Taufbuch

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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Taufbuch

Beitragvon publiovidius » Di 16. Sep 2014, 20:40

Hallo, seid gegrüßt,
ich habe eine Anfrage zu einem Eintrag in einem Taufbuch bekommen. Ich weiß, dass solche Übersetzungen immer problematisch ohne Kontext sind. Ich kann weiterführende Informationen gerne einholen.
Ich gebe zunächst einmal den Text mitsamt den Anmerkungen wieder, die der Fragesteller beigefügt hat.
„Ludwig Schick, geb. 3.7.1813
Baptizatus est Ludovicus Henrici Schick vulgo Henkels
et Elisabetha Schick conjugum
fil: legit levante Ludovico Schick cop. 3.2.46“

„Baptizatus est – es (er) ist getauf
vulgo Henkels – genannt Henkels; das ist mir klar
Was heißt „conjugum“?
fil: legit – legale Tochter; ist das richtig?
Was heißt „levante“?
cop. 3.2.46 – copuliert am 3.2.1846; dieser Ludwig Schick hat am 3.2.1846 geheiratet“

Meine Idee wäre:

„Ludwig Schick, geb. 3.7.1813
getauft worden ist Ludovicus, der Sohn des Ehepaares Heinrich Schick (genannt Henkels) und Elisabeth Schick: durch rechtmäßige Taufe auf den Namen Ludocivus Schick (…)?

Für eure Hilfe bin ich sehr dankbar
Lg, publiovidius

[i]"(...)die klassischen Philologen, die als einzige (neben den Theologen) noch eine wirklich internationale Gelehrtensprache haben, <sollten> sich sehr bedenken, diesen Schatz, zu dessen Hütern und Wahrern sie berufen sind, zerrinnen zu lassen."[/i]
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Re: Taufbuch

Beitragvon Zythophilus » Di 16. Sep 2014, 21:21

coniugum ist auf jeden Fall der Gen.Pl. von coniunx, "der Eheleute".
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Re: Taufbuch

Beitragvon iurisconsultus » Di 16. Sep 2014, 21:24

fil(ius) legit(imus) / fil(ia) legit(ima): rechtmäßiger (ehelicher) Sohn / rechtmäßige (eheliche) Tochter
Qui statuit aliquid parte inaudita altera,
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Re: Taufbuch

Beitragvon iurisconsultus » Di 16. Sep 2014, 21:48

levante Ludovico Schick: (aus der Taufe) hebend (Taufpate) Ludwig Schick
cop(ulatio) 3.2.46: Trauung am 3.2.1946

Ich würde also sagen:
Getauft wurde Ludwig, der eheliche Sohn der Eheleute Heinrich Schick, bekannt als "Henkels", und Elisabeth Schick, die am 3.2.1946 getraut wurden, wobei Taufpate Ludwig Schick war.

Irgendetwas passt da aber nicht zusammen, denn der Getaufte kann nicht gleichzeitig Taufpate sein, es sei denn, es handelt sich um einen gleichnamigen Verwandten.
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Re: Taufbuch

Beitragvon publiovidius » Di 16. Sep 2014, 22:51

Hallo, sei gegrüßt,

vielen Dank für die Antwort, ich werde das weitergeben.
Lg, publiovidius

[i]"(...)die klassischen Philologen, die als einzige (neben den Theologen) noch eine wirklich internationale Gelehrtensprache haben, <sollten> sich sehr bedenken, diesen Schatz, zu dessen Hütern und Wahrern sie berufen sind, zerrinnen zu lassen."[/i]
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Re: Taufbuch

Beitragvon iurisconsultus » Di 16. Sep 2014, 22:55

Wenn du noch einmal entsprechende Anfragen hast, findest du hier (http://www.landesarchiv-ooe.at/xchg/SID ... U_HTML.htm) ein sehr ausführliches Glossar, das ich gerade entdeckt habe. :-D
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Re: Taufbuch

Beitragvon Christophorus » Di 16. Sep 2014, 23:00

iurisconsultus hat geschrieben:Ich würde also sagen:
Getauft wurde Ludwig, der eheliche Sohn der Eheleute Heinrich Schick, bekannt als "Henkels", und Elisabeth Schick, die am 3.2.1946 getraut wurden, wobei Taufpate Ludwig Schick war.

Irgendetwas passt da aber nicht zusammen, denn der Getaufte kann nicht gleichzeitig Taufpate sein, es sei denn, es handelt sich um einen gleichnamigen Verwandten.


1846 :wink: - wobei nicht ganz klar ist, wer dann heiratet - die Eltern des bereits 1813 geborenen und erst nun getaufen Ludwig? Ludwig selber? die Eltern werden ja wohl kaum 1746 geheiratet haben, dann wären ja 67 Jahre bis zur Geburt des Sohnes vergangen ...

Dass Kinder nach ihren Taufpaten benannt wurden, war lange Zeit und ist auch heute teilweise noch üblich, und Ludwig war zudem im 19. Jahrhundert ein sehr beliebter und häufiger Vorname.
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Re: Taufbuch

Beitragvon iurisconsultus » Mi 17. Sep 2014, 00:03

Stimmt! Wenn die Eltern bereits am 3.2.1746 die Ehe vollzogen haben sollten, wäre die Geburt des kleinen Ludwig am 3.7.1813 reichlich spät erfolgt (ein Wunder? :lol:). Sofern die Angaben überhaupt stimmen, wäre höchstens noch denkbar, dass die Eltern am 3.2.1846 geheiratet haben und der kleine filius naturalis durch "Begünstigung des Landesfürsten" (vgl § 162 öABGB) zum filius legitimus gemacht wurde. :lol:

Seis wies sei, bonam noctem!
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Re: Taufbuch

Beitragvon Christophorus » Mi 17. Sep 2014, 00:47

komisch auch, dass da am Anfang "geb." steht, während der Rest in Latein ist ...

wäre es möglich, mal ein Foto vom Original zu bekommen?
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Re: Taufbuch

Beitragvon Zythophilus » Mi 17. Sep 2014, 07:14

Wenn es sich um ein reines Taufregister handelt, dann ist ein Eintrag über eine Eheschließung (sofern hier cop. als copulatus erklärt werden kann) unnötig.
Wenn es aber ein Kirchenbuch (in Österreich normalerweise als Pfarrmatriken bezeichnet ist), dann stehen weitere Daten der betreffenden Person drinnen, und somit würde sich cop. auf den 1813 geborenen Ludwig Schick beziehen. Vermutlich wäre die Schrift dieses Eintrags anders als der vorherige Text.
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Re: Taufbuch

Beitragvon iurisconsultus » Mi 17. Sep 2014, 11:53

Vielleicht darf ich in diesem Zusammenhang, wenn auch im falschen Unterforum, eine andere Frage einrücken. Kennt jemand von euch ein Werk, in dem möglichst umfassend lateinische Akronyme und Kurzwörter erklärt werden, und zwar insbesondere für Zeit nach dem klassischen Latein? Beim Stöbern in alten Urkunden, beim Lesen von Inschriften udgl stoße ich dabei immer wieder heftig an meine Grenzen.

Darüber hinaus würde mich interessieren, ob es gute Wörterbücher für das "Kirchenlatein" gibt. Denn auch hier ergehts mir oft ähnlich. :roll:
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Re: Taufbuch

Beitragvon consus » Mi 17. Sep 2014, 15:23

Kann mmer noch hilfreich sein: Adriano Cappelli: Lexicon Abbreviaturarum.
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Re: Taufbuch

Beitragvon iurisconsultus » Mi 17. Sep 2014, 16:07

Danke für den Hinweis consus. Leider kenn ich das bereits und da ich eher ein "Analogmensch" bin, hätte ich gern ein Buch zum Nachschlagen. :-D
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Re: Taufbuch

Beitragvon consus » Mi 17. Sep 2014, 16:26

Servus,Iurisconsulte!
Auch ich habe lieber ein gedrucktes Buch in der Hand. :-D Hier ist es zum Kirchenlatein (vermutlich dir auch schon bekannt):
Sleumer, Albert: Kirchenlat. Wb. 2. Nachdr. der 2., sehr verm. Aufl. des "Lit. Lex." (Limburg a. d. Lahn 1926) Hildesheim 1996 (ca. 50,00 €).
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Re: Taufbuch

Beitragvon iurisconsultus » Mi 17. Sep 2014, 16:32

Ja, das kenne ich auch schon, aber bevor ich doch eine nicht unerhebliche Anzahl nummi ausgebe, wollte ich noch euren Expertenrat einholen, ob es bessere Alternativen gibt. :D
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