Christus auf die Bedeutung dieses Buchstabens hin (Mt 5,18).
Die unzählig oft gelesene Aufforderung cervisiam bibat, die fast schon seit Hildegards Zeiten einer vom anderen abschreibt, findet man ebenso, wobei die Übersetzung mit "man" zweifelhaft ist. Hildegard rät hier nicht allgemein zum Bierkonsum, sondern der, dessen Bewusstsein (scientia et sensus) sich durch zu viel Nachdenken verflüchtigt, der also wohl geistig überspannt ist, solle drei Tage lang eine Art kalten Tee aus Balsamkraut (Tanacetum balsamita) und Fenchel sowie Bier trinken und noch ein paar seltsame Regeln befolgen (Physica I 195).
Am Ende wird es noch originell: Eine "Historia rei herbariae" finde ich (bzw. google) nicht als Werk der Hildegard, sondern es stammt von einem Curtius Sprengel. Mit dem Erscheinungsjahr 1807 hätte Hildegard das Buch mit 709 Jahren verfasst, was selbst mit Hildegard-Medizin und Bier unmöglich ist. Das sieht nach einem KI-Fehler aus.