Ich denke, man sollte sich auch hier vor Pauschalurteilen hüten, die per se fast immer falsch sind.
Zudem kann man aus Fehler anderer lernen oder Denkanstöße erhalten.
mystica hat geschrieben:Das Projekt der Moderne aber, welches einst für Aufklärung, Freiheit und Rationalität angetreten ist, ist mehr oder weniger gescheitert.
Auch das erscheint mir zu pauschal.
Gäbe es im Islam etwa mehr Aufklärung, würden im Namen Gottes keine Menschen umgebracht,
die größte aller denkbaren religiösen Perversionen, von der leider auch das Christentum nicht
Halt gemacht hat. Der Islam hat seine Aufklärung noch vor sich und man kann nur hoffen, dass
sie rasch voranschreitet, damit endlich Schluss wird mit dem Missbrauch von Religion zu
politischen Zwecken (Iran, Türkei u.a.) und zur Unterdrückung von Menschen v.a. von Frauen.
Dass auch die Aufklärung in vielen Aspekten übers Ziel hinausgeschossen oder Illusionen geweckt hat
(Selbsterlösung), ist dem menschlichen Faktor geschuldet und dem Missbrauch durch egoistische
Machtinteressen (etwa die der Nomenklatura).
Die Aufklärung selbst bedarf der Aufklärung, was ja auch längst der Fall ist in aufgeklärten Ländern.
Fakt ist: Ohne Aufklärung wären wir wirtschaftlich, gesellschaftlich und ökonomisch nicht da, wo
wir heute sind, auch wenn wir immer mehr erkennen müssen, dass nicht alles Gold ist, was
am Fortschritt glänzt, ja sogar selbstzerstörerisch sein kann.
Rationalität, richtig verstanden und praktiziert, kann nie schlecht sein. Das kann man pauschal sagen.
Das Problem ist die allgemein akzeptable Definition von Rationalität, über die weiter trefflich gestritten werden kann und muss, wobei es gute Kriterien dafür längst gibt wie etwa die Goldene Regel und deren
modernere Version des kritischen Jesuiten Rupert Lay, der sie so formuliert:
„Handle stets so, dass Du das personale Leben in Deiner Person als auch in der Person
eines jeden anderen Menschen eher mehrst denn minderst“
Wenn das nur so einfach wäre, hätte es der Aufklärung vlt. gar nicht bedurft oder sie wäre anders
abgelaufen.