Speise der Barbaren.

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Speise der Barbaren.

Beitragvon Laptop » So 5. Jan 2014, 00:36

Salvete. Kann man die Stelle “barbararum gentium laudatissimus cibus” überhaupt eindeutig deuten, oder aber bleibt offen was damit gemeint ist:
# eine hochgelobte Speise der Barbaren (ich lobe sie, aber sie stammt von den Barbaren)
# eine von den Barbaren hochgelobte Speise (die Barbaren loben sie)
wie seht ihr das?
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Re: Speise der Barbaren.

Beitragvon Christophorus » So 5. Jan 2014, 00:49

hm, es wäre sinnvoll, wenn du die Stelle mal ein bisschen genauer zitieren würdest, ist ja wohl vom älteren Plinius, aber im Netz kaum zu finden
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Re: Speise der Barbaren.

Beitragvon Laptop » So 5. Jan 2014, 01:08

@Christophorus Ich habe die Stelle als Zitat aus einem Buch, https://archive.org/stream/WrterUndIhreSchicksale/Storfer_1935_Woerter_und_Ihre_Schicksale#page/n83/mode/2up (7. Satz von oben, auf der zweiten Seite). Nun sehe ich, daß die Stelle im Buch falsch zitiert ist, und bei Plinius richtigerweise “lautissimus” lautet (Link).
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Re: Speise der Barbaren.

Beitragvon ille ego qui » Di 7. Jan 2014, 14:27

ich würde die these formulieren, wenn wirklich nur angegeben werden sollte, dass die barbari bwz. deren gentes diesen cibus loben (nicht aber unbedingt selbst besitzen), dann würde da etwa ein dativ stehen (vgl. "acceptus (erwünscht) alicui"; ich weiß nicht, ob man den superlativ eines ppp mit einer präpositionalkonstruktion à la "a barbaris" verbinden kann) ...
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Re: Speise der Barbaren.

Beitragvon Laptop » Di 7. Jan 2014, 18:21

@Ille Der Genitiv ist hier mehrdeutig, er kann sich an "laudatissimus" (ohne cibus) anschließen, dann ist es eine Speise, die bei den Barbaren hochgelobt ist, oder aber an "cibus" anschließen, dann stammt die (allgemein) hochgelobte Speise von den Barbaren. Wie kann man beides eindeutig im Lateinischen ausdrücken?

Übrigens, diese Speise, von der hier die Rede ist, ist Butter. Nur nebenbei erwähnt.
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Re: Speise der Barbaren.

Beitragvon ille ego qui » Fr 17. Jan 2014, 13:41

@Ille Der Genitiv ist hier mehrdeutig, er kann sich an "laudatissimus" (ohne cibus) anschließen, dann ist es eine Speise, die bei den Barbaren hochgelobt ist, oder aber an "cibus" anschließen, dann stammt die (allgemein) hochgelobte Speise von den Barbaren. Wie kann man beides eindeutig im Lateinischen ausdrücken?


wäre der genitiv in dem sinne, dass die germanen diese speise in höchstem maßen loben und hochschätzen, nicht womöglich ein germanismus? zumindest gehört ein genitiv nicht zur valenz von "laudatus".
letzteres muss nicht zwangsläufig etwas heißen, aber vgl. den fall "acceptus":
da wäre doch wohl "cibus Germanis acceptissimus / amatissimus / dilectissimus u.a." eindeutig die lieblingsspeise der Germanen, "cibus acceptissimus Germanorum" hingegen die - wem auch immer! - liebste Germanenspeise. mit eindeutigen gegenbelegen rechne ich nicht, lasse mich aber natürlich gerne belehren :-)
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Re: Speise der Barbaren.

Beitragvon consus » Fr 17. Jan 2014, 14:27

Plin. nat. 28, 133: E lacte fit et butyrum, barbararum gentium lautissimus cibus et qui divites a plebe discernat.
Fieri non potest, amici, quin hunc nuntium interponam - ignoscite quaeso: Disputatio adeo ab ipsius Plinii verbis recessit, ut supervacanea hoc loco nunc videatur esse. Ceterum nullam in apparatu critico* invenimus variam quae vocatur lectionem. Qua ex re praeclare conicere nobis licet Plinium superlativo "lautissimus" usum esse. Is qui “laudatissimus” scripsit parum diligenter Plinium videtur legisse…
______________________________________________________________________
* C. Plinius Secundus, naturalis historia, edd. L. Ian et C. Mayhoff, vol. IV, Stutgardiae MCMLXVII, p. 320.
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Re: Speise der Barbaren.

Beitragvon Laptop » Fr 17. Jan 2014, 14:30

Danke Ille, das trifft schon meine Frage. So kann man es lat. eindeutig ausdrücken, das sehe ich ein. Unsicher bin ich mir noch, ob der Genitiv nicht beide geschilderten Funktionen übernehmen kann.

@consus Ja, das Zitat ist fehlerhaft. Die weitere Diskussion ist eine rein theoretische, nämlich die, als ob da "laudatissimus" stände. Wäre eine Genitivus subjektivus, der von einem solchen Attribut abhängt stilistisch möglich?
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